Kapitel 20

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Ich schlenderte zwischen den Leuten hindurch und quatschte mal mit dem einen und anderen. Ich hatte inzwischen kurz geduscht und mich umgezogen. Alle Aufgaben für den Unterricht hatte ich schon gestern erledigt und jetzt lag noch der ganze Tag ewig vor mir. "Naa, auf der Suche nach Ablenkung?" hörte ich da eine bekannte Stimme in meinem Ohr. Na ja, eher über meinem Ohr. Ich drehte mich um und stand mal wieder verdammt nah an Sirius. "Ein bisschen" antwortete ich "Vielleicht hab ich auch einfach nichts zu tun." "Ah, das träfe sich gut, ich hab nämlich zu tun, aber du könntest gerne mitkommen." Mit einem frechen Grinsen sagte ich "Nein, danke" und drehte mich wieder um. Da schlang er seine Arme um meine Hüfte uns raunte mir zu "Du wirst nur leider keine Wahl haben" "Ach Nein?" fagte ich lächelnd "Nein" sagte er, dann hob er mich nur ein Stück hoch und trug mich unauffällig aus dem Raum. "Hey, lass mich runter!" Er lachte nur. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das er mich in den letzten paar Tagen definitiv zu viel trug. Vor dem Portraitloch ließ er mich dann runter, nahm mich allerdings sofort an der Hand und zog mich mit sich. "Wo geht's hin?" fragte ich. "Essen" antwortete er knapp. "Ähm... Mittagessen ist schon vorbei..." "Vertau mir. Außerdem musst du was Essen, du hast schließlich den ganzen Tag noch nichts außer diesem Müsli gegessen. Und dabei hast du heut schon so viel Sport gemacht! Und im allgemeinen bist du sowieso viel zu dünn!" es schaute mich streng an und ich seufzte "Wehe du wirst jetzt auch einer von diesen Freuden, die meinen gleichzeitig Ernährungsberater zu sein." sagte ich "Ich weiß selber wie viel ich essen und trinken muss damit es meinem Körper gut geht." "Ach halt die Klappe und komm mit."

"Boa ich bin echt satt" sagte ich und schob den überfüllten Teller von mir weg. Sirius hatte mir die Küche gezeigt und haben uns ein nachträgliches Mittagessen machen lassen. Er hatte meinen Teller nur so überladen, dass ich nicht mal die hälfte geschafft hatte. "Ich bitte dich, du hast nur drei Bissen gegessen!" sagte er gespielt empört. "Na und? Wenn ich statt bin, bin ich satt. Was steht jetzt auf dem Programm?" "Woher willst du wissen, dass was auf dem Programm steht?" "Na ja, es hat vorher nicht so geklungen, als hättest du nur ein Dinner for two geplant..." "Ach, so klang es nicht?" "Nein". Lachend zog er mich hoch und wir verließen die Küche. Zielsicher führte er mich durchs Schloss. "Ich dachte, ich zeig dir mal ein paar Geheimgänge..." Ruckartig blieb ich stehen. Er drehte sich zu mir um und guckte verwirrt "Ist was?" Ich nickte "Keine Geheimgänge." "Wieso nicht?" "Weil ich extreme Platzangst ab... mir näher kommenden Wänden, keine Luft bekommen, Übelkeit, Schwindel... alles." Er blickte in einer Mischung aus Besorgnis und Mitleid an "Das hättest du mir erzählen können..." "Bevor du mich vorhin nach dem Spiel geküsst hast, hätte ich auch nicht damit gerechnet, dass ich mit dir mal allein Esse." Er nickte, dann grinste er. "Dann hab ich eine Idee wo wir hinkönnen!" Seine Augen strahlten begeistert, als er mich in die völlig andere richtig zog. Neugierig rannte ich fast hinter ihm her, weil ich mit seinen großen Schritten kaum mitkam. Irgendwann machte er vor einer Wand halt. Ich sagte mal nichts und Sirius erklärte "Das ist der Raum der Wünsche. Wenn du sieben mal vor dieser Wand auf und ab gehst, erscheint dort eine Tür. Der Raum dahinter passt sich den Bedürfnissen oder wünschen des vorbei laufenden an. Das heißt, wenn du auf's Klo musst, verwandelt er sich in eine Toilette. Wenn du aber an nichts denkst, passt er sich dem Ort an, an den du gerade gerne wärst" Ich verstand was er mir damit sagen will, lächelte, nickte, ging sieben mal vor der Wand auf und ab und dachte einfach an nichts. Dann erschien da wirklich eine Tür. Neugierig ging ich auf sie zu und zog sie auf.

Mir stockte der Atem. Es war wunderschön. Der Raum sah nicht aus wie ein Raum - es war eine unendliche, atemberaubende Landschaft. Ich stand über einem Canyon, von Rotem Stein umgeben. Nur ungefähr fünf Meter vor ging es grade in den Canyon. Eine plötzlich Abbruchkante. Am Horizont ging die Sonne unter und tauchte die ganze Landschaft in ein Blutrot. "Wow" hörte ich da Sirius hinter mir "Echt schön! Und mit Höhe scheinst du ja auch kein Problem zu haben..." Ich hatte mich an die Kante gesetzt und ließ die Beine baumeln. Schweigend hatte sich Sirius neben mich gesetzt und seinen Arm um mich gelegt. Lächelnd lehnte ich mich an seinen großen, starken Körper.

"Weißt du, irgendwann möchte ich dir davon erzählen... von meiner Vergangenheit... und vielleicht erzählst du mir auch was von deiner... aber momentan möchte ich es nur genießen... diesen Ausblick... dich... deine Nähe."

"Ja, ich auch" antwortete er "reden wir wann anderst darüber... aber irgendwann werden wir es uns erzählen, versprochen?"

"Du hast mein Wort" sagte ich und zusammen schauten wir uns den Sonnenuntergang an und genossen die Nähe des anderen. Als die ersten Sterne aufgingen unterbrach ich erneut das Friedliche Schweigen zwischen uns. "Achso... ähm... Sirius?" - "Ja?". In diesem Moment war ich froh über die Dunkelheit, denn ich wurde ganz schön rot. "Ähm... ich wollte nur sagen... das ich glaub noch nicht so weit bin... also wenn's um's körperliche geht..." - "Bist du noch Jungfrau?" - "Nein... es ist bloß... ich hatte da damals sehr schlechte Erfahrungen und... seit dem bin ich sehr vorsichtig was das angeht..." 

"Das ist in Ordung, du gibst das Tempo an" sagte er und ich lächelte ihn dankbar an. Langsam wurde mir kalt und Sirius zog mich auf die Füße "Komm, wir gehen wieder in's Schloss".

Von Magie und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt