Drei Tage lang sah man Hermines und Ronalds mürrische Gesichter. Sie starrten stundenlang Löcher in die Luft, während sie stumm nebeneinander am schwarzen See saßen.
Belustigt schaute ich immer Mal wieder von meiner Lektüre auf, doch hinübergehen wollte ich nicht. 'Nächstes Jahr erst wieder', beschloss ich. 'Für dieses Jahr ist es schon zu spät. Da will ich die letzten paar Tage vor den Sommerferien noch genießen.'
Ich ging jetzt jeden Tag in der Früh in die Schulbibliothek von Hogwarts und borgte mir mindestens ein Buch aus, das ich draußen in der warmen Sonne verschlang.
Zugegeben, es war mehr Beschäftigung als Vergnügen, so gerne las ich nun auch nicht - nicht jede freie Minute - aber es war eine gute Ablenkung. Mich grauste es jetzt schon vor den öden Wochen bei Emm zuhause. Da könnte ich dann nur noch in eine Muggelbücherei mit dem Bus fahren.
So genoss ich die Tage, bevor uns unsere Noten gesagt wurden mehr oder weniger. Ein Mal traute ich mich sogar in das kühle Wasser, doch nachdem die großen Zwillingsbrüder von Ronald dahergelaufen kamen und mich nass zu spritzten, vergrümelte ich mich doch lieber wieder unter dem Baum im Schatten.
Schließlich - Harry war wieder aus dem Krankenflügel entlassen worden, das Netz von Gerüchten, was in der Nacht nach den letzten Prüfungen passiert war, war bereits gesponnen und der Gryffindor von allen Seiten ausgequetscht und bejubelt - war das Abschlussfest.
Wir bekamen unsere Noten, stolz las ich mir das Zeugnis mit alles Ohnegleichen, nur in Flugstunde einem Erwartungen übertroffen durch und hörte dann Dumbledore bei seiner Rede zu: „Was für ein Jahr! Hoffentlich sind eure Köpfe ein wenig voller als zuvor ... ihr habt jetzt den ganzen Sommer vor euch, um sie wieder hübsch leer zu räumen, bevor das nächste Jahr anfängt ...
Nun, wie ich es verstehe, muss jetzt dieser Hauspokal überreicht werden, und auf der Tabelle sieht es wie folgt aus: an vierter Stelle Gryffindor mit dreihundertundzwölf Punkten;" ich erkannte die hängenden Gesichter meiner Hausgenossen, „an dritter Stelle Hufflepuff mit dreihundertundzweiundfünfzig Punkten; Ravenclaw hat vierhundertundsechsundzwanzig und Slytherin vierhundertundzweiundsiebzig Punkte."
Die Slytherins brachen in laute Jubelrufe aus und trampelten mit ihren Füßen auf den Boden. Besonders die Erstklässler strahlten wie die Sonne und hauten mit ihren Bechern auf den langen Tisch. Ich nickte Draco anerkennend zu.
„Ja, ja, gut gemacht, Slytherin", begann Dumbledore erneut und ich konnte nicht widerstehen, meine Augen zu verdrehen. Konnten wir nicht endlich essen? „Allerdings müssen auch die jüngsten Ereignisse berücksichtigt werden."
Den Rest hörte ich nicht mehr richtig. Mir war vollends bewusst, dass jetzt noch Ronald, Hermine und natürlich der wohlhochgeborene Harry Potter 50 - 60 Punkte für unser Haus kassieren würden und mein Tisch dafür in brechenden Beifall, Applaus und Schreie ausbrach. Sie waren nicht mehr zu stoppen.
Und während den Slytherins die Gesichter entgleist waren, weil wir nun gleich viele Punkte wie sie hatten, bekam auch noch Neville für angeblichen Mut - weil er sich seinen Freunden, als sie in der Nacht abhauen wollten, in den Weg gestellt hatte - Punkte bekam, waren die Gryffindors nicht mehr zu stoppen.
Ich war die einzige am roten Tisch, die nicht jubelnd aufsprang. Die Einzige, die nur ein Lächeln zustande brachte, und sich über den parteiischen Dumbledore Gedanken machte. War es fair, seinem ehemaligen Haus extra so viele Punkte zu geben, damit es gewann?
Meine Gedanken wurden just unterbrochen, als mich Neville unter sich begrab. Schnell rappelte er sich wieder auf und seine Entschuldigung ging im Lärm der anderen unter.
Wurde es dann doch wieder leiser, als Dumbledore die Halle mit einem Klatschen in seine Hände statt grün, in rot umdekorierte und das Festmahl begann, war meine Laune schon im Eimer.
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanficGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...