Kapitel 32: Den Stand der Dinge klären

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„Ich hab Ente gemacht... hast du Hunger?", fragte sie, als sie ihm durch den Flur folgte, er drehte sich um und musterte sie skeptisch, „Du bist alleine und machst dir eine ganze Ente?"
„Meine Eltern und ich haben früher zu Weihnachten immer Ente gegessen... ich wollte diese Tradition einfach weiterführen", sie lächelte matt.
„Sie fehlen dir", stellte Severus fest.
„Ja...", sie sah auf den Boden.
Severus legte einen Arm um ihre Schulter und schob sie in die Küche, staunte nicht schlecht, als er all das Essen sah.
„Wolltest du das alles alleine essen?", fragte er lachend.
„Dann hätte ich noch was für morgen gehabt", gab sie ebenfalls lachend zurück.
„Dann will ich dir nichts wegnehmen", er trat einen Schritt nach hinten.
„Ich teile gerne mit dir", sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, nahm einen Teller und füllte diesen genauso wie ihren, Severus beäugte sie mit einer großen Portion Skepsis.
„Hier", sie hielt ihm den Teller entgegen, machte sich dann auf ins Wohnzimmer, er folgte ihr.
„Ich finde dein Outfit übrigens sehr festlich", er musterte sie, die schöne elegante Bluse mit dem knappen Slip.
Hermine stoppte ruckartig, lief rot an, „oh... ich zieh mir kurz etwas an", sagte sie verlegen, dann rannte sie nach oben, zog sich eine bequeme locker sitzende Hose an und kam wieder ins Wohnzimmer. Severus hatte sich auf die Couch gesetzt und angefangen zu essen.

„Du hättest dich nicht umziehen müssen... du hattest doch schon sehr viel weniger an", er lachte leicht.
Hermine setzte sich neben ihn auf die Couch und aß ihr Essen, die beiden schwiegen eine Weile und genossen das leckere Essen.
Pappsatt lehnte sie sich nach hinten, strich über den vollen Bauch.
„Das war... sehr viel und sehr lecker...", sagte Severus, als er sich ebenfalls langsam nach hinten lehnte.
„Freut mich, dass es dir geschmeckt hat."
„Hermine ich muss mich bei dir entschuldigen.", sagte er plötzlich, er war ernst.
„Wofür?", sie legte den Kopf schief.
„Dass ich dir gegenüber so abweisend war, dass ich mich tagelang nicht bei dir gemeldet hab..."
„Ist schon in Ordnung.", sie winkte ab, es war Weihnachten, sie wollte eigentlich nicht mit ihm diskutieren oder streiten.
„Nein ist es nicht, ich möchte dir erklären was-"
„Du musst mir nichts erklären... du bist mir keine Erklärung oder Rechtfertigung schuldig.", sagte Hermine freundlich, aber bestimmt.

Severus sah sie musternd an, „ich glaube wir müssen den Stand der Dinge zwischen uns einmal klären...", meinte sie, setzte sich aufrecht hin und räusperte sich, „Wir sind nicht zusammen... demnach musst du mir auch nicht erklären wo du warst. Du bist ein toller Mann und ich mag dich wirklich sehr..."
„Aber?", fragte er dunkel und ruhig.
„Vielleicht haben wir uns da in etwas verrannt...", sagte sie ernst, musterte ihn.
„Verrannt? Ich hatte das Gefühl wir würden uns wirklich gut verstehen", er klang fast schon enttäuscht.
„Severus, wir haben, wenn wir ehrlich sind, doch nichts gemeinsam... wir sind nicht mal annähernd im selben Alter. Wir haben nicht denselben Freundeskreis, nicht denselben Beruf, nicht dieselben Hobbies...", sie zuckte kraftlos mit den Schultern.
„Man muss nichts gemeinsam haben um sich anziehend zu finden.", schmunzelte er.
„Anziehung allein reicht für diese Art von Intimität nicht, die wir geteilt haben.", sie seufzte, er machte es ihr schwerer als gedacht und sie war erstaunt, dass er offenbar eine völlig andere Meinung hatte als sie.
„Anziehung, Vertrauen und Loyalität aber vielleicht schon.", führte er aus.
„Vielleicht ein paar tiefere Gefühle? Ich komme gerade aus einer mittelmäßigen Beziehung... ich will mich nicht wieder herumärgern...", sie schüttelte den Kopf.
„Das nehme ich dir wirklich übel, dass du mich jetzt gerade unterschwellig mit Weasley Junior vergleichst", sagte er und schürzte die Lippen.
Hermine lachte leicht, hielt sich Hand vor die Stirn, „du weißt, was ich meine.... Du kannst doch nicht ernsthaft daran festhalten, dass wir uns weiter sehen... auf die Art und Weise..."
„Ich kann... und ich werde", ein siegessicheres Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
„Warum machst du es so schwer?", fragte sie leise.
„Weil ich weiß, dass da irgendetwas ist... auch bei dir... das mit uns lässt dich nicht kalt, das weißt du, genauso wie ich.", eine unumstößliche Ruhe hatte sich auf ihn gelegt, er war sich seiner Sache sicher, was Hermine wiederrum imponierte.
„Ich täusche mich nie in Menschen... und bei dir bin ich mir sicher, dass ich dich weiterhin in meinem Leben haben will.", fügte er hinzu.

Hermine zog die Augenbrauen zusammen und schluckte, das war vermutlich das Schönste und Ehrlichste, was jemals jemand zu ihr gesagt hatte und diese Worte kamen ausgerechnet von Severus Snape, dem Oberslytherin persönlich.
„Das ist doch verrückt", sie schüttelte perplex lachend den Kopf, stand auf, nahm die Teller vom Tisch und lief schnell in die Küche, stellte sie in die Spüle und stützte sich an der Arbeitsplatte ab.
Ihre Gedanken rasten, die Worte rauschten durch ihren Kopf, sie wusste nicht was sie von all dem halten sollte, auch wenn seine Aussage sehr surreal war, sie glaubte ihm, dass er sie nicht anlog.
„Überfordert dich meine Bitte?", seine dunkle Stimme schreckte sie auf, sie drehte sich schnell um und musterte ihn, er war ruhig, sein Blick war offen, ohne irgendwelche Geheimnisse.
„Ich kann sie nicht nachvollziehen.", sagte sie einfach.
„Du hast recht, in allem. Ich bin sehr viel älter als du, ich war dein Professor, die Häuser, denen wir angehören sind seit Jahrhunderten verfeindet, ich habe keine Freunde, du dafür eine Vielzahl guter... aber ich vertraue dir und ich glaube, dass du immer ehrlich zu mir bist und das schätze ich sehr an Menschen. Ich schätze deine Intelligenz, sowohl die kognitive als auch die emotionale, dein Talent für Zaubertränke, deine Kochkünste", er lachte leicht.
„Was ist mit dem Zeichnen?", fragte sie mit gerecktem Kinn.
„Dein unfassbares Talent zu zeichnen, obwohl ich glaube meine Zeichnungen sind besser...", hob beide Augenbrauen und zuckte mit den Schultern.
„Wie bitte?", fragte sie ungläubig lachend.
„Dein Temperament... deine Zügellosigkeit....", er ging einen großen Schritt auf sie zu, „deine Leidenschaft... deine Haare und Augen... deine Lippen, deine Haut...", er strich sanft über ihre Wange, „deinen Lavendelduft", nahm eine Strähne ihrer Haare und legte sie an seine Nase, nahm ihren Duft auf.

Sie seufzte, er hatte sie schon lange erweicht, sie ging ihm ebenfalls einen Schritt entgegen, lehnte sich an ihn, schlang langsam ihre Arme um ihn und drückte ihn zu sich.
„Das geht mir jetzt doch ein wenig zu schnell Miss Granger", sagte er förmlich, wollte sie gespielt von sich wegschieben, sie krallte sich umso fester an ihn, er lachte.
„Ich hab etwas für dich", sagte er nach einer Weile, sie waren wieder ins Wohnzimmer gegangen, hatten sich auf die Couch gesetzt, Hermine an ihn gelehnt.
„Ich hab aber gar nichts für dich", gab sie anklagend zurück.
Er lachte leicht, „das macht nichts... ich hab bald Geburtstag", lächelte und schnellte mit den Augenbrauen nach oben.
„Sehr guter Hinweis...", sie nickte, setzte sich auf und wartete, was er ihr geben würde.
Sie hoffte es war nichts allzu Wertvolles, das könnte sie ihm nur schwer wieder gut machen.
Er zog etwas großes viereckiges aus einer Tasche, die, woher auch immer plötzlich da war, Hermine sah ihn mit großen Augen an, „es ist nicht großes..."
Sie packte es schnell aus, erfühlte etwas Hartes, vermutete, dass es Holz war und erkannte einen Bilderrahmen, sie drehte ihn um, ihre Augen fingen an zu glänzen.

Es war das gemalte Bild von ihr, er hatte es noch ein wenig verbessert, die Schatten vertieft, die Konturen klar nachgezogen, es war genau das, was sie sich gewünscht hatte.
Sie sah ihn mit einem traurigen Lächeln an, er deutete den Blick falsch, „gefällt es dir nicht?"
„Doch! Doch natürlich... das ist... genau das Richtige.", sie legte das Bild auf den Tisch, sah ihn liebevoll an und schmiegte ihre Arme um seinen Hals.
Sie schloss die Augen, streichelte über seinen Nacken, „Ich bin froh, dass du hier bist.", flüsterte sie an seinem Ohr.
„Ich auch", er lehnte seinen Kopf an ihren, drückte sie an seine Brust.
„Ich war vor ein paar Tagen im Fuchsbau...", sagte sie leise, löste sich vorsichtig von ihm.
„Warum?", wollte er offen wissen.
„Ich hab meine restlichen Sachen geholt. Eventuell ist Molly sauer auf dich", sie schmunzelte bei dem Gedanken, „weil du mir nicht den Kopf gewaschen hast... weil ich nicht mehr mit Ron zusammen sein will.."
„Ich glaube da gibt es einen sehr viel interessanteren Mann in deinem Leben", er schmunzelte.
„Wer könnte interessanter als Ronald sein?", sie überlegte gespielt, kratzte sich am Kopf, tippte mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn.

„Er ist groß, gut gebaut und bestückt, hat schwarze lange Haare ist überaus charmant und sehr geschickt mit den Fingern... und ein guter Küsser", beschrieb Severus.
„Filch ist vermutlich wirklich interessanter als Ron..", sagte Hermine.
„Wenn du Filch küsst dann möchte ich nichts mehr mit dir zu tun haben", sagte Severus angeekelt, Hermine lachte.
„Ich glaube wir sollten das alles langsam angehen lassen... bevor wir uns nicht hundert Prozent sicher sind sollten wir das nicht an die große Glocke hängen... ok?", Hermine wurde ernst.
„Ich bin mir hundertprozentig sicher."
„Deine Sicherheit würde ich gerne haben...", sagte sie unsicher.
„Ich geb dir etwas ab", er beugte sich zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Stirn, sie streichelte seine Wange, „bleibst du zum Frühstück?"
„Gerne auch bis zum Mittagessen", gab er zurück.

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