In meine Ohren drang meine Lieblingsmusik. Poppig-fröhlich. Wäre ich nicht gerade auf dem Weg zur Schule gewesen und von mehreren Leuten umgeben, hätte ich jetzt getanzt und gesungen was das Zeug hält. Aber nein. Es war nicht nur Montag, sondern auch der erste Tag nach den Sommerferien. Bei dem Gedanken an meine Klasse schauderte es mir. Warum nochmal genau hatte ich mich bereit erklärt, Klassensprecherin zu sein?
Erstaunlicherweise riss ich die Tür zu meinem Klassenraum ziemlich motiviert auf. Ein paar böse Blicke trafen den meinen. Ich ignorierte das komplett und ging in das dunkle Klassenzimmer hinein. Wow Hanna! Seit wann so motiviert wenn es um die Schule geht? Schnell ließ ich den Gedanken wieder fallen und setze mich auf meinen Platz. Meine Kopfhörer hatte ich immer noch in den Ohren. Ich schaute auf mein Handy. 07:47 Uhr. Die lässt sich heute aber ganz schön Zeit! Im selben Moment riss jemand die Tür auf. Na endlich! Als ich Emma sah, stand ich auf und umarmte sie. ,,Na. Hab dich echt vermisst!"-,,Und ich dich erst!" Vorwurfsvoll sah ich sie an. ,,Selber Schuld! Wer ist denn die ganzen 6 Wochen zu seinen Großeltern nach Spanien geflogen?" Wir lösten uns wieder von einander. ,,Ja stimmt schon. Aber in den Herbstferien musst du mal mitkommen. Es ist wunderschön da!"
Ehe ich überhaupt den Mund zum sprechen aufmachte, wurde die Tür erneut geöffnet. Unsere Klassenlehrerin kam herein und begrüßte uns alle. ,,Guten Morgen! Ich hoffe ihr hattet schöne Ferien!" Weiter folgte ich ihr nicht, da das, was jetzt folgen würde, jedes Jahr gleich das gleiche war. Immer wieder die gleichen Gespräche, die gleichen Fragen und die gleichen Antworten.
Mein Gott, ist das nervig! Ich konnte mir ein Augenverdreher und ein lautes, genervtes Schnauben nicht verkneifen, woraufhin mich meine Lehrerin mich böse anschaute. Oh nein! Hatte gerade irgendwer etwas aus seinen Ferien erzählt und ich gab mich so genervt? Am liebsten hätte ich mir mit der flachen Hand an die Stirn geschlagen. Stattdessen nuschelte ich nur ein schnelles ,,Tschuldigung''.
Oh wow! Echt klasse gemacht! Der erste Schultag kann ja auch gar nicht mehr schlimmer laufen!
Erwartungsvoll sah mich Frau Springer an. ,,Wir warten, Hanna!" Ohne überhaupt ein bisschen zu überlegen platze aus mir etwas heraus, das ich bereuen sollte. ,,Auf was denn?" Der Blick meiner Lehrerin wurde immer dunkler. AHHHH!! Wo ist das Loch im Boden, damit ich verschwinden kann? Ich zwang mich zu lächeln. ,,Könnten Sie ihre Frage bitte noch einmal wiederholen?" In der Hoffnung, dass sie mich nicht auffraß, schaute ich in ihr Gesicht. Und tatsächlich, nach meinem Lächeln wurde ihr Gesichtsausdruck etwas weicher. ,,Was hast du in den Ferien so gemacht?"
Was eine kreative Frage... Ich antwortete trotzdem und versuchte nicht zu lachen, denn ich war bestimmt nicht die erste, die diese Frage beantworten musste und davon nicht beeindruckt war. ,,Eigentlich nicht viel. Ich war bei meinem Vater in Leipzig. Dort haben wir uns viel mit der deutschen Geschichte beschäftigt." Während ich es ausbrach, merkte ich, dass es ein Fehler gewesen war, davon zu berichten. Hoffentlich bombardiert sie mich nicht gleich mit irgendwelchen Fragen zu dem Thema. Bevor sie also irgendwas sagen konnte, sprach ich weiter. ,,Und ansonsten war ich auf Rømø, zu Hause und im Stall." Zufrieden nickte sie und wandte sich mir wieder ab.
Emma beugte sich zu mir rüber. ,,Kannst froh sein, dass sie nicht noch Fragen zu der deutschen Geschichte gestellt hat."-,,Ich bin gerade auch ganz erstaunt!"
Der Rest der Stunde, wie der restliche Tag, verging ziemlich schnell. Nach der letzten Stunde, um 15 Uhr also, bewegte ich mich zu den Bushaltestellen. Auf dem Weg dorthin traf ich noch meine Klassenlehrerin. ,,Tschüss, bis morgen!" Zwinkerte sie mir zu. ,,Tschüss." nuschelte ich. Oh mein Gott! Hatte sie mir gerade zugezwinkert!? Panisch schaute ich mich um, in der Hoffnung, dass das niemand außer mir gesehen hatte. Als ich jedoch niemanden entdeckte, atmete ich erleichtert aus. PUH! Das wäre auch echt peinlich gewesen! (Ja, mein pubertierendes Ich war tatsächlich gerade ein Stück unreifer geworden. Ich ärgere mich selbst darüber.)
ich kramte in meiner Jackentasche nach meinen Kopfhörer und fand sie. Erst als ich mich an der Bushaltestelle hin setzte, hatte ich diese entknotet. Ich ging auf Spotify, machte meine Playlist an und genoss die Musik. Nach etwa einer Viertelstunde kam dann der Bus. Genervt von den ganzen 'Kleinkindern', wie ich die Fünft- bis Siebtklässler betitelte, stand ich auf und begab mich in den Bus.
Kurz bevor ich aussteigen musste, wollte ich den Stopp-Knopf drücken, aber das brauchte ich gar nicht mehr. Eine kleine, zierliche Sechstklässlerin hatte schon vor 5 Minuten den Knopf gedrückt. Sie stand sogar schon vor der Tür. Als müsste sie gleich rausspringen und um ihr Leben kämpfen...Sie hat doch noch mindestens 3 Minuten Zeit. Die Kleinkinder nicht verstehend, schüttelte ich ein wenig den Kopf.
Zu Hause angekommen schloss ich die Tür auf, warf meine Tasche in die Ecke und ging in die Küche. Meine Mutter war wohl noch nicht wieder da. Erfreut darüber, nahm ich mir einen Joghurt und begab mich in mein Zimmer, wo ich auch den Rest des Tages bis zum Abendbrot blieb.
,,Abendessen!" Rief meine Mutter von unten. Ich schwang meinen Oberkörper hoch und stand wenige Augenblicke später in der Küche. Genüsslich atmete ich den Geruch des frisch gebackenes Brotes, das meine Mum extra für heute Abend gebacken hatte, ein. ,,Guten Appetit!" Sagte ich und griff nach einer der Scheiben des Brotes. Nachdem ich es mit Butter beschmiert hatte und mein Lieblingskäse drauf lag, biss ich in das Brot und konnte mir ein ,,Mmmmhhhh." nicht verkneifen. ,,Schön, dass es dir so gut schmeckt!" Lachte meine Mutter.
Nachdem wir fertig waren und der Tisch abgeräumt war, ging ich nach oben. ,,Gute Nacht!" Ich drehte mich noch mal zu meiner Mutter um, die mich noch einmal anlächelte. Sie wusste genau, dass ich um halb 8 noch nicht ins Bett gehen würde, aber sie akzeptierte meine Privatsphäre.
Oben zog ich mir mein Levis Shirt über den Kopf und streifte mir meine Jeans von den Beinen. Ich tauschte beides gegen eine Jogginghose und ein Schlabbershirt. Meinen Zopf machte ich auf und machte aus ihm einen unordentlichen Dutt, schnappte mir mein Handy und lies mich aufs Bett fallen.
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Terrible Love
Teen FictionIn dieser Geschichte schreibe ich über die vierzehnjährige Hanna Müller, die mich verkörpert. Hanna passiert in einem ihrer wichtigsten Schuljahre, das was mir gerade passiert. Die Namen aller handelnden Personen wurden durch Decknamen ersetzt. Ich...