Kapitel 69

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Mirabella P.O.V.
„Der Ausstieg in Kiel befindet sich in Fahrtrichtung links.", tönt die Stimme des Schaffners durch die Lautsprecher und ich mache mich auf den Weg zur Tür. Ich muss sagen, reisen, wenn man einen ziemlichen Kater hat, ist alles andere als toll. Einen Filmriss habe ich nicht, worüber ich irgendwie froh bin, weil ich dann sicher sagen kann, was ich getan habe und was nicht. Und jetzt bin ich auf dem Weg zu meiner Mutter. Zwei Wochen habe ich noch frei, dann soll ich wieder im Studio sein, da ein recht wichtiger Auftrag eingetroffen ist. Und eben diese zwei Wochen werde ich bei meiner Mutter verbringen, ich habe sie gefühlt ewig nicht gesehen, aber sie weigert sich auch nach wie vor, nach Kanada zu kommen. Viele Menschen sind nicht im Zug, aber vermutlich ist es auch ein merkwürdiger Zeitpunkt zum Reisen. Mit meinem Koffer in der Hand und einem Rucksack auf dem Rücken verlasse ich den Bahnhof und halte Ausschau nach meiner Mutter. Ein paar Teenager tuscheln, als ich an ihnen vorbeigehe, aber ich ignoriere sie einfach. Dann entdecke ich meine Mutter, sie steht recht weit weg und unterhält sich mit jemandem. „Hi Mom!", begrüße ich sie lächelnd und nehme sie fest in den Arm. „Mirabella, endlich bist du mal wieder hier.", sagt sie nur und nimmt mir den Koffer ab. „Wie geht es dir?", will sie wissen und ich lächele gequält. „Ganz ok, ich habe nur ein bisschen Stress mit Shawn momentan.", spiele ich alles runter und gucke kurz auf meine Hände. „Und bei dir?", frage ich dann und sie strahlt. „Mir geht es blendend.", entgegnet sie nur und zeigt dann auf den jungen Mann neben sich. „Erinnerst du dich eigentlich noch an Justus?"

Fassungslos sehe ich ihn an. Justus war mein erster Freund, aber wir waren nur vier Wochen zusammen und es war halt diese typische Kindergartenbeziehung. Meine Eltern wissen davon nicht mal, sie dachten immer, er war halt ein Kumpel. Dementsprechend merkwürdig war diese Situation gerade. „Ähm ja, hallo. Ich habe dich überhaupt nicht erkannt.", stottere ich überfordert und er grinst. „Wenn du nicht gerade ständig irgendwo in den Medien wärst und ich bei einer Jugendzeitschrift arbeiten würde, hätte ich dich auch nicht erkannt.", lacht er und tatsächlich muss ich ein wenig Grinsen. „Vielleicht kann man sich die Tage ja mal treffen, jetzt gerade würde ich ganz gerne nach Hause, ich denke mal, dass ich dir nicht sagen muss, dass ich einen ziemlichen Kater habe.", sage ich und er nickt. „Ja, habe ich mir auch gedacht, sieht man dir auch ein wenig an. Ich gebe dir sonst eben meine Nummer, dann kannst du mir schreiben, wenn du Zeit hast.", erwidert er und ich nicke, dann speichere ich seine Nummer ein und fahre mit meiner Mutter nach Hause. „Es ist schön, mal wieder hier zu sein.", seufze ich, als wir das Haus betreten. Alles sieht noch haargenau so aus wie früher, es hängen noch immer dieselben Bilder an den Wänden, die Möbel stehen noch immer an den selben Plätzen, nur die Unordnung ist weniger geworden, seit Matthew und ich nicht mehr hier wohnen. Meine Schuhe stelle ich ordentlich auf die Fußmatte, die rechts neben der Tür liegt, dann bringe ich meine Sachen in mein altes Zimmer. Ich habe damals vieles hier gelassen, das ich eigentlich nicht mehr brauche, und es ist auch hier geblieben, als ich wieder nach Kanada gezogen bin.

Mit einem Lächeln sehe ich mich in dem Raum um, öffne Schränke und Schubladen, reiße das Fenster ganz auf und lasse das Zwitschern der Vögel in mein Zimmer. In den Schubladen finde ich alte Spielsachen, meine Barbies und einiges andere. Auf meinem Bett liegen noch immer zahlreiche Kissen und an den Wänden hängen Unmengen an Bildern, Zeichnungen und auch Lieder, sowie Eintrittskarten, Postkarten und sonstiger Kleinkram aus Papier, der sich so ansammelt. Ich habe nur zwei Jahre in diesem Haus gelebt, dann bin ich nach Hamburg gezogen. Jetzt fühlt es sich trotzdem an wie nach Hause kommen. Auf den Bildern bin ich mit Shawn und meinen anderen Freunden aus Kanada zu sehen, aber auch Familienfotos und Bilder mit meinen Freunden von hier. Ein merkwürdiges Gefühl macht sich in mir breit. Zu allen habe ich keinen Kontakt mehr, der ist schon verloren gegangen, als ich in Hamburg gewohnt habe. Spontan fotografiere ich jedes Detail meines Zimmers ab, dann nehme ich vorsichtig die Fotos ab und lege sie alle in ein leeres Fotoalbum, das noch in einer Schublade lag. Sämtliche Eintrittskarten und sonstige Erinnerungen stapele ich auf meinem Bett, das meine Mutter mir frisch bezogen hat, um sie später richtig wegzupacken. Sobald die Wände leer sind, fühle ich mich irgendwie befreiter und gehe wieder runter zu meiner Mutter, um mich endlich mal wieder richtig mit ihr zu unterhalten.

xx Mira | a Shawn Mendes FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt