Kapitel 26: So schwarz

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Severus lächelte leicht, er wollte noch etwas zeichnen, suchte wieder nach dem Motiv und blieb an ihrer Hand hängen.
Sie hatte schöne filigrane Finger, eine zarte Hand, genau das würde er malen.
Er positionierte ihre Hand auf seinem Knie, was sowohl in ihm als auch in ihr einen kleinen Stromschlag auslöste, was sich aber keiner der beiden anmerken ließ, stellte ihre Finger so hin, wie er sie zeichnen wollte und ließ das Bild wie auch schon zuvor bei den Gläsern, einen Moment auf sich wirken, dann fing er an zu zeichnen. Er sah sehr konzentriert aus, seine Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen, die Falte zwischen ihnen wurde wieder etwas tiefer.
Er brauchte fast dreimal so lange als er ihr das Bild wieder überreichte und sie beobachtete als sie sich das Bild ansah.
„Einfach.. perfekt", sie schüttelte leicht den Kopf, „vor mir sitzt ein zweiter Picasso"
„Danke für die Blumen", sagte er lachend, legte dann den Block und den Stift zur Seite und ließ seine Hand über ihre gleiten, die immer noch auf seinem Bein lag.

Hermine schluckte leicht, sie hatte seine Hände wirklich vermisst, diese warmen weichen Finger, die so unendlich vorsichtig über ihre Haut strichen.
Sie öffnete ihre Hand, drehte sie um und strich über seine Handinnenfläche, ließ den Kopf auf die Lehne der Couch fallen und funkelte ihn an.
„Ich hab Sie vermisst", sagte er leise, drückte leicht ihre Hand.
„Ich Sie auch", schmunzelte Hermine, dann entzog sie ihm ihre Hand und drückte sich auf ihn, drückte ihn nach hinten in die Couch, so, dass er sich gezwungenermaßen hinlegen musste, sie lag auf ihm und stützte ihr Kinn auf ihren Händen über seiner Brust ab.
Er winkelte ein Bein an, damit sie nicht seitlich von ihm von der Couch fallen würde und legte seine Hände vorsichtig an ihren Rücken.
Sie sah ihm tief und fest in die Augen, „Ihre Augen sind so schwarz", intensivierte ihren Blick noch mehr, sie schien zu versuchen bis an den Grund des schwarzen Sees zu gelangen, als würde dort eine Wahrheit liegen, die sie unbedingt wissen musste, „wie... eine schwarze... Sonne... ein schwarzes Loch... die Tiefen des Weltalls...", ihr Blick klärte sich auf, sie lächelte selig.
„Danke? Schätze ich?", er lachte leicht. Hermine nahm eine Strähne seiner Haare und besah sie sich genauer, sie waren genauso schwarz wie seine Augen, sie rutschte ein Stück nach oben, legte ihren Kopf nah an seinen und die Nase in seine Haare.

Severus sah nach oben und schloss die Augen, kam sie ihm mit Absicht so nah? War es ein Test: wie sehr könnte er sich beherrschen?
Er spürte ihren Körper auf sich, die Brüste an seinem Oberkörper, ihre Nase an seinen Haaren und die Lippen beinahe an seinem Hals, ihre Hände lagen halb auf seiner Brust, ihr Knie zwischen seinen Beinen, genau über seinem Gemächt.
Wie lange lag sie nun schon so auf ihm?
Sie bewegte sich kaum, er strich ihr leicht über den Rücken, was ein kleines Seufzen auslöste, sie schob ihre Hände an seine Arme und hielt sich fest, nahm regelmäßige tiefe Atemzüge.

Eingeschlafen... sie ist eingeschlafen, dachte er und atmete wieder einmal erleichtert aus.
Er lehnte seinen Kopf wieder an ihren, streichelte durch ihre Haare, wenn sie aufwacht hat sie vermutlich Hunger, dachte er, er beschloss sich langsam vom Sofa zu robben, sie schlafen zu lassen und etwas zu kochen.
Er drehte sich leicht zur Seite, schob sie sanft von sich herunter auf das Sofa. Er sah sie an, sie war wirklich unfassbar schön, lächelte glücklich, schüttelte dann den Kopf, stand umständlich vom Sofa auf, legte ihr noch eine Decke über und ging in die Küche um mit dem Kochen anzufangen.

Hermine wurde von ihrem knurrenden Magen geweckt, er zog sich fast schon schmerzhaft zusammen, sie wachte langsam auf, musste sich erst einmal orientieren.
Anstatt auf Snape zu liegen, lag sie alleine auf der Couch, eine Decke lag auf ihrem Körper, ein unglaublicher Duft lag in der Luft, weshalb sich ihr Magen vermutlich gemeldet hatte. Sie schob die Decke von sich, trank noch einen Schluck Wasser und machte sich dann auf den Weg in die Küche.
Snape stand am Herd, es brutzelte herrlich und der Geruch intensivierte sich noch, warum kann er so gut kochen?, fragte sie sich, vermutlich ist es dem Brauen von Tränken sehr ähnlich... nur weniger tödlich, sie schmunzelte bei ihren Gedanken.
Leise ging sie zu ihm, umarmte ihn vorsichtig von hinten, er zuckte leicht zusammen, war gerade in Gedanken gewesen, als sie ihre Arme um ihn legte.
„Ausgeschlafen?", fragte er lachend und sah zu ihr herunter.
„Nächstes Mal können Sie mich ruhig wecken... dann helfe ich Ihnen!", sagte sie freundlich, schob sich leicht vor ihn und hielt die Nase gefährlich nah über die heiße Pfanne.
„Sie haben so friedlich auf mir geschlafen...", er sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem weichen Lächeln an, schob sie ein wenig zurück.
„Entschuldigung... das waren die Kräuter", sie sah ihn verlegen an.
„Ich dachte schon ich hätte Sie mit meinen Zeichenkünsten... umgehauen", er sah sie abwartend an.
„Das war... wirklich schlecht", sie lachte und hielt sich die Hand vor die Stirn, strich leicht über ihre Augen, „kann ich irgendwie helfen?"
„Nein, ist alles fast fertig, gehen Sie schon mal zum Sofa... aber nicht wieder einschlafen", warnte er.
„Ich schlafe nur auf Ihnen ein...", sagte sie noch als sie die Küche verließ.
Er lachte leicht, dann wandte er sich wieder dem Herd zu.

Hermine war derweil an der Couch angelangt, setzte sich auf die Couch und trank den letzten Schluss Wasser.
Kurz danach kam Snape mit zwei Tellern und Besteck zu ihr, stellte ihr den Teller auf den Tisch, den seinen daneben und nahm Platz.
„Mhhh...", kam es von Hermine als sie sich die erste Gabel in den Mund gesteckt hatte, „das ist unheimlich lecker", schwärmte sie.
Snape nickte, aß stillschweigend weiter, Hermine kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.
„Wollen Sie einen Nachschlag?", fragte er als er sie musterte.
„Wenn Sie noch etwas haben gerne", sagte sie und hielt ihm ihren Teller hin, er lachte, nahm ihren Teller, füllte ihn in der Küche auf und kam wieder zurück.
„Ich glaube Sie essen zu wenig", sagte er nachdenklich, als er ihr den Teller zurückgab und sie sofort anfing zu essen.
„Da widerspreche ich Ihnen nicht", sie hielt sich die Hand vor den Mund als sie ihm antwortete.
„Was ist denn so schwer daran dreimal am Tag zu essen?", fragte er anklagend.
Sie schluckte das Essen in ihrem Mund herunter und sah ihn an, „ich war in den letzten Tagen so in Gedanken"
„Weniger denken, mehr essen...", er lehnte sich zurück in die Couch und legte ein Bein über das andere.
„Und das von Severus Snape", sie schüttelte den Kopf, aß dann weiter.
Es gefiel ihm nicht, dass sie so wenig auf sich achtete. Wie konnte man so in Gedanken sein, dass man das Essen vergessen konnte?

Als sie gesättigt war lehnte sie sich ebenfalls nach hinten in die Couch und lächelte ihn an.
„Jetzt könnte ich ein kleines Nickerchen machen...", sagte sie lachend.
„Sollte man sich nicht nach einer ausgiebigen Mahlzeit körperlich betätigen?", fragte er skeptisch.
„Was würden Sie denn vorschlagen?", fragte sie, sie sah auf das Sofa, schob ihren Blick weiter über seine Beine und hielt inne, sah dann ruckartig nach oben.
„Einen Spaziergang", sagte er dunkel und langgezogen.
„Ein Spaziergang im Schnee... abends... wie romantisch.", sie stand auf, zog ihn mit sich und sich schnell an.
Kurze Zeit später standen sie vor der Tür, Severus hatte sich noch einen warmen Umhang übergeworfen, Hermine hatte die Jacke bis zum Kinn zugezogen und dann machten sich beiden auf den Weg, den er natürlich vorgab, er kannte sich viel besser aus in dieser Gegend.
„Gehen Sie oft spazieren?", fragte sie neugierig als sie in einem angenehmen Tempo durch die Straßen schlenderten.
„Manchmal... wenn ich zu viel im Kopf habe", sagte er leise.
„Haben Sie jetzt auch zu viel im Kopf?"
„Wie kommen Sie darauf?", er sah sie überrascht an.
„Naja, es war Ihre Idee...", ein freundliches Lächeln erhellte ihre Züge.
„Sehr aufmerksam...", er lachte dunkel.
„Also! Woran denken Sie?"
Er seufzte leicht, sah ihr wieder so wehmütig ins Gesicht wie schon vor Wochen an der Tür, „nicht so wichtig."
Hermine lächelte traurig, dann griff sie nach seiner Hand und verhakte ihre Finger mit seinen.
Er sah erstaunt auf seine Hand, ihre Haut war warm und angenehm, Hand in Hand liefen sie weiter, es war sehr kalt, der Schneefall hatte eingesetzt, aber keiner von beiden fror.
Sie machten eine Runde, kamen nach einer guten dreiviertel Stunde wieder an seinem Haus an, er öffnete die Tür und ließ sie eintreten.
„Und?", fragte er.
„Das tat wirklich gut", sie nickte, die Kälte hatte ihre Wangen eingefärbt, einige Schneeflocken hatten sich in ihren Haaren verirrt, ebenso wie in seinen.

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