Sie schreckte hoch, der nächste Morgen war angebrochen, das Feuer war erloschen, es war kalt im Wohnzimmer und die Kopfschmerzen setzten genau in diesem Moment ein, Hermine hielt sich schmerzerfüllt den Kopf, er schien zu explodieren. Sie schlurfte in die Küche, suchte im Kühlschrank nach Schmerztabletten und spülte gleich zwei mit einem großen Glas Wasser herunter.
Ihre Gedanken waren immer noch wirsch, sie ballte die Hände zusammen, schlug das leere Glas gegen das Holz der Arbeitsfläche.
Es zersprang in hundert Teile, die Scherben drückten sich in ihre Hand, das Blut floss über ihre Finger in die Spüle. Sie fluchte, hielt die Hand unter fließendes Wasser und zog die Scherben magisch aus ihrer Hand, wickelte, als alles wieder sauber war, ein Geschirrtuch um ihre Hand.Sie verkroch sich in den nächsten Tagen in ihrem Zimmer, je mehr Zeit sie ohne Severus verbrachte, umso mehr wurde ihr bewusst, dass sie genau das eigentlich nicht wollte.
Sie wollte nicht ohne ihn sein, sie wollte nicht alleine einschlafen und alleine aufwachen, sie wollte nicht weiter alleine essen.
Sie entschied nach Hogwarts zurück zu gehen, sich bei Severus zu entschuldigen, dafür, dass sie wieder nicht wusste, was sie wollte.
Hermine stellte sich unter die Dusche, nahm das Lavendelduschgel und schäumte sich ein, wusch ihre Haare mit einem passenden Lavendelshampoo, trocknete sich ab, cremte sich ein und besah sich im Spiegel.
Sie sah furchtbar aus, furchtbar war gar kein Ausdruck, ihre Augen wurden von dunklen Schatten umrandet, ihre Locken hingen kraftlos herab. Die Einsamkeit tat ihr nicht gut, was deutlich sichtbar war.
„Ich kann's jetzt auch nicht mehr ändern", sagte sie zu sich selbst, zog sich dann an und ging die Treppen nach unten, machte sich etwas zu essen und dachte nach.
Sie atmete tief durch, räumte dann ihr benutztes Geschirr weg, packte oben ein paar Sachen zusammen, die sie mitnehmen wollte, lief wieder nach unten, wollte ihre Jacke anziehen als es klopfte.
Sie öffnete die Tür und seufzte, „was willst du hier?"„Ich wollte nach dir sehen", sagte Ron, er lächelte.
„Du hast mich gesehen, jetzt kannst du gehen.", sie wollte die Tür wieder schließen, als er seinen Fuß dazwischen stellte.
„Ich hab gehört, dass du... verletzt wurdest.", meinte er.
„Das war vor Tagen, Ron. Vor Tagen.", sie konnte nicht fassen, dass er diese dämliche Ausrede benutzte, um mit ihr zu reden.
„Was ist denn passiert?", wollte er wissen.
„Willst du das wirklich wissen?"
Er nickte.
„Jemand hat eine aufgeschlitzte Giftschlange vor Severus Haus platziert. Ich wollte nach ihr sehen und sie hat mich angegriffen, sie hat mich gebissen. Hätte Severus nicht so schnell reagiert und mich nach Hogwarts gebracht, wäre ich vermutlich nicht mehr hier.", sie war laut, sah ihn böse an.
„Du meine Güte", er kam so schnell zu ihr, dass sie ihm gar nicht mehr ausweichen konnte, umarmte sie, drückte sie an sich.
„Lass mich los", sie drückte ihn weg.
„Wer hätte denn damit gerechnet, dass dieser schwarze Teufel noch lebt", sagte er kopfschüttelnd.
„Was?"
„Du hast doch gesagt die Schlange war aufgeschlitzt", sagte er skeptisch.
„Ich hab aber nicht gesagt, dass sie schwarz war", ihr Blick bohrte sich in seinen, „woher weißt du das?"
„Ich... ich glaube Harry hat es mir erzählt.", sagte Ron schulterzuckend.
„Harry wusste nichts davon, niemand wusste welche Farbe die Schlange hat. Nur Severus und ich.", ihr wurde plötzlich klar, was diese unabsichtliche Offenbarung bedeutete, „Du warst das. Du hast die Schlange dahin gelegt."
„Nein! Ich..."
„Du hast riskiert, dass ich sterbe!", Hermine zitterte vor Wut.
„Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst!", brüllte nun Ron, er war verzweifelt, „Ich wusste nicht mal, dass du da bist!"
„Du hättest riskiert, dass Severus gebissen wird, du wolltest ihn treffen?", sie schüttelte fassungslos den Kopf.
„Er bringt doch nur Unruhe in alles... es sollte eigentlich nur ein Denkzettel sein. Eine Nachricht, dass er sich von allen fernhalten sollte. Ich wusste doch nicht, dass diese Schlange noch lebt!", er wollte wieder zu ihr gehen, wollte sie anfassen, aber sie schlug ihm die Hände weg.
„Sowas hätte ich nicht von dir erwartet Ron. Severus hat dir nichts getan.", Tränen sammelten sich in ihren Augen, vor Wut oder Trauer, das wusste sie nicht.
„Er hat dich mir weggenommen! Er hat sich in unsere Beziehung gemischt und sie sabotiert!", seine Stimme überschlug sich wieder.
„Nein Ron, daran trägst nur die Schuld.", sie konnte nicht fassen, was sie in diesem Moment erfuhr, das war nicht mehr Ron vor ihr, nicht der Ron, den sie kannte, den sie schätzte und liebte, auf freundschaftliche Weise, „Ich will, dass du dich von mir und Severus fernhältst, hast du das verstanden? Wenn ich dich noch einmal sehe, dann wird Kingsley davon erfahren und dann war es das mit deiner Karriere als Auror.", sie schloss enttäuscht die Tür, würdigte ihn keines Blickes.
Kaum hatte sie die Tür geschlossen hörte sie einen Knall, Ron war disappariert, ließ Hermine mit der schrecklichen Erkenntnis allein.
Sie stand an der Tür, starrte vor sich hin, bemerkte nicht, wie viel Zeit verstrich, bis ein heller Sonnenstrahl ihr direkt in die Augen schien. Er fiel durch das Fenster der Tür, was immer bedeutete, dass der späte Nachmittag bereits angebrochen war.Hermine schüttelte ihren Kopf, nahm ihre Sachen und apparierte an die Grenze von Hogwarts, lief schnell über die Brücke, durch den Innenhof in die Eingangshalle.
Es war der Silvester Abend, da Severus weder ein Fan von Weihnachten noch Silvester war, vermutete sie ihn in seinen Räumen, sie stürmte durch die Kerker, klopfte laut an seine Tür und wartete.
Auch nach einer Weile tat sich nichts, sie klopfte erneut, dieses Mal noch lauter, was mehr einem hämmern glich.
„Wären Sie so freundlich meine Tür ganz zu lassen?", kam es dunkel hinter ihr.
Sie drehte sich erschrocken um, Severus stand circa einen Meter hinter ihr und musterte sie, sagte aber nichts. Sie konnte seinen Blick nicht deuten, ging vorsichtig auf ihn zu.
„Severus", sie legte den Kopf schief, sah ihn traurig an.
„Miss Granger", er war ruhig, keine Regung war auf seinem Gesicht zu sehen.
„Hast du mich vermisst?", ihre Stimme war leise, trotzdem hatte sie das Gefühl, sie würde von den Wänden widerhallen.
Er ging an ihr vorbei, öffnete seine Tür und verschwand im Raum, Hermine folgte ihm langsam, sie hatte Angst, glaubte, sie hätte ihn so sehr verletzt mit ihrer Abwesenheit, dass er sie nicht mehr sehen wollen würde.
Kaum stand sie in seinem Wohnzimmer, fiel die Tür in die Angeln, er ging zu ihr, musterte sie wieder mit diesem undurchdringlichen Blick.
„Hast du mich vermisst?", wiederholte sie noch leiser.
„Was glaubst du denn?", wollte er wissen.
„Ich hoffe ja", ein schüchternes Lächeln huschte über ihre Lippen, „ich für meinen Teil habe dich jedenfalls sehr vermisst.", das Lächeln wurde traurig.
„Warum bist du dann jetzt erst wieder gekommen?", fragte er anklagend, ging zu ihr und umarmte sie.
„Ich weiß es nicht", sie ließ sich in seine Arme fallen und drückte sich ihm nah entgegen, ließ die Tasche, die sie immer noch in der Hand hielt, auf den Boden fallen.
Er löste sich leicht, streichelte über ihre Wange und verschloss ihre Lippen mit seinen, „ich habe dich sehr vermisst.", flüsterte er danach, schob ihre Jacke von ihrem Körper und sie zur Couch.
„Severus, warte", sie stoppte seine Hände, die an ihrer Hose angelangt waren und sie aufknöpften, „ich muss dir noch etwas erzählen."
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Der Duft von Lavendel
FanfictionSieben Monate nach Ende des Krieges: Hermine versucht ihre schlechten Erinnerungen mithilfe des Zeichnens zu verarbeiten. Sie sucht immer öfter Ruhe und Zuflucht in der Natur um sie herum. Einzig George teilt ihre tiefe Trauer, versteht, warum sie...