1

4 0 1
                                    

1Heute war es also so weit. Ich hatte mich fest dazu entschlossen, nun alles hinter mir zu lassen und mein Zu Hause zu verlassen. Ich musste jetzt einfach einen Neuanfang machen und die ganze verdammte Vergangenheit hinter mir lassen. Ich war nun 17 Jahre alt und wahrscheinlich wäre es schlauer gewesen, wenn ich erst mit 18 Jahren losgezogen wäre, aber ich hielt das hier einfach nicht mehr aus. Es war noch früh am Morgen, die Sonne erhellte die kleine Wohnung und ich wusste genau, jetzt wäre der richtige Moment, um es zu wagen. Ich wollte möglichst früh losziehen, damit meine Mutter bloß nichts von meinem Vorhaben erfuhr.

Mir gingen gerade tausend Sachen durch den Kopf. Sollte ich einen Zettel hinterlassen? Naja, das ist wahrscheinlich eine blöde Idee, außerdem wüsste ich gar nicht was ich darauf schreiben soll. Ich schritt in mein Zimmer und nahm meinen kleinen Rucksack zur Hand. Die wichtigsten Sachen waren schon drinnen. Ich hatte ein paar Klamotten eingepackt, etwas Geld und Hygieneartikel. Ansonsten wollte ich alles hinter mir lassen. Nichts sollte mich mehr an meinem -nun ehemaligen zu Hause erinnern. Etwas mehr Geld wäre nicht schlecht gewesen, denn ich wusste, dass ich mit knappen 50 Euro nicht weit kommen würde, aber ich hatte dieses Geld lange angespart. Viel Taschengeld bekam ich nicht, da meine Mutter sehr arm ist, aber für ein bisschen was zu Essen würde es schon reichen.

Bevor ich noch weiter grübeln konnte, machte ich mich schon auf den Weg. Ich stopfte noch meine Dokumente,wie Reisepass etc. und ein paar Snacks in meinen Rucksack und machte mich auf den Weg. Ein letztes Mal blickte ich in jedes Zimmer. Als ich in das kleine altmodische Wohnzimmer trat, blieb mein Blick an einem Foto hängen. Dort war meine ganze Familie darauf zu sehen. Dabei kamen mir fast die Tränen, doch bevor ich losweinen konnte, schritt ich aus dem Haus. Die Tür fiel hinter mir zu und schon kam mir diese ekelhafte Landluft entgegen. Es roch zwar nach frisch gemähten Wiesen, aber gleichzeitig auch nach warm dampfenden Kuhmist. Obwohl ich diesen Geruch jeden Tag ertragen musste, hatte ich mich noch nicht daran gewöhnt und in meinem Hals bildete sich wieder einmal ein Kloß.

Entschlossen schlenderte ich die Straße entlang, die vom Haus aus gerade zur Bushaltestelle führte. Links und rechts waren ein paar Häuser, mit Menschen darin, die ich alle hasste. Im diesem Dorf kannte sich jeder und alle waren immer darüber informiert was wer gerade zu welcher Zeit macht. Und das fand ich total nervig. Die Leute hier waren alle Rentner und hatten wohl nichts besserers zu tun, als den ganzen Tag zu tratschen. Außerdem mochte ich dieses höfliche Getue nicht, wenn man immer so überfreundlich begrüßt wurde und am nächsten Tag wieder ein neues Gerücht über einen in die Welt gesetzt wird. Natürlich grüßte ich immer höflich zurück, aber ich mied jeglichen Kontakt zu meinen lieben Nachbarn.

Nach ein paar Metern sah ich auch schon die Bushaltestelle, wo auch schon ein Bus stand, aber ich bemühte mich nicht den Bus noch zu erwischen. Ich hatte sowieso kein genaues Ziel, wo ich hinwollte. Ich wusste nur, dass ich weg wollte und es würde sich schon ein Platz finden, der mir gefällt.

Als ich endlich an der Busstation ankam, begegnete ich einer Klassenkameradin, die nicht wirklich eine Freundin von mir war. Trotzdem waren wir immer nett zueinander.

„Hey Audriana, was machst du heute?“, fragte sie freundlich.

Ich musste kurz überlegen, da ich auf diese eigentlich total normale Frage überhaupt nicht gefasst war

„Ah Tasmin, hey, ich gehe ein paar Sachen einkaufen.“, antwortete ich schnell.

„Das muss aber ein cooler Laden sein, der sonntags geöffnet hat.“, erwiderte sie mit verzogener Miene.

„Ehm“ Scheiße, jetzt wusste ich erst recht nicht, was ich antworten sollte.

„Heute ist verkaufsoffener Sonntag“, fiel mir schließlich ein und ich war erstaunt über mich selbst, dass mir diese gute Ausrede eingefallen war.

Goodbye sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt