Kapitel 53: Von Schlangen, Lavendel und Sonnenstrahlen

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Du hattest recht Severus, Danke, dass du dich um mich sorgst... das möchte ich von dir hören.", er grinste sie an.
„Und wenn ich es nicht sage?", wollte sie wissen.
„Dann werde ich Mr. Filch fragen, ob du bei ihm schlafen kannst.", er lächelte seelenruhig.
Sie setzte sich empört auf, saß oberkörperfrei vor ihm und sah ihn fassungslos, „das machst du nicht."
„Willst du es wirklich drauf anlegen, bevor du mir einmal in deinem Leben Recht gibst?", er stützte seinen Kopf auf einer Hand ab und strich mit seinen Fingern sanft über ihre Brüste.
„Ich lehne es kategorisch ab jemandem recht zu geben, der mich erpresst", sie schob seine Hand weg, wollte vom Bett flüchten, als sich seine Arme um sie legten.
Sie spürte seine Brust in ihrem Rücken, sein Gesicht an ihrem.
„Hör auf zu spielen...", flüsterte er samten, strich über ihre Arme und ihren Bauch, „ich meinte es ernst..."
Sie seufzte leicht, „du hast ja recht... aber ich kann das nicht so einfach entscheiden....", drehte sich in seinen Armen zu ihm und sah ihm ins Gesicht, „Mich verfolgen genau so viele Ängste wie dich", sie senkte den Blick auf seine Narbe, strich sanft darüber.
„Wir könnten da zusammen durch...", bot er ihr an.
„Du meinst es wirklich ernst... du bist dir wirklich sicher...", sagte sie entgeistert.
„100 Prozent, das sagte ich dir doch.", er lächelte.
„Hm", gab Hermine laut zurück, sie konnte nicht glauben, was sie da hörte.
„Hm? Das ist nicht sehr viel", stellte er fest, lockerte den Griff um sie.

Sie setzte sich auf, atmete tief durch, musterte ihn, ihr Blick wirkte traurig oder angestrengt, er wusste es nicht genau.
„Ich meine es wirklich ernst... aber... wenn du das nicht möchtest dann... musst du das nur sagen.", er kleines, kaum merkliches Lächeln legte sich auf sein Gesicht.
„Es ist so vertraut und das in so kurzer Zeit... das macht mir irgendwie Angst...", gab sie leise zu.
„Das kann einem wirklich Angst machen", stimmte er zu, „ich... möchte jeden Moment vollkommen ausnutzen, solange es anhält."
„Denkst du nicht, dass es komisch ist? Dass die Leute reden würden? Wir wissen, was Ron davon hält und das war nicht positiv...", meinte sie beinahe verzweifelt.
„Seit wann ist es dir wichtig, was die Leute denken? Und Ronald ist... sauer und eifersüchtig.", er musterte sie, „Oder zweifelst du selbst daran?"

„Warum ist es so... zwischen uns? Das dürfte nicht möglich sein.", flüsterte sie, „Wir haben in den letzten 7-8 Jahren kaum miteinander gesprochen und wenn, waren es nur Beleidigungen oder Anweisungen. Da gab es keine ruhigen Momente, keine Intimität, kein... Vertrauen.", sie schüttelte den Kopf, „Oder willst du etwas anderes behaupten?"
„Nein.", er setzte sich ebenfalls auf, zauberte sich eine Boxershorts an, ging um das Bett herum zu ihr, „Kannst du dich daran erinnern, was ich dir gesagt habe? Dass ich dachte, du hättest mich vor dem Tod gerettet?"
Sie nickte, musterte sein Gesicht.
„Das Erste, was ich wahrgenommen habe, nachdem ich aufgewacht bin... war der Duft von Lavendel. Ich hatte merkwürdige Bilder im Kopf...", er verlor sich in Erinnerungen.
„Was für Bilder?", fragte sie leise.
„Da war eine Frau, ich konnte sie nicht ganz erkennen... nur ihr Lächeln und dieses warme Gefühl, was von ihr ausstrahlte...", er atmete tief durch, „was von dir ausstrahlt."
„Ich war es nicht.. vielleicht bist du einem... Phantom hinterhergejagt. Ich war es nicht.", sie schüttelte den Kopf, kleine Tränen sammelten sich in ihren Augen, „Wir haben dich sterben sehen und sind zurück in die Hölle gegangen, um den Krieg zu beenden."
„Egal wer es war... du löst dasselbe Gefühl in mir aus, jedes Mal, wenn ich dich ansehe. Wenn ich dich rieche.", er strich ihr die Tränen von der Wange, „Es tut mir leid, wenn ich dich damit überfordere."
„Es ist schön, dass du so ehrlich bist...", sie schluchzte leicht, „Ich brauche vielleicht einfach nur ein wenig Zeit...", sagte sie langsam.
„Das kann ich verstehen. Wenn du für dich sein möchtest, du kannst auch nachhause gehen... ich bin dir nicht böse.", er lächelte aufmunternd.
„Ist vielleicht gar keine schlechte Idee", sie nickte, stand dann auf, zog die Decke näher um ihren Körper und verließ das Schlafzimmer in Richtung Bad.
Sie zog sich schnell an, band ihre Haare zu einem Zopf zusammen, betrachtete sich nochmal im Spiegel, Abstand war vermutlich genau das richtige, was sie jetzt bräuchte, auch wenn sie ihn vermissen würde.
Als sie das Badezimmer verließ, saß Severus auf der Couch, sah sie freundlich an als sie näher trat.

„Ich.. geh dann zu mir..", sagte sie leise.
Er stand auf, streichelte über ihren Kopf, „pass auf dich auf."
Hermine legte den Kopf schief, sie ging nah an ihn heran und umarmte ihn, lehnte ihren Kopf an seine Brust, sie spürte seine Arme um ihren Rücken, sah auf und suchte seinen Blick.
„Bleib nicht zu lange weg", flüsterte er samten.
„Wirst du mich etwa vermissen?", sie schmunzelte leicht.
„Das verrate ich dir, wenn du wieder da bist.", er schmunzelte ebenfalls.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Lippen auf seine, dann löste sie sich und verließ, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen seine Räume.
Hermine straffte sich als sie durch die Kerker nach oben in die Eingangshalle lief, sie musste ihre Gedanken ordnen und das konnte sie am Besten in ihren vier Wänden.
Sie verließ Hogwarts in eiligem Schritt, zog ihre Jacke enger um sich, es war wirklich merkwürdig kalt an diesem Abend, die Sonne verschwand gerade hinter der Bergen, warf schummriges Licht über die Hügel der Ländereien. Sie lief zur Appariergrenze, ließ ihre Augen ein letztes Mal über das Schloss gleiten und verschwand dann zurück nach London.
Die Straße war leer, der Schnee lag ruhig auf der Straße, die alten Laternen spendeten warmes Licht, es war wie eine andere Welt, in der sie sich gerade aufhielt.
Hermine ging schnell zu ihrem Haus, öffnete die Tür, huschte hinein, zog ihre Sachen aus und ging mit einem brummenden Kopf ins Wohnzimmer.
Es war dunkel und kalt, leer, einsam, unangenehm. Sie entzündete ein Feuer im Kamin, zauberte sich ein Glas und eine Flasche Wein und irgendetwas Essbares dazu. Sie trank schnell das erste Glas, legte sich dann auf die Couch und ließ das alles Revue passieren.

Vor ungefähr vier Wochen tauchte Severus in ihrem Leben wieder auf, verzauberte sie, zog sie in seinen Bann, als hätten sie die ganze Zeit über nie etwas anderes gemacht als einander zu vertrauen und füreinander da zu sein.
Warum?
Was war das Geheimnis?
Hatte er etwas damit zu tun?
Hatte irgendwer etwas damit zu tun?
Oder hatte er sich, nachdem er gestorben war, wirklich um 180 Grad gedreht?
Das nächste Glas Wein fand seinen Weg in Hermines System, verstärkte das Pochen in ihrem Kopf.
Was meinte er mit dem Duft von Lavendel?
Konnte nicht jeder x-beliebige Mensch so riechen? Warum strahlte sie dieselbe Wärme aus, wie seine Rettung?
Wer hatte ihn gerettet?
Und warum?
Sie strich sich über das Gesicht, kam einfach zu keiner Lösung, keine Erklärung wäre irgendwie sinnvoll gewesen.
Vielleicht hatte er recht und sie sollten es einfach genießen und ausnutzen, solange diese Vertrautheit da wäre. Es war, wenn sie genau darüber nachdachte, nichts Schlechtes. Es war eigentlich sehr schön.
Es war etwas anderes als die Verbindung in der Schule, er machte sich Sorgen und schoss einige Male über sein Ziel hinaus, natürlich, aber es war nicht Professor Snape, den sie mochte, mit dem sie schlief. Es war Severus und das war ein himmelweiter Unterschied.

Sie seufzte wieder, trank ein drittes Glas, stellte das leere Glas unsanft zurück auf den Tisch, drehte sich auf die Seite und kuschelte sich in die Couch. Sie wusste, dass sie am nächsten Morgen unfassbare Kopfschmerzen haben würde, aber das war ihr in dem Moment egal, vielleicht verdiente sie es sogar. Mit trüben Gedanken wurde sie in einen noch trüberen Schlaf gezogen, träumte wirre Dinge; von Schlangen und Lavendel, von Sonnenstrahlen die durch ein Fenster fielen und Severus.

Der Duft von Lavendel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt