Teil 85-87

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„Ohhh“, sagte er, “ich hoffe, sie werden mich auch mögen. Ich bin immer für dich da, egal, was passiert. Und Anna, wegen der Wohnung. Bitte sag mir, wenn du Hilfe brauchst. Ich unterstütze dich gern, ich meine auch finanziell. Ich möchte, dass du dich wohlfühlst und nicht auf irgendetwas verzichten musst, nur weil es vielleicht etwas zu teuer ist. Bitte, versprich es mir.“ „Ich weiß nicht, Samu.“ Ich verzog das Gesicht, ich wollte nicht von einer Abhängigkeit in die nächste rutschen. Mal sehen“, vertröstete ich ihn. Er wollte noch etwas sagen, aber in dem Moment kam das Taxi um die Ecke gefahren. Er drückte mich schnell nochmal an mich, es fühlte sich verzweifelt an. Ich presste meinen Kopf aus seine Schulter. Tränen stiegen mir in die Augen. „Rakastan sinua, sydämeni. Vergiss das nicht“, weinte er. Tränen flossen ihm die Wangen hinunter. „Samu“, ich schluchzte heftig,“rakastan sinua, myös.“ Der Taxifahrer nahm meinen Koffer und legte ihn in den Kofferraum. Samu hielt mir die Tür auf und ich küsste ihn ein letztes Mal. „Nähdään pian, kleine Lady.“ Ich zog die Tür auf und er klopfte aufs Autodach. Das Taxi fuhr los und ich saß weinend wie ein Häufchen Elend auf dem Rücksitz. Ich fühlte mich, als hätte man mir ein Stück vom Herzen herausgerissen. Ich war nicht mehr komplett.

SAMU
Samu schlich mit hängendem Kopf ins Haus zurück. Plötzlich kam es ihm so groß und leer und viel zu ruhig vor. Er vermisste Anna jetzt schon schrecklich, dabei hatte er sich gerade erst von ihr verabschiedet. Samu versuchte, sich seine Tränen wegzuwischen, aber es flossen sofort neue nach. „Ach fuck“, schluchzte er. Er ging zum Kühlschrank, holte Eiswürfel und eine Flasche Whiskey hervor, dazu ein passendes Glas aus dem Schrank und schenkte es sich ein. Er stürzte es in einem hinunter. Wirklich besser fühlte er sich danach nicht. Samu schlich nach oben, machte das Bett, räumte ein wenig auf und packte seine Lieblingsgitarre sorgfältig ein. Damit lief er wieder herunter, räumte auch hier das Nötigste auf und rief seine Putzfrau an, mit der ein Übereinkommen hatte, dass sie hier nur vorbeikam, wenn es notwendig war und er sie brauchte. Sie würde dann einfach innerhalb der nächsten Tage herkommen und alles saubermachen. Er würde in der nächsten Zeit sowieso nicht hier sein. Er schleppte seine Sachen ins Auto, legte ihr ein großzügiges Trinkgeld in die Küche und schloss das Haus ab. Bevor er ins Auto stieg, warf er einen nachdenklichen Blick in Richtung Haus und fuhr dann in Richtung Innenstadt von Helsinki zu seiner Wohnung, in der er sich üblicherweise die meiste Zeit aufhielt. Als er zuhause ankam, warf er seine große Reisetasche auf das Bett und setzte sich einen Moment. Er starrte so einen Moment ins Leere, um erstmal anzukommen. Dann beschloss er, seine Mutter anzurufen, da er sie länger nicht gesehen hatte. Samu musste Eve unbedingt von Anna erzählen und hoffte, dass sie sich für ihn freute, auch wenn die Umstände, unter denen sie zusammengekommen waren, nicht gerade einfach waren. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte ihre Nummer.

Anna
Ca. 4 Stunden, nachdem ich mich von meiner großen Liebe verabschiedet hatte, landete mein Flugzeug in Deutschland. Ria stand wild winkend am Gate und drückte mich zur Begrüßung fest an sich. Es tat so gut, sie zu sehen und zu wissen, dass sie an meiner Seite war. Tim hätte es fast geschafft, unsere Freundschaft zu ruinieren, indem er mich damals immer mehr von allen isoliert hatte, doch Ria hatte trotzdem die ganze Zeit zu mir gehalten. Sie war eine echte Freundin und würde mich niemals im Stich lassen, da war ich mir sicher.
Während der Fahrt zu ihrer Wohnung fragte sie mich akribisch aus und wollte alles wissen, was in den letzten Tagen in Helsinki passiert war. Ich ließ kein Detail aus, weil ich wusste, sie würde mich nie für irgendwas verurteilen. Wir erzählten uns immer alles. Ria hörte mir aufmerksam zu. Als ich fertig war, sagte sie nur „Wow“ und war ein wenig sprachlos.
„Und was ist mit dir und Riku?“, wollte ich wissen? „Was soll schon sein?“, sagte sie achselzuckend. „Riku ist verheiratet, das hat er mir schon in der Nacht gesagt, als ich wir zusammen im Hotel waren. Mach dir keine Sorgen, Süße, er hat mir nicht das Herz gebrochen. Wir sind Freunde und ab und zu schreiben wir uns. Mehr nicht.“ „Oh, ihr habt noch Kontakt?“ Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ja, wieso nicht? Er hat mir auch geschrieben, als du bei ihm und Helen warst. Ich hab dich ja nicht so wirklich erreicht und mir schon Sorgen gemacht, nicht ganz unbegründet, wie ich dann ja auch festgestellt habe. Da hab ich Riku gefragt, ob er etwas weiß. Schließlich steht er immer in engem Kontakt mit Samu. Wir sind übrigens da.“ Ria stellte den Motor ab, stieg aus dem Auto und half mir, mein Gepäck hoch in ihre Wohnung zu schleppen. Erschöpft ließ ich den Koffer fallen und setzte mich erstmal. „Willkommen daheim, meine Liebe. Fühl dich einfach wie zuhause und bitte bleib, solange du magst.“ „Danke Ria, du bist ein Schatz.“ Ich drückte ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange und überlegte. Ich war noch zwei Wochen krankgeschrieben, dann müsste ich wieder zu Arbeit.

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt