Er schüttelte leicht den Kopf, ging zu seiner Ledercouch und setzte sich hin, das kühle Leder schmiegte sich an seinen Körper, er hatte diese Couch wirklich vermisst.
Ein Zauberstabschwung später brannte ein warmes Feuer im Kamin, zog ihn noch weiter zurück in alte Gefühle und Gedanken, nachdenklich starrte er in die Flammen, verlor sich in ihnen, die Zeit flog nur so an ihm vorbei.
Von wem kam diese Schlange?, das war die größte Frage in seinem Kopf.
Wer würde ihm so etwas schicken, wer hatte etwas gegen ihn?
Er hatte sich die letzten acht Monate fast gänzlich aus der Zauberwelt zurückgehalten, hatte nur mit Hermine Kontakt und seit kurzem wieder mit McGonagall.
Weasley?, Severus überlegte, könnte Ron wirklich so abgebrüht sein?
Er hatte ihm gedroht, genau wie Severus zurückgedroht hatte. Resigniert schüttelte er den Kopf, ein Klopfen riss ihn vollständig aus seinen Gedanken. Er stand auf, strich sich über die Augen und öffnete die Tür seiner Räume.
„Was machst du hier?!", fragte er anklagend, „Du sollst doch im Krankenflügel sein", er zog Hermine in seine Räume, warf die Tür zu und setzte sie auf die Couch.
„Madame Pomfrey hat mich entlassen, ich hatte gehofft du würdest mich abholen...", sie lächelte traurig, „sie sagte, du würdest mir dein Bett überlassen, da McGonagall keine freien Räume mehr hätte."
„Ich war so in Gedanken vertieft...", entschuldigte er sich leise.
„Schon gut, ist ja wieder alles in Ordnung", ihre Stimme war gütig, ebenso wie ihr Blick.
Er besah sich mit einer Mischung aus Wut und Trauer ihre Hand, drehte sie, begutachtete sie. Man sah noch die kleinen Bissspuren, aber das Gift war aus der Wunde gezogen, sie war weder rot noch geschwollen.
„Salazar sei Dank", er atmete erleichtert aus.
„Jetzt sind wir beide vergiftet worden", ein schiefes Lächeln flog über ihre Lippen als sie ihn ansah.
Er seufzte, „nicht jede Schlange ist dir wohlgesonnen", strich über ihren Kopf, legte den Arm um sie und zog sie zu sich.
Hermine kuschelte sich an ihn, in der kurzen Zeit ohne ihn hätte sie seine Nähe wirklich vermisst. Als sie hörte, dass sie leider bei ihm übernachten müsse, so hatte es Poppy ausgedrückt, freute sie sich ungemein.
Sie wusste nicht was und wie viel Severus von ihrer Verbindung erzählt hatte, aber sie war sich sicher, dass die Schulleiterin keine Freudensprünge machen würde. Also nahm sie gespielt Trübsal blasend ihr Schicksal an und trottete langsam in Richtung Kerker.
Poppy konnte sich ein „das arme Mädchen", nicht verkneifen, was Hermine verdeutlichte, dass ihre kleine Showeinlage überzeugend genug war.
Kaum außer Sichtweite legte sie einen Spurt hin, der jeden Sportlehrer bei den Muggeln beeindruckt hätte.„Ich hatte wirklich Angst", sagte Severus nach einer Weile leise.
„Ach das war doch halb so schlimm", versuchte Hermine ihm zu versichern.
Er löste sich von ihr, sah ihr Ernst in die Augen, „bitte mach sowas nie wieder."
Hermine sah ihn perplex an, nickte dann nur und wurde von ihm wieder umarmt.
„Severus?", sie sah auf, lächelte leicht.
„Ja?"
„Können wir was essen? Ich hab wirklich Hunger", fragte sie leicht lachend.
Severus massierte sich die Nasenwurzel, „ich bin heute nicht ganz auf der Höhe, entschuldige... natürlich... die Hauselfen sollten eigentlich etwas bringen aber-", fing er wütend an, stand auf und stoppte, „oh... sie waren schon da..."
Hermine lachte, es tat ihr fast schon leid, dass er so verwirrt schien und das vermutlich nur wegen ihres Missgeschicks, sie stand auf, ging zu ihm und umarmte ihn, „vielleicht nimmst du einfach eine Dusche, beruhigst deine Gedanken und ich sorge für das Essen. Was hältst du davon?", fragte sie freundlich.
Er brummte leicht und nickte, „darf ich deinen Kamin benutzen?", fragte sie.
„Meinen Kamin?"
„Damit ich bei den Hauselfen etwas bestellen kann", erklärte sie lachend, er nickte wieder nur, es war ihm sichtlich unangenehm, dass er so konfus war, er, Severus Snape, der sonst immer jede Lage unter Kontrolle, jeden Gedanken doppelt und dreifach geordnet hatte.
Er ging ins Badezimmer, Hermine sah sich derweil ein wenig um.
Es waren wirklich große Privaträume, das Wohnzimmer hatte drei verschiedene Türen, die zu weiteren Räumen führten. Eine führte in das Badezimmer, die andere vermutlich in sein Schlafzimmer, darauf war Hermine besonders neugierig. Wo die dritte Tür hinführte, konnte sie nicht genau sagen, aber dieses Geheimnis würde sie bestimmt ebenfalls bald enthüllen.
Das Wohnzimmer wurde von einer edlen schwarzen Ledergarnitur, inklusive Sessel durchschnitten, die hinter einem kleinen Tisch vor dem Kamin standen. Neben der Kaminseite, quasi vor Kopf des Raumes, stand ein dunkler, kostbarer alter Vollholzschreibtisch vor einem magisch vergrößerten Fenster, einige Pergamente und Federn lagen auf ihm, wahrscheinlich private Unterlagen und keine Schüler-Aufsätze, sonst wären die Pergament-Stücke wohl um einiges roter.
Auf der großen gegenüberliegenden Seite stand ein riesigen Regal voller Bücher und interessanter Gegenstände, die Hermines Interesse auf sich zogen.
Sie ging schnell zu der Wand aus Werken: eine beachtliche Sammlung schwarzmagischer Bücher, Zaubertrankbücher, selbst die schwersten und verbotensten Tränke, die es nicht mal in die Verbotene Abteilung der Schulbibliothek schafften, die Geschichte der Zauberei, Arithmantik und Alte Runen, Bücher über magische Wesen und alte Mythen, Legenden.
Ihr fiel auf, dass ein Buch weiter aus der Reihe stand als die restlichen und zog es behutsam heraus.
‚Anleitung zur Animagus-Verwandlung', sie zog die Augenbrauen zusammen, seit wann las Severus solche Bücher?
Wollte er ein Animagus werden?
Sie besah sich die Seiten, die Texte und Informationen waren höchst interessant, es war schwer und gefährlich die Verwandlung zu einem Animagus anzutreten, man brauchte sehr gute Kenntnisse in Verwandlung und Zaubertränke, sowohl Severus als auch Hermine beherrschten diese Fächer mehr als sehr gut.
Ein Klopfen schreckte Hermine auf, sie ging mit dem Buch in der Hand zur Eingangstür, Severus stand noch unter der Dusche, sie öffnete sie und stand der Schulleiterin gegenüber.„Miss Granger", McGonagall ging einen großen Schritt ins Zimmer und umarmte Hermine erleichtert, Hermine, völlig überrumpelt, tätschelte ihre Schulter, „Wir sind alle so froh, dass es Ihnen wieder gut geht.", sie löste sich, ging weiter in das Wohnzimmer, Hermine schloss die Tür.
„Ich habe Professor Snape schon gesagt, dass es nur halb so schlimm war", Hermine winkte ab.
„Mit solchen Schlangenbissen sollte man nicht spielen!", die Strenge der Verwandlungsprofessorin drang wieder durch.
„Ja... Sie haben recht", stimmte Hermine zu, „es war wirklich... leichtsinnig."
„Das war es, in der Tat", tönte Severus dunkler Bariton von der Badezimmertür zu ihnen, er zog sich gerade die Robe zurecht, die Haare waren noch leicht feucht.
„Severus, du glaubst nicht wie erleichtert ich bin, dass du so blitzschnell reagiert hast und, dass du deine Räume mit Miss Granger teilst. Das ist mir wirklich mehr als nur unangenehm, die sonst freien Räume werden gerade renoviert", erklärte McGonagall an Hermine gewandt.
„Das ist kein Problem. Der Professor und ich... haben unsere Differenzen der letzten Jahre in den vergangenen Wochen beigelegt. Wir werden uns nicht die Köpfe einschlagen", sagte Hermine freundlich, glänzte Severus leicht an.
„Ihr seid ja auch beide alt genug um wie Erwachsene darüber zu reden.", stimmte die Schulleitung zu, sie wandte sich schon wieder zum Gehen um, da bemerkte sie das Buch, welches Hermine die ganze Zeit festhielt, „Anleitung zur Animagus-Verwandlung? Bei Fragen können Sie sich gerne an mich wenden, das wäre mir lieber, als irgendwelche Versuche auf eigene Faust", sie sah mahnend über ihre Brille, „Kann ich Sie beim Essen in der Großen Halle erwarten?", ihre Miene wurde wieder weicher.
„Minerva, ich denke Miss Granger sollte sich für heute ausruhen...", Severus zog eine Augenbraue nach oben und schüttelte leicht den Kopf.
„Natürlich, morgen ist ja auch noch ein Tag", McGonagall schien sehr vergnügt darüber, dass Hermine wieder in Hogwarts war, dann verließ sie mit einem „dann Gute Nacht", seine Räume.
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Der Duft von Lavendel
FanfictionSieben Monate nach Ende des Krieges: Hermine versucht ihre schlechten Erinnerungen mithilfe des Zeichnens zu verarbeiten. Sie sucht immer öfter Ruhe und Zuflucht in der Natur um sie herum. Einzig George teilt ihre tiefe Trauer, versteht, warum sie...