Kapitel 8

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Als ich die Augen aufschlug befand ich mich in einem weiß gekachelten Raum. In meinem linken Arm steckte eine Kanüle und eine bläulich schimmernde Flüssigkeit kam tröpfchenweise aus einem Gestell neben meinem Bett. Eine Adrenalin-Infusion. Nur zu oft hatte ich diese Spritzen gesehen, die Agenten mit Geistersieche bekamen. Aber als Infusion? Das war mir neu. Auf einmal viel mir etwas auf. Ich war nicht allein. Neben mir Atmete jemand gleichmäßig ein und aus. Langsam zog ich mich an dem Griff über meinem Bett hoch. Lockwood saß neben mir. Beziehungsweise war er auf einem unbequem aussehenden Stuhl eingenickt. Ich erkannte ihn zwar, es war aber ungewohnt. Er trug ein zerknittertes Hemd eine eigentlich viel zu kurze Hose. Über seiner Lehne hing sein Mantel, doch auch der wirkte seltsam farblos.
"Lockwood?" flüsterte ich und erschrak. Meine Stimme klang, als ob jemand meine Stimmbänder durch Schmirgelpapier ersetzt hätte.
Lockwood öffnete die Augen und setzte sich auf. Als er mich sah knipste er wieder sein 1000-Watt-Lächeln an. Mir wurde sofort ein bisschen wärmer und vielleicht bildete ich mir das auch nur ein aber der Raum kam mir gleich bunter und fröhlicher vor.
"Luce, wie geht's dir?", fragte er.
"Ach", antwortete ich,"Bis auf den Umstand, dass ich klinge wie Holly wenn man ihr die Wimperntusche wegnimmt und ich keine Ahnung habe wie ich hierher gekommen bin, ganz gut."
Lockwoods lächeln erlosch. "Ich weiß nicht. Wir haben das Buch in ein Silberglasgefäß gepackt und verplombt, es deutet aber alles darauf hin, dass es ein komplett normaler Schemen war. Ich verstehe nicht wie... Ach egal."
"Was ist egal?"
Lockwood biss sich auf die Unterlippe als sei er nicht sicher was er sagen sollte, doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte öffnete sich die Tür und ein Artzt trat ein.
"Ms. Carlyle, begleiten Sie mich bitte zur Refrikation. Wir müssen sichergehen, dass sie keine Erfrierungen haben.", sagte der untersetzte Mann und kratzte sich gedankenverloren den glattrasierten Kopf. Irgendwie kam er mir bekannt vor.
"Das", sagte der Mann während er eine eiserne Tür öffnete, "Ist der Refrikator. Wenn Sie so freundlich wären darin Platz zu nehmen?"
Ich setzte mich auf den Stuhl in der Mitte des Gerätes. Neben mir floss eine dunkel-orange Flüssigkeit zäh durch Schläuche und kleine Kessel, es zischte laut und der Apparat fing an zu summen.
"Sie werden nun mit einer Infrarotkamera untersucht.", sagte der Mann. "So stellen wir fest ob Sie unterkühlt sind und wenn ja, wo. Dann können wir diese Stellen behandeln."
Die Maschine zischte erneut als der Mann fortfuhr.
"Diese orangene Flüssigkeit ist ein Refrikationsserum. Dies wird nun an unterkühlten Punkten aufgetragen."
Ein metallisch glänzender Arm fuhr aus dem Refrikator und trug mit einer Art Pinsel eine dünne Schicht von diesem Serum auf meinem Knöchel auf. Sofort wurde mir klar wie kalt er gewesen sein musste, denn mein Fuß fühlte sich an als hätte jemand Schmieröl auf meine Gelenke aufgetragen.
Der Artzt tippte auf einer kleinen Tastatur herum, der Arm fuhr nach oben und pinselte mir etwas auf die Stirn. Plötzlich fühlte sich mein Kopf an als hätte jemand darin eine Heizung auf die höchste Stufe gestellt. Mir brach der Schweiß aus. Mit einem Mal wusste ich woher ich den Arzt kannte.
"Sie... Sie..."
Ich bekam keinen Ton heraus und langsam verschwomm der Raum vor meinen Augen.
"Sie...", versuchte ich noch etwas zu sagen, doch ich schaffte es nicht.

Lockwood & Co. - Das kreischende BildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt