Ich steckte die Hände in die Taschen meiner Weste und schlurfte in die Küche, aus der ich Schritte und das Klirren von Besteck vernahm.
„Und, was kochen wir heute Schönes?", fragte ich. Ich gab mir dabei sogar Mühe, euphorisch und fröhlich zu klingen, auch wenn ich alles andere als das war. Mir wären hunderte Beschreibungen meines Zustandes eingefallen, die passender gewesen wären.
„Es freut mich, dass du fragst, liebste Cousine", gab er enthusiastisch zurück.Er wirbelte zu mir herum und deutete, sobald er einen Blick auf mein Gesicht erhaschen konnte, auf dieses.
„Aber ich beantworte dir deine Frage erst, wenn du ein Lächeln auf deine Lippen legst." Abwartend wippte er mit dem Fuß auf und ab, ehe er die Hände in die Hüften stemmte und dabei den Kochlöffel, den er noch immer in der rechten Hand hielt, nicht losließ.
Innerlich verdrehte ich die Augen über seine Forderung, gab mir aber alle Mühe, dieser nachzukommen. Für mich fühlte es sich an, als würde ich versuchen, eine hässliche Fratze auf mein Gesicht zu zaubern. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das, was sich auf meine Lippen legte, annähernd wie ein Lächeln aussah. Dennoch nickte er und schien sich mit dem, was er bekam, zufriedenzustellen.
„Ich hatte an Gemüselasagne gedacht. Die isst du doch gerne, oder?", meinte er dann. Mein Herz machte einen kleinen Satz und auch mein Magen schien sich zu freuen, dass er sich an eines meiner Lieblingsessen erinnert hatte.
„Das klingt köstlich. Bei was kann ich helfen?", fragte ich, meine Stimme getränkt mit ehrlichem Interesse. Er war einkaufen gewesen, um für mich, oder mit mir gemeinsam zu kochen und Zeit zu verbringen.
Ich sollte ihm und dem Tag, den ich am morgen schon als schlechten abgestuft hatte, womöglich noch eine Chance geben, es zumindest versuchen.
„Liebend gerne kannst du das Gemüse schneiden", antwortete er lächelnd. Ich nickte, wohl auch, weil ich mich auf diese Aufgabe innerlich schon vorbereitet hatte und steuerte auf den Tresen zu, hinter dem zwei Hocker standen.
Auf einem von diesen nahm ich Platz und wartete darauf, dass mir Ryan ein Messer, Brettchen, mehrere Schüsseln und allerlei grünes Gemüse überreichte. Immer wenn wir zusammen gekocht hatten, hatte er mir diese Aufgabe zugeschoben, für die man nicht wirklich viel Können und Geschick benötigte.
Er liebte es zu kochen. Auch mit anderen. Aber wenn, dann durften diese anderen ihm nicht im Weg stehen. Sobald sich jemand vor seinem Herd befand, wurde er ungemütlich, bemängelte alles und jeden und führte sich auf wie ein kleines Kind. Das wollte ich mir heute ersparen.
Schweigend fing ich an, den Brokkoli, den er zuvor gewaschen hatte, auseinander zu pflücken und auf das Brettchen zu legen, um ihn schließlich noch ein wenig mehr zu verkleinern. Ich vermied es dabei die gesamte Zeit, ihn direkt anzusehen.
Jetzt, wo wir beide uns noch näher waren als zuvor in meinem Zimmer, ich mich nicht mehr hinter meinen Kissen und der Decke verstecken konnte, fühlte ich mich in gewisser Weise ausgeliefert, verletzlich. Ich wollte nicht, dass er das in meinen Augen sah, wollte mich einfach ablenken. Und so widmete ich weiter meiner Aufgabe, schenkte dem Brokkoli und anschließend den Karotten mehr Aufmerksamkeit als nötig und lauschte einfach dabei, wie er eine Soße zubereitete, die er schließlich zur Seite stellte, um Platz für die Form zu schaffen.
„Große Reden zu schwingen ist nicht dein Ding, das weiß ich. Aber das Schweigen, das du heute an den Tag legst, ist auch nicht deine Art."Ich hatte den Überblick über die Zeit verloren, wusste nicht, wie lange wir schweigend zusammen in der Küche gearbeitet hatten. Aber mir war bewusst gewesen, dass er diese Stille irgendwann brechen würde, dass ich sie brechen musste.
„Ist irgendwas passiert? Mit deinem Vater? Habt ihr euch gestritten? Oder gab es einen Streit mit deiner Freundin?" So vorsichtig, wie seine Stimme war, blieb mir nichts anderes übrig, als aufzusehen.
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Paralyzed | ✓
Teen Fiction𝑺𝒆𝒊𝒕 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒃𝒆𝒇𝒊𝒏𝒅𝒆𝒕 𝒔𝒊𝒆 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒊𝒎 𝒇𝒓𝒆𝒊𝒆𝒏 𝑭𝒂𝒍𝒍 - 𝒆𝒓 𝒉𝒂𝒕 𝒆𝒔 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒛𝒖𝒓 𝑨𝒖𝒇𝒈𝒂𝒃𝒆 𝒈𝒆𝒎𝒂𝒄𝒉𝒕, 𝒔𝒊𝒆 𝒂𝒖𝒇𝒛𝒖𝒇𝒂𝒏𝒈𝒆𝒏. Cartia hatte in ihrem Leben alles, was sie sich wünschen konnte, bis d...