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Abends nahm er einfach direkt eine Beruhigungstablette, damit die Panik erst gar nicht kommen konnte.

[..]

Taehyung ging es schlechter als je zuvor.

Yoongi hatte ihn einfach von sich gestoßen und am Anfang hatte er es einfach nicht verstehen können.

Er wollte, dass Yoongi gehelfen wurde und so danke dieser ihm?

Aber jetzt verstand er es. Als Jungkook und Jimin noch zusammen gewesen waren, hatte Jimin ihm oft erzählt, wie schlecht es Jungkook ging, weil er von seinem großen Bruder getrennt wurde.

Jetzt fraß ihn das schlechte Gewissen langsam aber sicher auf. Er hatte wirklich alles zerstört, was Yoongi sich so mühsam aufgebaut hatte.

Deswegen verstand er Yoongi mittlerweile auch. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass der Ältere ihn gerade sehr brauchte.

Als er ihn gefunden hatte, nachdem wer weiß was passiert war, hatte es einen kurzen Moment gegeben, an dem Yoongi seine Nähe zugelassen hatte. Dieser hatte aber nur einige Sekunden angehalten, bevor er auch schon vorbei war.

Nur dieser klitzekleine Moment gab ihm noch Hoffnung.

Er nahm sich fest vor, sich bei Yoongi für alles zu entschuldigen, wenn er ihn das nächste mal sah.

Seitdem alles den Bach runter gegangen war, hatte er sich sehr einsam gefühlt.

Jimin und Jungkook hatten Streit und als Jimin dann aus Wut allen in der Schule von Yoongis 'Job' erzählt hatte, beendete Taehyung sofort ohne zu zögern ihre Freundschaft. Mit sowas war Jimin eindeutig zu weit gegangen.

Er fragte sich, wer der breitschultrige Typ an Yoongis Seite gewesen war, denn er hatte diesen noch nie gesehen.

Er konnte sich kaum vorstellen, dass Yoongi sofort eine neue Beziehung einging, aber der fremde Pulli konnte gut von dem jungen Mann gewesen sein.

Natürlich verspürte Taehyung Eifersucht. Er hoffte einfach, dass der Typ zu Yoongis neuer Familie gehörte.

Immerhin schienen sie sich gut zu verstehen, also fühlte Yoongi sich vielleicht ganz wohl in seiner Pflegefamilie.

Mit gemischten Gefühlen machte er sich irgendwann auf den Weg zur Schule.

[..]

Yoongi wachte von dem Klingeln seines Weckers auf und fühlte sich nicht mal so schlecht, da er durch die Tablette gut geschlafen hatte.

Er streckte sich, stieg aus dem Bett und zog sich etwas von seinen frisch gewaschenen Sachen an.

"Schon wieder eine 3?!" Ertönte eine aufgebrachte Stimme von unten. Es war eindeutig Seokjins Vater.

"Wofür geben wir eigentlich Geld aus? Wenn du weiterhin solche schlechten Leistungen nach Hause bringst, kannst du das ganze vergessen. Dann wirst du deiner Mutter im Café helfen und damit dein Geld verdienen!"

Gab es wirklich keine Eltern, die sich um die Gefühle ihrer Kinder interessierten?

Es fiel Yoongi jetzt schon das zweite mal auf, dass Seokjins Eltern nur auf seine Leistungen stolz waren und wenn er keine guten nach Hause brachte, wurden sie aufgebracht.

Yoongi war eigentlich fast neidisch gewesen, dass Seokjin so behütet aufwachsen konnte, aber jetzt hatte er fast schon Mitleid.

Schon bald hörte er jemanden die Treppe hoch stürmen und die Tür hinter sich zuknallen.

Sollte er vielleicht nach Seokjin sehen? Er war sich etwas unsicher, ob dieser ihn jetzt sehen wollte, aber einen Versuch war es wert.

"Jin?" Fragte er und klopfte vorsichtig. Es ertönte ein leises "Ja.." und Yoongi trat ein.

Seokjin saß auf dem Bett und hatte das Gesicht in den Händen vergraben.

"Was mache ich nur falsch, dass ich ihnen nie gut genug bin?" Fragte er leise.

"Du bist gut genug, Jin." Vorsichtig ließ Yoongi sich neben ihm nieder.

"Wenn ich was gutes koche machen sie mir nie Komplimente.. Es scheint sie echt nur meine schulische und sportliche Leistung zu interessieren." Seokjin seufzte und nahm die Hände von seinem Gesicht.

"Auch wenn es schwer ist, solltest du dich nicht von ihnen unter Druck setzen lassen. Es ist dein Leben und niemand ist in jedem Thema in der Schule perfekt. Ich meine, sieh dich doch an! Du bist ein Sohn, auf den seine  Eltern stolz sein können."

"Danke Yoongi." Seokjin lächelte.

"Lass uns dich zur Schule fahren." Sagte er dann und zusammen machten sie sich auf den Weg.

[..]

Das Getuschel war nicht wirklich weniger geworden, als Yoongi sich seinen Weg durch die Flure bahnte.

Aber er ignorierte es dieses mal gekonnt, denn er war ja schon darauf vorbereitet.

Bei seinem Weg kam er noch kurz an der Bücherei vorbei, um sich ein Buch auszuleihen, welches er für den nächsten Unterricht brauchte.

Er stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich, um an das Buch im höchsten Teil des Regals zu kommen, scheiterte aber kläglich.

Sofort verfluchte er seine Größe und hüpfte ein paar mal auf und ab, was auch nicht half.

Plötzlich spürte er die Brust einer Person direkt an seinem Rücken. Diese Person beugte sich einfach über ihn und holte das Buch mit Leichtigkeit runter.

"Ich hätte das auch selber geschafft." Sagte er schmollend, drehte sich um und sog erschrocken die Luft ein.

Es erschreckte ihn nicht nur, dass es Taehyung war, sondern wie nahe dieser vor ihm stand.

Das Buch war jetzt nur noch Nebensache, während sie sich beide in die Augen sahen.

Ganz vorsichtig legte Taehyung eine Hand an Yoongis Wange.

Er ließ seinen Blick über dessen Gesichtszüge wandern. Die schmalen Lippen, die kleine, süße Nase, die katzenartigen Augen. All das, was er schon in und auswendig kannte, aber trotzdem jedes mal aufs neue überwältigt von war.

"Es tut mir leid.." flüsterte er.

"Ich werde nicht versuchen, mich zu rechtfertigen. Ich wollte nur sagen, dass es mir wirklich leid tut. Ich habe damit einen großen Fehler gemacht. Natürlich erwarte ich nicht, dass du mir jemals verzeihen wirst aber..." er unterbrach sich kurz, "Ich liebe dich immer noch genau so sehr wie vorher, Min Yoongi."

Noch kurz genoss er den Augenblick mit Yoongi, streifte mit seinen Lippen federleicht die von Yoongis, drückte ihm noch das Buch in die Hand und ging.

Yoongi stand einfach nur völlig perplex da. Er hatte gar nicht damit gerechnet, dass Taehyung sich bei ihm entschuldigen würde.

Aber... Er wollte Taehyung nicht mehr verzeihen, oder?

Natürlich, er hatte einen riesen Fehler begangen. Aber er hatte es eingesehen und sich entschuldigt...

Taehyung liebte ihn immer noch...

Er wollte sich jetzt am liebsten in die Arme des Jüngeren werfen und sich für immer an dessen Brust schmiegen.

Man, Yoongi! Du kannst ihm nicht mehr verzeihen, schon vergessen?

ßΛSҠƐŦßΛĿĿ | ŦΛƐƓĪWo Geschichten leben. Entdecke jetzt