Als er fertig war, stieg er aus der Dusche, trocknete sich ab, zauberte sich locker sitzende Kleidung an und ging mit einem Handtuch um die Schultern für die Haare, zurück ins Wohnzimmer.
Abgeschlagen ließ er sich auf die Couch fallen, schloss die Augen und schlief schnell ein.
Ein Klopfen an der Tür weckte ihn schneller als gehofft wieder auf, er strich sich über die Augen, gähnte leicht und stand auf, um die Tür zu öffnen.„Severus!", McGonagall stürmte herein, ohne auf ein Wort von ihm zu warten.
„Der bin ich...", sagte er müde, sah ihr hinterher und schloss die Tür.
„Egal was du in deinem Unterricht gemacht hast, mach es weiter so. Die Schüler waren begeistert.", freudestrahlend sah sie ihn an, klatschte in die Hände.
„Ich habe einen Trank gebraut und die Schüler zuschauen lassen...", gab er zurück.
„Einen besonders schwierigen!", warf sie ein, „Einen Trank, den es so gar nicht geben dürfte... oder? Hat das schon einmal jemand vor dir geschafft?", sie musterte ihn mit glühendem Blick.
„Er war schwierig", er nickte, „aber nichts ist unmöglich.", er zuckte mit den Schultern, ging zum Wohnzimmertisch und zeigte ihr die beiden Phiolen.
„Erstaunlich", McGonagall besah sich die Glasbehälter, hielt sie in das Licht, welches noch im Raum herrschte, „Dürfte ich einen dieser Tränke für Untersuchungen haben?"
„Eigentlich ungern, aber ich habe ja keine Verwendung für ihn...", er nickte, gab ihr eine Phiole, verstaute die andere in seiner Tasche.
„Vielen Dank!", sie wandte sich wieder um zum Gehen, als sie plötzlich im Augenwinkel etwas wahrnahm, ihr Blick glitt über Severus Bücherwand, „Jean Doe... wunderbare Zeichnungen, nicht wahr?", sie strich über den Einband und lächelte, was er nicht sah.
„Ich weiß, dass es ihr Buch ist...", sagte er leise.
„Wessen Buch?", McGonagall musterte ihn argwöhnisch.
„Du weißt wessen Buch", er zog eine Augenbraue nach oben.
Sie ging wieder zu ihm zurück, musterte ihn, tätschelte leicht seine Wange, „du solltest dich hinlegen, du siehst sehr müde aus."
Dann gab sie ihm den typischen das-ist-mein-letztes-Wort-McGonagall-Blick und ging schnell aus seinen Räumen auf den Gang der Kerker.Severus murrte unverständlich, ging dann schließlich doch ins Schlafzimmer und legte sich in sein Bett.
Es war wie immer kalt und ungemütlich, die Wärme, die er eigentlich durch die Decken kriegen müsste, kam nicht an. Es war Ende April und trotzdem war ihm kälter, als im tiefsten Winter. Er schob es auf eine fehlende Dichtung, dass es in seinem Schlafzimmer zog und die Kälte durch den Kerker und von draußen in seine Räume kroch.
Er wollte sich nicht eingestehen, dass es daran lag, dass Hermine nicht bei ihm war, mit ihr war die Wärme und die Wohnlichkeit seiner Räume gegangen, von denen er nicht einmal wusste, dass sie vorher in seinen Räumen zu finden war. Seit Monaten schlief er schlecht, was man ihm immer deutlicher ansah, er fand einfach keine Ruhe und Frieden, noch weniger als vor der Endschlacht, ihm fehlte einfach dieses Gefühl, was er bei Hermine empfunden hatte.
Hermine.
Wie jeden Abend dachte er an sie, er fragte sich was sie gerade machte, wie es ihr ging, was sie alles am Tag gemacht hatte.
Hatte sie wieder gemalt?
Neue Bilder für ein neues Buch abgegeben?
War sie zum See appariert?
Hatte sie sich mit anderen Männern getroffen?
Oder vielleicht wieder mit Ronald?Sie hatten sich beinahe fünf Monate nicht gesehen und jeder Tag war für Severus wie die Hölle. Er fand Ablenkung im Unterricht, was auch nur einige Stunden anhielt, danach versuchte er sich nichts anmerken zu lassen.
Jeden Tag hoffte er, sie würde plötzlich wieder vor seiner Tür stehen und ihm sagen, dass sie sich entschieden hatte bei ihm zu bleiben, aber jeden Tag wurde er von der sich wiederholenden Enttäuschung eingeholt.
Ob sie auch an mich denkt?, mit diesem Gedanken schlief er wie immer ein, bereute wie jeden Abend, nicht einen Trank für traumloses Schlafen von vornherein eingenommen zu haben, zauberte sich dann mitten in der Nacht eine solche Phiole, als er schweißgebadet aufwachte und schlief gerädert wieder ein.Vogelstimmen weckten ihn am nächsten Morgen, es war Samstag, er hatte frei und konnte gut und gerne bis zum Mittagessen schlafen, er drehte sich im Bett um, schloss noch einmal die Augen und versuchte wieder Schlaf zu finden.
Nicht lange danach wurde er erneut gestört, ein Hauself ploppte in seinem Wohnzimmer auf, rief ihn mit zittriger Stimme, „Professor Snape, Sir?"
Severus seufzte laut auf, verdrehte die Augen, warf die Decke zurück, sprang auf und lief ins Wohnzimmer, der Hauself zitterte wie Espenlaub, als er genervt im Wohnzimmer erschien.
„Was ist?", fragte Severus recht grob.
„Jackie hat einen Brief vom Ministerium für Sie, Sir", der kleine Elf traute sich gar nicht ihn anzusehen und ging mit gesenktem Kopf zu ihm, hielt ihm den Brief hin, „Mister Shacklebolt lädt fast ganz Hogwarts ein den ersten Jahrestag der Schlacht zu feiern...", als er den Brief überreicht hatte, verschwand der Elf mit einem Ploppen, Severus öffnete ihn.Er las schnell die Zeilen, presste die Kiefer aufeinander und schüttelte den Kopf. Er wollte nicht ins Ministerium, schon gar nicht mit Hundert anderen Leuten, die ihn auf den Abend vor einem Jahr ansprechen würden, alles was er wollte war seine Ruhe, er war froh, dass er überlebt hatte, auch wenn er nicht wusste warum.
Severus dachte darüber nach, der 2. Mai war nicht nur das Ende des Krieges und Voldemort sondern auch sein zweiter Geburtstag, Geburtstage sollte man eigentlich feiern, vielleicht würde dieser besser verlaufen, als sein wirklich Geburtstag im Januar.
Ihm standen drei reale Möglichkeiten zur Auswahl:
1. Mit Kingsley und vielen anderen im Ministerium feiern, vielleicht wäre auch Hermine da
2. Sich in irgendeiner Bar in London volllaufen lassen, dort wäre Hermine bestimmt nicht
3. Einfach in Hogwarts bleiben und sich im kalten Schlafzimmer verkriechen, wobei Minerva ihm keine ruhige Minute gönnen und er am Ende schließlich doch genervt ins Ministerium apparieren würde, aber dort genauso wenig Spaß hätteDa er unbedingt vermeiden wollte ins Ministerium zu müssen, entschied er sich dafür, sich in irgendeiner Bar in London, weit weg von den bekannten Wegen, volllaufen zu lassen. Das wäre doch ein guter erster Geburtstag gewesen, auch wenn er am nächsten Tag höllische Kopfschmerzen haben würde, das war es ihm wert.
Heute würde er niemanden aus Hogwarts sehen, er würde sich das Essen in seine Räume bestellen, würde sich bei ein wenig klassischer Musik entspannen, vielleicht noch ein wenig schlafen und heute Abend würde er in irgendeine Bar apparieren.
Er bestellte Essen in der Küche, wollte sich solange bis die Elfen kamen auf die Couch legen als es an der Tür klopfte.
„Nein, heute nicht.", sagte er zu sich selbst, legte sich dann hin.
Es klopfte erneut, Severus verschränkte im Liegen die Arme vor der Brust und schloss die Augen.
Das Klopfen hörte auf, er lächelte zufrieden und fiel beinahe von der Couch, als eine strenge Stimme neben ihm ihn erschreckte.„Kannst du mir verraten warum du mir nicht die Tür öffnest?", Minerva sah ihn anklagend an.
„Offenbar wollte ich niemanden sehen!", er setzte sich schnell auf, „Wie kommst du überhaupt in meine Räume?! Das konnte sonst nur Albus."
„Sei nicht albern, die Schulleiter von Hogwarts kommen in jeden Raum.", sie winkte ab, „Severus, ich gehe davon aus, dass du den Brief von Kingsley bekommen hast.", sie sah ihn abwartend an.
„Hab ich, er liegt auf dem Tisch."
„Die Professoren werden geschlossen ins Ministerium reisen, wir treffen uns um 19 Uhr in der Eingangshalle.", informierte sie ihn.
„Macht das", war alles was er sagte.
„Du wirst auch dabei sein."
„Das werde ich nicht. Ich habe kein Interesse daran von einer Menschenmasse angestarrt zu werden. Ich will meine Ruhe haben. Das ist kein Tag, den ich gerne groß feiern möchte.", sagte er aufgebracht.
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Der Duft von Lavendel
FanficSieben Monate nach Ende des Krieges: Hermine versucht ihre schlechten Erinnerungen mithilfe des Zeichnens zu verarbeiten. Sie sucht immer öfter Ruhe und Zuflucht in der Natur um sie herum. Einzig George teilt ihre tiefe Trauer, versteht, warum sie...