This can't be true

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Hailey

„Mom, wenn ich es dir doch sage! Ich hab wirklich nur ein Bier getrunken, so wie du es mir erlaubt hast," rechtfertige ich mich wild gestikulierend. Es ist kurz vor 23 Uhr und meine Mutter hat mich gerade von der Geburtstagsparty meiner besten Freundin abgeholt, oder sagen wir eher sie hat mich dort raus geschliffen. Warum raus geschliffen? Ganz einfach, weil sie mich alle 30 Minuten Video angerufen hat, um zu checken, dass ich auch ja nicht betrunken bin oder einer ihrer 3 heiligen Regeln breche. Die Regeln lauten: nicht kiffen, nicht saufen, nicht vögeln. Also alles das, was normale Menschen auf einem 18ten Geburtstag machen. Meine liebe Helikopter Mutter hat dann beim letzten Anruf plötzlich einen mir unbekannten Jungen mit Joint in der Hand im Hintergrund sitzen sehen. Wie man sich denken kann, sah sie die Party dann als absolute Gefahrenzone für ihr kleines Mäuschen an und nun sitze ich mich rechtfertigend auf dem Beifahrersitz, während sie aufgebracht die Landstraße lang brettert.

„Und ich hab auch nicht gekifft!" füge ich hinzu während ich bockig meine Arme verschränke. „Wie soll ich dir das denn noch glauben, huh? Du kannst mir nicht erzählen, dass du nur ein Bier getrunken hast. Ich höre das Lallen in deiner Stimme, leugne es nicht Fräulein!" schimpft meine Mutter während sich ihr Griff um das Lenkrad verstärkt. „Mom zum aller letzten Mal...ich habe bloß ein Bier getrunken. Was kann ich dafür das du mich so in Watte packst, das ich nicht mal ein Bier vertrage ohne zu lallen. Jeder darf sein Leben leben, Spaß haben und ist trotzdem ein vernünftiger Mensch. Warum darf ich das nicht?" frage ich sie verzweifelt, während ich mich auf meinem Sitz zu ihr drehe. „Du bist nun mal nicht jeder! Du bist noch keine 18 und so lange deine Füße unter meinem Tisch sind, hast du zu tun was ich dir sage und dich an meine Regeln zu halten." „Aber ich halt mich doch an deine Regeln! Was erwartest du den noch von mir? Ich versuch immer die perfekte Tochter zu sein, aber man kann es dir echt nicht recht machen. Jetzt verpasse ich den Geburtstag von Jessie, das wird sie mir niemals verzeihen!" fluche ich und eine Träne bahnt sich den Weg meine Wange runter. „Dann ist sie keine richtige Freundin! Mäuschen hör auf zu weinen, sei nicht traurig," versucht sie mich aufzumuntern und streichelt aufmunternd über meinen Oberschenkel. „Ich bin nicht traurig! Ich bin wütend!" fauche ich und schiebe ihre Hand von meinem Bein. Enttäuscht seufzt meine Mom und umfasst wieder mit beiden Händen das Lenkrad.

Ich lehne meinen Kopf an die Scheibe während mein Blick starr aus dem Fenster gerichtet ist. Der dunkle Wald zieht an uns vorbei und wir fahren durch hohe Maisfelder und auf eine große Brücke zu. Erst jetzt bemerke ich den starken Regen. „Verflucht ich sehe nichts mehr," flucht meine Mom und stellt die Scheibenwischer schneller ein. „Was ein Hunde Wetter..." murmelt sie während sie angestrengt auf die Straße blickt. „Was ein Hunde Leben..." flüster ich zu mir selbst. „Hailey Amelia Evans, jetzt halt aber mal die Luft an. Es gibt Leute die haben es viel schlechter!" „...und welche die haben es besser," ergänze ich sie. Normalerweise hegen meine Mutter und ich einen sehr guten und wertschätzenden Umgang, doch heute hat sie es echt übertrieben und vielleicht trägt das Bier auch noch dazu, dass ich empfindlicher reagiere. „JA, aber diese Kinder werden dann ganz schnell verzogen, un verantwortungsvoll und respektlos und so werde ich meine Tochter sicherlich nicht erziehen!" meckert sie aufgebracht.

Während wir diskutieren, bemerken wir gar nicht wie unser Auto immer weiter auf die Gegenfahrbahn gerät. „MOOM PASS AUF! DER LKW!" schreie ich plötzlich und schrecke hoch. Vor uns erscheinen plötzlich die monströsen Scheinwerfer eines Lkws, der nur wenige Meter von uns entfernt frontal auf uns zu rast. Meine Mutter steigt instinktiv in die Eisen und reißt das Lenkrad nach rechts. Einen Moment sieht es so aus als würden wir es schaffen, doch wir haben die Rechnung ohne die nasse Straße gemacht, die dafür sorgt, dass unser Auto nun unkontrolliert auf einer langen aber nicht breiten Brücke rutscht. Ich kneife meine Augen fest zu und bereite mich auf den Zusammenprall mit dem LKW vor, der auch wenige Herzschläge später erfolgt und den hinteren Teil unseres Wagens erfasst. Das Auto wird über die Fahrbahn geschleudert, als wäre es ein Kreisel und knallt hart gegen die Bande der Brücke. Diese gibt sofort nach und der PKW hebt ab wie bei einer Sprungschanze, nur das unten kein weiches Luftkissen auf uns wartet, sondern ein reißender Fluss.

Leave my heart out of thisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt