Kapitel 74: „Geht auf's Haus"

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„Welchen Tag sollte man mehr feiern, als das Ende des Krieges?", Minerva sah ihn fassungslos an.
„Ich bin beinahe gestorben Minerva, ich habe mein Leben an mir vorbeiziehen sehen, habe das Gift in meinem Körper gespürt, wie es mich aufgefressen hat. Niemand von euch kann das nachvollziehen.", er war aufgestanden, hatte sich in voller Größe aufgebaut und starrte sie böse an.
„Du solltest feiern, dass du noch lebst", sie versuchte ihn zu beruhigen, sprach leise und vorsichtig, „ist das kein Grund zum Feiern?"
Er schüttelte nur den Kopf, „ich werde nicht mitkommen.", dann ging er zur Tür, öffnete sie und bedeutete ihr damit sein Wohnzimmer zu verlassen, Minerva sah ihn noch einmal traurig an, ging bis zur Tür, „Miss Granger hat auch eine Einladung bekommen."
„Natürlich hat sie das. Sie ist Teil des Goldenen Trios.", sagte er kühl, die Schulleiterin wandte traurig den Blick ab, verließ dann sein Wohnzimmer in Richtung Kerker, Severus schloss die Tür, die Hauselfen waren gerade dabei das Frühstück auf seinen Tisch abzustellen, er beobachtete sie bei ihren Handlungen, versuchte die Wut in ihm herunter zu schlucken.
„Haben Sie noch einen Wunsch, Sir?", fragte einer der Elfen, sah ihn schüchtern an.
„Danke", er war leise und nachdenklich, die beiden Elfen verschwanden schnell, Severus war wieder allein.

Er aß wenig, ihm war der Appetit und auch die Lust zu essen vergangen. Für ihn stand nach diesem Gespräch noch stärker fest, dass er der Einladung nicht nachkommen würde.
Er wollte keine peinliche Situation vor zahllosen ausdruckslosen Gesichtern hervorrufen, falls sie sich wirklich über den Weg laufen würden, sie hatten sich die ganze Zeit nicht gesehen und auch, wenn er alles dafür geben würde sie zu sehen, er wollte es nicht an diesem Abend in dieser Situation.
Severus warf mit einem Zauberstabschwenker den Schallplattenspieler an, versuchte die Musik zu genießen, legte sich auf die Couch und schloss die Augen.

Er wachte mit einem Zucken im Körper auf, sah sich verwirrt um, strich sich über die Augen und bemerkte, dass er komplett verschwitzt war. Offenbar hatte er so schlecht geträumt, dass er in Schweiß ausgebrochen war, er konnte sich nicht an den Traum erinnern, aber er hatte das Gefühl etwas stimmte nicht.
Als er sich aufsetzte bemerkte er die einziehende Dunkelheit, seine Räume waren düster, es war doch gerade noch hell gewesen.
Wie lange hatte er geschlafen?
Immer verwirrter stand er auf und sah aus dem Fenster, die Sonne verabschiedete sich gerade hinter die Hügel der Ländereien, er sah die Gruppe der anderen Professoren mit McGonagall und auch Hagrid über die Brücke laufen. Es war schon nach 19 Uhr?
Severus ging immer noch sehr verwirrt ins Bad, stellte sich unter die Dusche und wusch den Schweiß von sich, er trocknete sich ab, zog sich eine schwarze Jeans an, ein schwarzes Hemd, die obersten Knöpfe ließ er locker offen, darüber eine Lederjacke. Als er sich im Spiegel ansah, erinnerte ihn dieses Outfit an die Motorradkluft und damit auch unweigerlich an Hermine. Er seufzte schwer, zuckte mit den Schultern, er hatte kein Lust sich nochmal umzuziehen, verstaute den Zauberstab in einer Innentasche und machte sich dann auf den Weg zur Appariergrenze.

Er dachte auf dem Weg darüber nach zu welcher Bar er wollte, direkt in London wären Drinks eindeutig zu teuer und das für ihn falsche Klientel würde sich ebenfalls dort aufhalten. In der Nähe von Spinner's End kannten ihn zu viele Leute, er hatte kein Interesse daran mit alten Bekannten ein Bier zu trinken. Er fasste den Entschluss in eine Bar in der anderen Ecke der Stadt zu gehen, vor vielen Jahren war er einmal dort, wusste so ungefähr, wo er hinmusste.
Er schloss die Augen als er an der Appariergrenze angekommen war und löste sich auf.
Keine Sekunde später stand er in einer ruhigen Seitenstraße, setzte seinen Weg zu der Bar fort, die mittlerweile eine beachtliche Größe angenommen hatte.
Sie wirkte von außen immer noch recht dunkel, aber das Innere war umso ansprechender.
Er trat in den Laden, zog direkt einige Blicke auf sich, die er mit einem Gegenblick direkt wieder verscheuchte. Severus ging mit langen sicheren Schritten zur Bar, setzte sich auf einen freien Hocker, der Barkeeper nahm seine Bestellung auf, „euren besten Whiskey", meinte Severus, der Barkeeper namens Joe nickte nur.
Kein gesprächiger Geselle, umso besser, dachte Severus, er hatte keine Lust mit irgendwem über irgendetwas zu reden.
Joe kam mit einem 1/3 gefüllten Glas zurück, „Eiswürfel?", fragte er wortkarg.
„Passt schon", gab Severus ebenso wortkarg zurück, nahm das Glas und kippte den Inhalt in einem Schluck herunter.
„Also wenn Sie sich nur betrunken wollen reicht auch der billigere...", schlug Joe vor, musterte ihn.
„Was soll der Geiz?", Severus zuckte mit den Schultern, schob das leere Glas zu ihm, damit er es wieder füllen könnte. Joe tat, was der Gast von ihm verlangte und füllte mit dem teuren Whiskey wieder auf.
Als das zweite Glas geleert war sah sich Severus ein wenig um, der Raum streckte sich ein wenig nach hinten, leise Musik drang an seine Ohren, vielleicht wäre dort eine kleine Tanzfläche.

„Hat sich ganz schön verändert hier", sagte Severus, drehte sich wieder zu seinem gefüllten Glas.
„Der neue Besitzer hat einiges verändert, ist ganz schön. Meistens recht ruhig hier...", er trocknete gerade ein Glas und drehte ein Geschirrhandtuch hinein.
Severus trank das dritte Glas, „freut mich."
„Sie waren offenbar schon mal hier?", fragte Joe.
„Vor vielen Jahren..."
„War vermutlich vor meiner Zeit, an jemanden wie Sie hätte ich mich erinnern können...", Joe stellte das trockene Glas an seinen Platz, füllte das vierte Glas.
„Warum?", wollte Severus wissen.
„Sie sind ein sehr charakteristischer Mann...", nahm das nächste Glas und trocknete weiter, „es gibt nicht viele Menschen von Ihrem Schlag..."
„Danke für die Blumen", sagte Severus, prostete zu Joe, ließ den Blick wieder durch die Bar gleiten, ein Windzug schoss durch die Bar als die Tür geöffnet wurde.
„Diese Studenten schon wieder", Joe schüttelte den Kopf, fing an Bier zu zapfen.
„Die können einem den letzten Nerv rauben", Severus lachte leicht und nickte.
„Sie sprechen als hätten Sie Erfahrung", stellte der zapfende Joe fest.
„Ich bin seit 17 Jahren Professor... ein wenig Erfahrung habe ich...", trank wieder ein Schluck vom Whiskey.
„Ich hoffe Ihre Schüler benehmen sich besser als diese..."

„Hey Joe!", brüllte das offensichtliche Alpha-Männchen der Gruppe, „10 Bier."
„Bin schon dabei", gab er genervt zurück, „diese Kunst-Studenten... glauben sie würden Inspiration durch einen Rausch kriegen... einmal hatten die sogar harten Stoff dabei", er balancierte die 10 Bier auf einem großen Tablett, folgte der Gruppe in den abgelegeneren Teil der Bar, Severus trank derweil sein Glas leer.
Gut, dass es in Hogwarts nicht solche Probleme gibt... wobei Weasleys Scherzartikel auch oft Schwierigkeiten gebracht haben..., er schüttelte leicht den Kopf, beobachtete Joe als dieser wieder zurückkam.
„...dreh ich ihm den Hals um", hörte Severus den Barmann knurren, konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, was Joe bemerkte, „wenn Sie diesen... Jim im Unterricht hätten... Sie wüssten wovon ich rede...", er kramte auf seiner Arbeitsfläche, zapfte ein großes dunkles Bier, stellte es Severus vor die Nase, „geht auf's Haus."
Noch bevor Severus sich bedanken konnte ging die Tür ein weiteres Mal auf, er hörte sofort das Geschnatter von einer Gruppe von jungen Frauen, verdrehte innerlich die Augen.
„Da seid ihr ja!", brüllte Jim, begrüßte seine Kommilitonen.
„Ich geh mir etwas anderes bestellen... ihr könnte ja euer Bier trinken...", sagte eine Frauenstimme, ging zur Bar, begrüßte Joe und musterte Severus.
„Joe kannst du mir einen Martini machen?", fragte sie freundlich, er nickte, die Frau drehte sich zu Severus, „Sie sind neu hier."

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