Wenig später lehne ich mich mit dem Rücken gegen die kalte Mauer und lasse mich an ihr herunterrutschen, bis mein Po den Beton berührt. Harry sitzt derweil auf der Bettkante. Im Augenwinkel glaube ich zu erkennen, dass er mich beobachtet, doch ich mag ihn in diesem Augenblick nicht ansehen. Ich fühle mich dreckig und schäbig, denn obwohl ich so zärtlich und sanft wie möglich war, hat Carters Spiel die Leidenschaft und Liebe übertüncht. Nur das Wissen, dass Harry mein gemaltes Herz mit den Fingern verstanden hat, beruhigt mich. Sein Nicken sowie der darauffolgende Kuss haben das verdeutlicht. Er weiß, dass ich alles nur für ihn mache und jegliches Verhalten auf diesem Anwesen niemals unserer Beziehung schaden wird.
»Puh. Ich geh eine rauche«, höre ich Niall leise murmeln, woraufhin Zayn brummt. »Vielleicht sollte ich auch damit anfangen. Nur dieses eine Mal.« Tja, Zayn, jetzt sind wir wohl quitt. Zu schade, dass ich ihn nicht sehen kann, doch ich kann es mir auch schon bildlich vorstellen, wie er da mit aufgerissenen Augen vollkommen verstört ins Nichts starrt. Dabei war das wohl der harmloseste Sex, den Harry und ich je hatten. »Vergiss es. Du bleibst schön Nichtraucher«, antwortet Niall. Es sind nicht mal besonders schöne Worte und doch bringt mich dieser eine Satz zum Lächeln. Niall hatte letztens im Transporter recht. Wir sind eine Familie und müssen jetzt zusammenhalten. Carter soll kapieren, dass er keinen Keil zwischen uns treiben kann.
Nachdem ich mit meinen Fingern durch die Haare gefahren bin, drehe ich meinen Kopf zu Harry. Der hat mittlerweile seinen Blick gen Fenster gelenkt, sodass ich eine Weile sein Profil mustern kann. Auch wenn er aktuell mit Blessuren versehen ist, ist er noch immer der hübscheste Mann auf diesem Planeten für mich. Nichts könnte ihn je entstellen.
Ich räuspere mich und strecke ein Bein aus, um mit meinen Fuß seinen zu streicheln. »Hey, ist alles okay bei dir?«, frage ich flüsternd, woraufhin er mich ansieht. Als er mein Lächeln entdeckt, ziehen sich auch seine Mundwinkel ein Stück nach oben. »Ja, den Umständen entsprechend.«
Mein Mund öffnet sich bereits, um etwas zu erwidern, doch im gleichen Moment wird die Stahltür so abrupt aufgerissen, dass ich zusammenzucke. Mein Herz setzt aus, denn ich habe keine Ahnung, was jetzt geschieht. Es ist allerdings sicher, dass Carter und ich den Filmeabend garantiert nicht zu Ende bringen werden oder er mich gar nach Hause lässt. »Na, sieh an, sieh an. Ich hoffe, ihr habt euch genauso sehr vergnügt wie ich«, sind seine ersten Worte, als er gemeinsam mit Sam das Zimmer betritt. Breit grinsend und mit verschränkten Armen bauen sie sich vor uns auf. »Was ist? War der Fick so atemberaubend, dass es euch die Sprache verschlagen hat?«
Ich verdrehe die Augen und seufze. »Was willst du, Carter?«
»Oh, du kannst ja doch noch reden. Also ... was ich will, ist so einiges. Aber alles zu seiner Zeit. Vorerst wirst du, Harry, mit uns kommen.« Sofort springe ich auf die Beine, um mich vor ihn zu stellen, doch Sam hält mich am Arm zurück, sodass ich mich keinen Zentimeter in Harrys Richtung bewegen kann. »Wenn du ihm auch nur noch ein Haar krümmst, dann kastriere ich dich höchstpersönlich, du scheiß Bastard!«, zische ich, während ich versuche, mich doch irgendwie zu befreien. Vergeblich. Carter deutet mit dem Kopf, dass Harry aufstehen soll, was er auch sofort macht. Dann dreht er sich wieder zu mir und zuckt mit den Achseln, bevor er näher tritt, sodass sein Atem auf meine Haut trifft. Seine Hand hebt sich, ehe seine Finger hauchzart über den Schnitt an meiner Wange streichen. »Keine Sorge. Ich ... werde ihm kein Haar krümmen«, wispert er. Was soll das heißen? Ich verenge die Augen und sehe ihm ins Gesicht. Das bringt Carter zum Schmunzeln und ehe ich weiß, wie mir geschieht, kneift er mir in die verletzte Wange, was mich zum Aufstöhnen bringt. Fuck, tut das weh! »Liam wird das erledigen.«
Ich bin noch damit beschäftigt, mich darauf zu konzentrieren, dass das Stechen aus meinem Gesicht verschwindet, doch Zayns scharfes Lufteinziehen verursacht eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. »Heilige Scheiße«, haucht er. »Wollen sie ihn dazu etwa auch zwingen? Oder hat Liam gelogen und ist doch ein Verräter?« Plötzlich kommt es auch in meinem Hirn an, was das zu bedeuten hat. Oh Gott! Mit erstarrter Miene blicke ich in Carters Gesicht. Wie kann so viel Abscheulichkeit in einem einzigen Menschen stecken? Wie kann eine Person so viel niederträchtiges Handeln mit seinem Gewissen vereinbaren? Wie? Mein Körper bebt und sämtliche Muskeln spannen sich in mir an. Dieses miese Schwein will uns auf eine ganz widerliche Art zerstören. Ich balle die Hände zu Fäusten. Carter will uns am Boden sehen, erst dann wird er aufhören. Ruckartig versuche ich den Griff von Sam zu lösen, doch wieder habe ich keinen Erfolg. Carters spöttischer Blick ist zu viel, weshalb ich ihm in sein nur wenige Zentimeter entferntes Gesicht spucke. »Du elendiges Stück Scheiße. Ich hoffe, du verreckst!« Einen Moment ist er perplex und schließt die Augen, doch nur eine Sekunde danach wischt er mit dem Handrücken über seine Haut. Dann schnellen seine Lider wieder nach oben, sein Blick nun so eiskalt wie das Blau in seinen Augen. »Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ich derjenige sein werde, der hier verreckt«, antwortet er, ehe er sich abwendet und zur Tür geht, aus der auch Harry soeben verschwunden ist.
Erst denke ich, dass er mich mit Sam alleine lässt, aber dann hält er inne. »Ach, Louis. Beinahe hätte ich es vergessen ...«, meint er und kommt wieder auf mich zu.
»Was?!«
»Ich hätte gerne deine Uhr.« Was? Oh nein, bitte nicht auch noch die Uhr. Ohne mit der Wimper zu zucken, packt er mein Handgelenk. Ich reiße die Augen auf und starre geschockt auf seine Finger, die das Armband lösen. »Was? Nein! Scheiße! Okay, Louis, ich schätze, du wirst mich gleich nicht mehr hören. Wir holen euch da raus, das verspreche ich dir. Bitte halte noch etwas durch. Wir kriegen das hin, a...« In diesem Moment lässt Carter die Uhr auf den Beton fallen und tritt darauf herum, bis nach mehrmaligem Knacken nur noch zerbrochene Einzelteile vor uns liegen. Kaum einen Moment später schubst mich Sam durch den Raum, bevor er mit Carter nach draußen verschwindet und die Tür mit einem lauten Knallen hinter ihnen ins Schloss fällt.
Das knarzende Bett federt meinen Sturz ab, doch ruckartig rapple ich mich auf. Ich schlucke, greife mir in die Haare und richte meinen Augenmerk auf die Türklinke, auf das getrocknete Blut, auf die zermalmte Uhr, auf das benutzte Kondom, dann verschwimmt meine Sicht.
Alleine. Ich bin vollkommen aufgeschmissen. Was soll ich jetzt machen? Ich kann nichts machen! Mir bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass irgendetwas geschieht.
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Harry ist weg, die Uhr ist kaputt und Louis ist eingesperrt :/ Es ist höchste Zeit, dass Zayn und die anderen aufkreuzen oder was meint ihr?
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Zatago III - [Larry-AU]
FanfictionTeil III von Zatago Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Doch wer denkt schon an die Bedeutung, wenn das Leben stattdessen Geld, Freiheit, Luxus und Liebe schenkt? Richtig - nieman...