10. Brombeerkralles Entdeckung

68 6 1
                                    

Brombeerkralle starrte fassungslos Sol an. Dieser stolzierte vor ihm entlang, überzeugt von seiner Anschuldigung gegen den gesamten Clan.
Wir sollen Feiglinge sein?!
Wie kann dieser Streuner es nur wagen!
Brombeerkralle bleckte die Zähne und fauchte Sol entgegen. Zu seiner Erleichterung unterstützten ihn auch ein paar weitere Krieger. Sol setzte sich direkt vor Brombeerkralle und flüsterte etwas, was nur er verstehen konnte."Na komm, kleiner Krieger. Greif mich an! Oder traust du dich nicht? Feigling!", flüsterte Sol. Brombeerkralle konnte das nicht länger ertragen."Jetzt reichts!", fauchte Brombeerkralle. Mit einem gewaltigen Schrei stürzte er sich auf Sol, der komischerweise nicht vor ihm zurückwisch. Er zerkratzte Sol sein linkes Ohr und fuhr ihm weiter über sein linkes Auge. Dieser jaulte entsetzt auf. Instinktiv holte Brombeerkralle zum tödlichen Schlag aus. Dann sah er am Rand der Menge Bernsteinpelz. Sie sah ihn aus entsetzten und flehenden Augen an.
Was tue ich hier? Ich bin ein Krieger, kein Mörder! Ich will nicht so sein wie mein Vater!
Er zog sich zurück und zog die Krallen ein. Sol lag bedenklich still am Boden, nur seine Flanke bebbte. Dann hob er langsam den Kopf."Ist das deine einzige Art dich zu wehren?", fragte Sol mit tiefer knurrender Stimme."Genug jetzt! Ihr beide hört sofort damit auf und geht in euren Bau. Ich will nichts mehr von euch hören!", jaulte Feuerstern mit wütender Stimme vom Hochfelsen. Brombeerkralle senkte beschämt den Kopf, Sol verschwand ohne einen weiteren Kommentar im Kriegerbau. Rußpelz bat ihm auch keine Hilfe an, sie lehnte nur am Körper ihres Bruders. Einige Gesichter sahen ihn stolz an, andere schockiert. Brombeerkralle tappte zum Kriegerbau und stieg in sein Nest. Am anderen Ende konnte er Sol sehen, der so tat, als würde er schlafen. Brombeerkralle kuschelte sich tiefer ins Moos, bis er in einen leichten Schlaf fiel.

Feuerstern kündete noch die Totenwache an, dann beendete er die Versammlung. Durch den langen Streit und Sol's Lüge, war es bereits schon nach Sonnenhoch. Graustreif schickte alle Krieger, die nicht allzu verletzt wurden, auf Patrouille. Rußpelz ging nur widerwillig vom Leichnam ihres Bruders weg, aber sie musste sich erst um die Verwundeten kümmern. Feuerstern ging nun zu Farnpelz und blickte auf den leblosen Körper hinab. Dann senkte er die Schnauze.
"Möge der Sternenclan dich gut aufnehmen und begleiten. Du warst ein guter Krieger und wir werden dich nie vergessen.", flüsterte Feuerstern seine letzten Worte an Farnpelz. Dann berührte er mit der Pfote die Augenlider des Katers, damit sie sich schlossen. Danach lief er in seinen Bau zurück. Dunkelheit und Stille umpfing ihn, und erst jetzt merkte er, wie hungrig er war. Sandsturm kam in diesen Moment in den Bau, aus ihrem Maul baumelte ein Buchfink. Sie legte ihn vor Feuerstern."Wollen wir ihn teilen?", fragte sie in der Hoffnung, Feuerstern aufzumuntern. Er nickte nur und ließ sich neben ihr nieder. Als sie fertig gegessen hatten, putzten sie sich gegenseitig."Sandsturm? Ich muss... Ich muss dir was sagen...", fing Feuerstern an, die Stille zu brechen. Sie schaute auf und blickte ihn interessiert an."Ich habe... Von Farnpelz' Tod... Geträumt... Ich wusste, dass er sterben wird.", erzählte Feuerstern mit zitternder Stimme. Sandsturms Augen öffneten sich weit."Du hast davon gewusst?! Warum hast du ihn dann mitgenommen? Wolltest du etwa, dass er stirbt?", fragte Sandsturm aufgeregt und schockiert.
"Was nein! Wie kannst du das nur denken! Ich würde niemals wollen, dass ein so starker Krieger stirbt!", fauchte Feuerstern entsetzt. Sandsturms schockiertes Gesicht verwandelte sich in ein fragendes. Ihre Schwanzspitze zuckte aufgeregt."Aber ich versteh nicht...", fing sie an."Lass es mich erklären, Sandsturm. Bitte.", flehte Feuerstern um Verständnis. Sandsturm nickte nur, den Schwanz legte sie um ihre Pfoten. Gebannt wartete sie darauf, was Feuerstern zu sagen hatte."Also gut. Wie gesagt, ich hatte einen Traum. Es war die Nacht vor dem Angriff...", fing er an.

Feuerstern erzählte Sandsturm alles, wie er im Wasser versank, Tigerstern begegnete, die Blutpfütze mit Farnpelz sah und von seinem Gedanken, Tigerstern könnte Schwarzstern gewarnt haben. Sandsturm hatte ihn kein einziges Mal unterbrochen und bis zum Ende der Geschichte aufmerksam zugehört.

Herrscher des Mondes (Staffel 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt