Dag:
„Sie war schwanger?" fragte ich Michelle nach einiger Zeit. Sie hob den Kopf und sah mich an. „Ja, Dag, es tut mir so leid. Sie wusste es auch erst seit einigen Tagen. Sie wollte zu dir und dir davon erzählen. Sie war so glücklich. Was ist passiert?" Doch ich konnte ihr nicht antworten. Ich stand auf. Ich wollte zu Lena. Vince half Lena auf die Beine und beide folgten mir. Langsam öffnete ich die Zimmertür und trat vorsichtig hinein. Geräte piepsten und überall leuchteten Lämpchen. Und da lag sie, an Kabeln und Schläuchen angeschlossen. Verbände an Armen und Kopf, blutige Schürfwunden im Gesicht. Ihr wunderschönes Gesicht. Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett. Sie sah so friedlich aus. Als würde sie einfach nur schlafen. Ich hielt ihre Hand und strich über ihren Kopf. Michelle konnte den Anblick kaum ertragen und lehnte ihr Gesicht an Vincents Schulter. Auch Vincents Blick war schmerzverzerrt. Wir sagten nichts. Wir sahen sie einfach nur an. „Komm Michelle," sagte Vince dann. „Ich bring dich nach Hause. Du brauchst Schlaf. Wir kommen morgen wieder her, ok?" Er sah mich an und ich schüttelte den Kopf. Ich würde sie jetzt nicht alleine lassen. Ich würde sie nie wieder alleine lassen. Das schwor ich mir. „Ruf an wenn du etwas brauchst ok!" sagte Vince und verließ mit Michelle das Zimmer. Wir waren alleine und außer dem Piepton des Überwachungsgerätes war nichts zu hören. Ich hielt immer noch ihre Hand fest. „Lena, es tut mir so leid. Aber du musst jetzt durchhalten, hast du verstanden. Ich brauche dich." Ich hoffte, dass sie mich hören konnte. Irgendwann kam eine Schwester ins Zimmer und sah nach ihr. Sie meinte, dass ich ruhig gehen könnte. Lena würde jetzt erstmal schlafen. Aber ich wollte nicht. Ich blieb bei ihr. Ich wollte für sie da sein, wenn sie aufwacht. Doch auch mir fielen irgendwann die Augen zu. „Dag?....Dag" hörte ich plötzlich ein leise Stimme. Ich öffnete die Augen. Lena wachte auf. Sie blinzelte und bewegte ihre Hand in meiner. Sie schien immer noch völlig benommen. „Lena, ich bin hier. Ich bin bei dir. Wie geht es dir?" Meine Finger strichen über ihr Gesicht. „Mein Kopf tut weh und ahhh..." Sie versuchte sich zu bewegen. „Nein, bleib still liegen. Beweg dich bitte nicht. Brauchst du was? Soll ich die Schwester rufen?" Aber sie schüttelte leicht den Kopf. „Was ist passiert?" fragte sie leise. „Du bist direkt vor das Auto gelaufen," erklärte ich ihr. „Aber der Arzt sagt, dass es alles wieder in Ordnung kommt. Du musst dich nur ausruhen. Lena, ich bin so froh dich zu sehen. Ich hatte solche Angst, dich verloren zu haben." Langsam schloss sie ihr Augen wieder und atmete tief. Sie löste ihre Hand aus meiner und legte sie sich auf ihren Bauch. Ich schloss die Augen kurz und versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Mein,...unser..." Sie machte eine kurze Pause und sah mich flehend an. „Wie geht es dem Baby?" Ich wusste nicht wie ich es ihr sagen sollte. Ich senkte den Kopf und schüttelte ihn. Ich konnte sehen, wie eine Träne über ihre Wange lief. Sie riss die Augen auf und begann heftig zu atmen. „Nein,.....nein, das kann nicht sein!" Sie versuchte sich immer heftiger zu bewegen und schrie. Ich rief nach der Schwester und versuchte Lena zu beruhigen und still zu halten. Sie schlug um sich. „Wieso? Wieso darf sie ein Baby von dir bekommen und ich habe unseres umgebracht?" Lena war völlig außer sich. Die Schwester kam endlich und gab ihr ein Beruhigungsmittel. Sofort entspannte sie sich und wurde leise. Sie murmelte etwas vor sich hin bevor sie wieder die Augen schloss und einschlief. Ihr Anblick und ihre Reaktion hatten mich zutiefst getroffen und ich wusste nicht was ich tun sollte. Wieso sagte sie so etwas? Es war ein Unfall. Es war doch nicht ihre Schuld.Lena:
Langsam wurde es wieder heller. Ich hörte ein Piepen und öffnete langsam die Augen. Ich lag in einem hellen Krankenzimmer. Mir war immer noch schwindelig und alles tat weh. Wo war Dag? Der Stuhl war leer. Ich war allein. Leichte Panik stieg in mir auf. Wo war er? Dann kam er, dieser Gedanke, der mich zerstört hatte. Ich habe dieses kleine Wesen in mir umgebracht. Es konnte doch gar nichts dafür und trotzdem habe ich es getan. Warum war ich nur so dumm? Würde Dag mir verzeihen können? Es war alles meine Schuld. Ich fühlte mich so leer und einsam. Warum war niemand hier? Ich hatte Angst. Und was war mit Marie? Wieso dürfte sie ein Kind von ihm haben und ich nicht? Wusste er es bereits? Was wird er tun? Würde ich ihn auch verlieren? So viele offene Fragen in meinem Kopf. Dann ging die Tür auf. Es war Dag und ich war so froh ihn zu sehen. „Lena, du bist wach?" fragte er und trat an mein Bett. Er nahm meine Hand und küsste sie. „Wie geht es dir?" Ich wusste es nicht. Ich glaube die körperlichen Schmerzen waren ok aber in mir drin sah es nicht gut aus. Ich fühlte mich verletzt, einsam und leer. Als hätte ich ein Teil von mir verloren. „Dag, es tut mir leid." Er lächelte mich an. „Es ist alles gut. Ich bin da für dich. Aber das Wichtigste ist erstmal, dass du wieder gesund wirst." Er machte eine Pause und sah mich mit seinen großen wunderschönen Augen an. „Du warst wirklich schwanger?" fragte er dann. Ich presste die Lippen zusammen und nickte leicht. Ich legte die Hand auf meinen Bauch. „Es war genau hier," hauchte ich mit leiser Stimme. Dag legte seine Hand auf meine. „Mach dir bitte keinen Kopf. Es wird alles gut." „Tja, du hast gut reden," fing ich an. „Hast ja Glück, dass Marie noch ein Baby für dich hat," ich wusste, dass es nicht fair war das zu sagen, aber ich wusste überhaupt nicht mehr was richtig und falsch war. Ich war wütend und traurig, eine unschöne Mischung. Dag sah mich zweifelnd an. „Was meinst du?" fragte er mich. „Hast du es wirklich nicht verstanden? Hast du mal nachgerechnet? Sie war Anfang August bei dir. Und nun steht sie da und präsentiert dir ihren Babybauch," ich atmete heftig und spürte Schmerzen in meiner Brust. Ich glaube so langsam verstand er es. Ich riss die Augen auf und wollte was sagen, doch schwieg. Er ließ meine Hand los und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Dag zog die Augenbrauen zusammen und blickte Richtung Tür. Er stand auf und verließ das Zimmer ohne mich noch einmal anzuschauen. „Dag," rief ich ihm nach, doch er ignorierte mich. Was würde er jetzt tun? Wird er zu ihr gehen? Wird er mich verlassen um bei ihr sein zu können? Meine Lunge schmerzte und mein Kopf tat weh. Ich hatte Angst und ich wollte hier raus. Die Tür ging auf und Michelle und Vincent traten ein. „Lena, du bist wach," sagte Michelle völlig überrascht und umarmte mich vorsichtig. „wie geht es dir? Hast du Schmerzen?" „Wo ist Dag?" fragte Vince und sah mich skeptisch an. „Lena, was ist los, wo ist er?" Ihm konnte man wirklich nichts vor machen. „Er ist weg," sagte ich. „Vielleicht ist er bei Marie. Wenigstens hat sie sein Baby nicht umgebracht." Lena ließ mich los und sah mich erschrocken an. „Was redest du denn da?" fragte sie „wirken deine Schmerzmittel noch?" „Ist doch wahr. Sie bekommt ein Kind von ihm und ich habe es verloren. Warum sollte er noch bei mir sein?" ich war fix und fertig und weinte und hustete. Meine Lunge brannte. „Lena, bleib bitte ruhig. Du darfst dich nicht so aufregen und hör auf so einen Unsinn zu reden," sagte Vincent und versuchte mich im Bett zu halten. „Lena, bitte beruhige dich oder ich hole die Schwester." Er schien wütend. „Und sag so etwas nicht. Das würde er nie tun." So sehr ich dies auch hoffte, war es doch die einzig vernünftige Handlung, die er tun konnte. Und er war nicht mehr hier, also was sollte ich da denken. Ich war müde und konnte meine Augen kaum noch offen halten. „Du musst dich ausruhen," sagte Michelle und strich mit ihrer Hand über meinen Kopf. „Schlaf etwas Süße, wir kommen später nochmal, ok?" Ich schlief wieder ein.
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Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)
FanfictionEs war so heiß und ich spürte wie mir ein Schweißtropfen die Schläfe entlang lief. Ich wischte ihn weg und löste meinen Blick vom Fenster der S-Bahn. Es war Sommer und so wie mir, ging es so ziemlich jedem in dieser Bahn. Ich war auf dem Heimweg von...