Ain't got a care in world, but got plenty of beer

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Jo

Langsam öffnen sich meine Augen und leise stöhne ich auf. Das war gestern wieder eine wilde Party und ich bin heftig abgestürzt, aber nicht zu sehr, immerhin habe ich es noch in mein Zimmer im Wohnheim geschafft. Neben mir bewegt sich was und ich drehe vorsichtig meinen Kopf um direkt in Erins müde Augen zu sehen, die genauso fertig aussieht wie ich. Langsam dringt das Klingeln meines Handys zu mir durch, welches mich aufgeweckt hat. Ich schaue kurz auf das Display, es ist meine Mom, da sollte ich ran gehen. "Ja?" bringe ich kratzig hervor, mich innerlich darüber wundernd, dass ich heute Morgen überhaupt eine Stimme habe. Das Lachen meiner Mutter dringt an mein Ohr. "Was du gestern Abend gemacht hast, brauche ich wohl nicht zu fragen, aber darüber reden wir später. Ich will, dass du in einer Stunde hier bist, wir haben zu reden."

Damit hat sie schon aufgelegt und ich werfe das Handy wütend auf mein Bett. Das kann nicht ihr Ernst sein, mein Kopf bringt mich um, ich kriege meine Augen nicht wirklich auf und über den Geschmack in meinem Mund brauchen wir erst gar nicht zu reden. "Was ist los?" fragt Erin während sich ihre Augen schon wieder schließen. "Nichts, alles gut, schlaf weiter" antworte ich ihr während ich meinen müden und noch betrunkenen Körper langsam aufrichte und mich in die Küche schleppe. Dort nehme ich mir zwei Kopfschmerztabletten aus dem Schrank und öffne den Kühlschrank, um etwas zum runterspülen zu finden. Ich entschließe mich zu einer Flasche Bier, die ich aufdrehe um dann die beiden Pillen mit einem großen Schluck runter zu spülen. Durstig leere ich den Rest der Flasche, schnappe mir mein Zeug und gehe dann zu den Gemeinschaftsduschen, die ich hasse, zumindest um diese Zeit. Wenn ich dusche, achte ich darauf, dass entweder früh morgens, bevor der Rest der Welt wach ist, oder spätabends zu tun. Oder ich fahre in unsere Wohnung, die meine Mom und ich gemeinsam bewohnen, wenn ich nicht im Wohnheim übernachte. Während ich dusche, denke ich darüber nach, ob es nicht doch besser wäre, das Angebot meiner Großeltern anzunehmen, mir eine Wohnung zu kaufen. Dann wäre ich unabhängig und hätte eine ordentliche Dusche, also genau betrachtet nur Vorteile. Meine Großeltern verwöhnen mich, wo sie nur können, schließlich bin ich nach dem Tod meines Dad's, der gestorben ist als ich noch klein war, ihr ein und alles. Sonst gibt es nur entfernte Verwandtschaft, nichts wirklich erwähnenswertes. Meine Mom versucht dauernd zu verhindern, dass ich von meinen Großeltern alles in den Hintern geschoben bekomme, allerdings meistens ohne großen Erfolg. Warum soll ich mich auch gegen den ganzen Luxus wehren, der mein Leben versüßt.

Spätestens nachdem ich meine Entscheidung, Jura zu studieren, mitgeteilt habe, überschütten sie mich mit Großzügigkeit, habe ich damit doch auch gleichzeitig angedeutet, das Familienunternehmen zu übernehmen, auf das meine Großeltern sehr stolz sind und dass sie immer innerhalb der Familie weiter geben wollten. Mein Dad war auch dort bis zu seinem Tod, und jetzt wartet mein Schreibtisch dort auf mich. Als ich klein war, wollte ich immer Ärztin werden, wie meine Mutter, aber als ich älter wurde, habe ich die Idee verworfen. Ich könnte nicht so auf jedes einzelne Schicksal eingehen, wie meine Mutter, vor allem könnte ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, fremde Menschen zu berühren, vor allem nicht an gewissen Stellen, was der Beruf jedoch mit sich bringen würde. Also bin ich auf Jura umgeschwenkt und bis heute habe ich meine Entscheidung nicht bereut. Es macht mir Spaß und ich habe gute Noten, auch wenn man das aufgrund meines Lebensstils nicht vermuten würde. Aber hey, man ist nur einmal jung, warum soll ich mein Leben nicht genießen so lange ich kann.

Nach einer kurzen Dusche ziehe ich mich schnell an und beschließe, später noch ausgiebig zu Hause zu duschen, ich fühle mich immer noch schmutzig und verschwitzt. Ich stelle meine Sachen zurück in mein Zimmer, nehme meine Schlüssel und mein Handy und ziehe leise die Zimmertür hinter mir zu. Glückliche Erin, sie kann noch schlafen, zumindest wenn sie nicht plant zu ihrer Vorlesung zu gehen. Sie studiert Medienwissenschaften und insgeheim habe ich den Verdacht, dass sie gerne mal Wetterfee werden möchte. Die Intelligenteste ist sie nicht, eher Durchschnitt, was aber unsere Freundschaft plus wesentlich erleichtert, obwohl sie sich auch schon mal gerne als meine Freundin bezeichnet.

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