Kapitel 39: Gold wert

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„Möchtest du ein Wasser trinken?", fragte er erneut.
Sie nickte hektisch, „Du kannst schon anfangen zu essen", sagte er während er das Wohnzimmer verließ, sie hatte gar nicht gemerkt, dass der Teller schon vor ihr stand.
Hermine reiß dich jetzt zusammen, du benimmst dich wie ein Kind, mahnte sie sich selbst, nahm die Gabel und den Teller und fing an zu essen.
Es schmeckte köstlich, er war ein hervorragender Koch und sie fragte sich wirklich, woher er das gelernt hatte. Severus kam zurück mit zwei Gläsern Wasser, setzte sich auf den Sessel neben der Couch und fing ebenfalls an zu essen.
„Es schmeckt fantastisch", sagte sie mit halbvollem Mund, wischte sich mit einer Serviette über die Lippen.
„Freut mich, dass es dir schmeckt.", meinte er lächelnd.
Hermine aß schnell den ganzen Teller leer, pappsatt lehnte sie sich wieder zurück, den Teller hatte sie wieder auf den Tisch gestellt, ebenso wie Severus.
Sie knibbelte hibbelig an ihren Fingern, knackte mit den Fingergelenken, was ihn böse aufblicken ließ, „lass das bitte."
„Entschuldigung", gab sie nervös zurück und fühlte sich in ihre Schulzeit zurück versetzt.
„Warum bist du so nervös?", wollte er traurig wissen.
„Ich bin nicht nervös...", sie lachte leicht hysterisch.

Er zog eine Augenbraue nach oben und schürzte die Lippen, er wusste, dass sie log, es war nicht mal eine schlimme Lüge, trotzdem störte es ihn, er atmete genervt aus, dann stand er auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Wohnzimmer.
Hermine hörte die Treppen nach oben und hätte sich am liebsten vor den Kopf geschlagen, warum hielt sie ihn für dumm? Natürlich merkte er, dass sie nervös war, warum leugnete sie es?
Warum sagte sie ihm nicht einfach die Wahrheit?
Vermutlich dachte er jetzt, dass sie ihn nicht wollte, deswegen war er auch nach oben gegangen, weil er sie nicht bedrängen wollte. Sie gab sich einen Ruck und stand auf, folgte ihm langsam die Treppen nach oben, atmete tief durch als sie vor seiner Schlafzimmertür stand.

Komm schon... du gehst da jetzt rein und klärst das... er wird dir nicht den Kopf abreißen, versuchte sie sich zu beruhigen, leichter gesagt als getan, dachte sie und führte wieder ein innerliches Streitgespräch.
Sie klopfte mit zitternden Fingern an die Tür, wartete auf ein „Herein", bevor sie in den Raum ging, er saß auf der Bettkante, zog sich gerade die Robe aus und sah sie fragend an, „warum klopfst du?"
„Ich wusste nicht, ob ich störe", gab sie leise zurück, ging langsam weiter in den Raum und stand unschlüssig vor ihm, sie ballte die Hände zu Fäusten und atmete durch.
„Ich bin so nervös weil.. ich ... also", sie tigerte durch den Raum, versuchte das auszusprechen, was ihr auf der Zunge lag, „ich hatte noch nie...Oralverkehr", das letzte Wort flüsterte sie, „also zumindest nicht bei mir...", sie knackte wieder mit den Fingern, was ihn sie wieder böse ansehen ließ.
„Und wovor hast du Angst?", fragte er, er fühlte sich, als würde er völlig auf dem Schlauch stehen.
„Dass... ich dir wehtue oder... es irgendwie... ekelig ist für dich... vom... Geschmack oder sonst was...", sie lief wieder rot an, in ihr stieg so viel Hitze hoch, dass ihre Augen anfingen zu tränen.
Severus strich sich mit den Händen über sein Gesicht, sie hatte Angst, dass es ihm nicht gefallen könnte, Weasley muss sie wirklich sehr verschreckt haben, er schüttelte den Kopf, stand auf und nahm sie in den Arm.
„Beim großen Merlin... an was denkst du denn nur?", er streichelte ihren Nacken und Rücken, versuchte sie zu beruhigen, setzte sich mit ihr auf das Bett und wartete, bis die Hitze nachgelassen hatte um ihren Blick zu suchen, sie wich ihm aus.
„Bitte, sieh mich an.", forderte er sanft, streichelte ihre Wange, strich ihr eine Strähne hinter das Ohr, „War es für dich ekelig am See?"
„Nein!", schoss es wie aus einer Pistole aus ihr heraus.
„Warum sollte es für mich unangenehm sein?", er schüttelte den Kopf, sie war so unsicher, als würde sie sich für ihren Körper und ihre Bedürfnisse schämen.
„Ich... möchte einfach nichts falsch machen.", sagte sie leise.
„Im Leben geht es darum Fehler zu machen... aus Fehlern lernt man. Auch eine Hermine Granger muss Fehler machen, um weiter zu kommen. Aber glaub mir, dabei kannst du nichts falsch machen. Dein Körper, dein Wesen... daran ist nichts falsch. Es ist nicht falsch etwas empfinden zu wollen, zu begehren und begehrt werden zu wollen... den Körper zu erkunden, zu entdecken, was einem gefällt und Spaß macht.", er nahm ihre Hand und streichelte über ihren Handrücken, spürte die sanfte Haut unter seinen Fingern.

Sie sah nachdenklich auf seine Hand, seine Worte waren stark und aufrichtig gewesen, er hatte recht, wenn man es nüchtern betrachtete.
„Du bist eine so wunderschöne junge Frau... alles an dir ist Gold wert. Du verdienst nur das Beste und wenn du mich lässt, dann gebe ich es dir.", fügte er sanft hinzu.
Sie löste ihre Hand von seiner, schmiegte ihre Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn, wer hätte gedacht, dass Severus Snape ein wahrer Romantiker war und ihr gerade die vermutlich wichtigsten Worte ihres Lebens sagte?
Er ermutigte sie immer wieder dazu offen in die Welt zu gehen, stark zu sein, für sich selbst einzutreten.
Sie setzte sich auf seinen Schoß, wollte ihn ganz nah bei sich spüren, seine Hände wanderten auf ihrem Rücken umher, er legte seine Nase in ihre Haare.

„Lass uns schlafen gehen", flüsterte er nach einer Weile, sie löste sich nur widerwillig von ihm, stand von seinem Schoß auf, zog sich bis auf den Slip aus und legte sich ins Bett. Severus stand auf, ging zum Schrank, hängte seine Robe auf, zog sich seinen Pyjama an und kam mit einem T-Shirt in der Hand zu ihr zurück, hielt es ihr hin, damit sie ein wenig mehr für die Nacht trug.
Sie zog sich das T-Shirt an, kuschelte sich an ihn, er zog die Decke über sie, legte einen Arm um ihren Rücken, löschte das Licht im Zimmer und versuchte seine ebenfalls aufgewühlten Gedanken zu beruhigen.
„Danke", sagte Hermine leise, sie hatte ihre Hand an die Knöpfe seines Pyjamas gelegt und kreiste langsam darum.
„Komme, was wolle", erinnerte er sie, nickte sich selbst zu, was Hermine nicht sah.
Mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht schloss Hermine ihre Augen und war wie so oft in den letzten Tagen froh, dass er bei ihr war und ihre Entscheidungen akzeptierte.

Am nächsten Morgen wachte Hermine als Erste auf, sie seufzte innerlich, nach allem was gestern passiert war, tat es ihr wieder leid, dass sie so verunsichert war.
Sie entschied, dass sie es irgendwie versuchen musste wieder gut zu machen und wollte ihm ein schönes Frühstück zu bereiten. Sie krabbelte so vorsichtig wie nur irgend möglich über ihn, versuchte ihn keinesfalls zu wecken, tapste leise nach unten und fing an in der Küche umher zu wirbeln.

Der Kühlschrank bot einiges an Köstlichkeiten, die Hermine nutzen konnte um ein herzhaftes und breitgefächertes Frühstück zu errichten. Sie kochte Eier, briet Speck, toastete Brot, warf Pancakes durch die Luft, presste frischen Orangensaft und kochte Kaffee. Sie packte alles auf ein Tablett, ließ es hinter sich her schweben und ging wieder nach oben ins Schlafzimmer.
Severus schlief noch seelenruhig, sie setzte sich auf die Bettkante, zog die Decke ein wenig zurück und streichelte über seine Brust, beugte sich zu ihm, küsste seinen Hals und flüsterte ihm ins Ohr, „Severus, aufwachen", er grummelte leicht, war noch nicht ganz wach, „aufwachen!", sie küsste die Haut unter seinem Ohr, biss ihm leicht in den Hals und nestelte sich unter sein Pyjamaoberteil, streichelte an seinem Bauch entlang, was eine Gänsehaut bei ihm bewirkte.
„Ich kann auch alles alleine essen", sagte sie schmunzelnd.
„Das traust du dich nicht", grummelte er, öffnete langsam die Augen und tastete nach ihrer Hand, drückte sie leicht, zog sie zu seinen Lippen und küsste sie.
„Es riecht nach Kaffee und Speck", sagte er, nachdem er ihre Haut geküsst hatte.
„Toast, Pancakes, frischer Orangensaft, Wurst, Käse, Marmelade... alles da", meinte sie fröhlich und deutete auf das Tablett.
„Womit hab ich das verdient?", er zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.
„Einfach nur so."
Severus setzte sich auf, begutachtete das Frühstück, lächelte sie an und fing an zu frühstücken, Hermine tat es ihm gleich und für eine Weile war es still im Raum.
Pappsatt ließ er sich wieder nach hinten in das Bett sinken, Hermine krabbelte über ihn, ließ das Tablett vom Bett schweben und legte sich ebenso gefüllt neben ihn. Er hatte seine Augen geschlossen, döste ein wenig vor sich hin, Hermine nahm eine seiner Hände und hielt sie in ihren, strich sanft mit ihren Fingerspitzen über seine Unterarme, zog die Adern nach, die auf ihnen zu sehen waren, strich wieder nach unten über seine Handfläche.

„Pflegst du deine Hände eigentlich?", fragte sie, sie hatte sich das schon vor einer gefühlten Ewigkeit gefragt.
„Ich bade sie jeden Tag in Ziegenmilch mit Honig...", sagte er müde, Hermine sah ihn perplex an, er öffnete leicht die Augen und lachte, als er sah welchen Ausdruck ihr Gesicht trug, „nein... ich glaube ich habe sie schon... lange nicht mehr eingecremt... früher jeden Tag, Tränke zu brauen kann die Haut sehr beanspruchen und schädigen.", er musterte ihr Gesicht als er sprach.

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