Teil 88 und 89

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„Hilfst du mir, morgen Vormittag ein paar Sachen aus dem Haus zu holen? Ich möchte Tim unter keinen Umständen begegnen. Er müsste ja bei der Arbeit sein." „Na klar", meinte sie, „ich hätte dich sowieso nicht allein dahin fahren lassen. Aber jetzt mach ich uns erstmal etwas zu essen. Pack du doch inzwischen schon mal deinen Koffer aus. Ich hab dir sogar im Kleiderschrank ein bisschen Platz gemacht." Sie lächelte mich an und verschwand in der Küche. Ich beschloss, Samu erstmal eine Nachricht zu schicken, dass ich gut angekommen war. „Sydämeni, ich bin gut bei Ria angekommen. Ich kann erstmal hier bei ihr bleiben. Morgen fange ich gleich mit der Wohnungssuche an und suche mir einen Anwalt. Ich vermisse dich schrecklich. Danke für die wunderschöne Zeit mit dir. Rakastan sinua, Anna." Ich drückte auf „send" und hoffte, dass er sie bald lesen würde. Ich wartete ein paar Minuten, aber es kam nichts zurück. Enttäuscht beschloss ich, erstmal unter die Dusche zu gehen. Er fehlte mir so, dass es fast schon wehtat. Ich vermisste seine Küsse, seine Hände auf meiner Haut, seine Stimme und seinen muskulösen Körper. Einfach alles. Ich holte mein Spielzeug aus dem Koffer und schloss die Badezimmertür ab. Ich zog mich aus und stieg unter die Dusche. Ich wünschte, Samu wäre da gewesen und hätte mich streicheln können. Ich stellte den Vibrator an und hielt ihn an meinen Kitzler. Sofort wurde ich erregt und dachte an Samu, an das, was er an dem Abend mit mir gemacht hat, an seine Küsse und die Worte, die er mir ins Ohr hauchte. Langsam bewegte ich den Vibrator rauf und runter, dann steckte ich ihn der Länge nach in mich hinein. „Samu", murmelte ich verzweifelt und voller Sehnsucht. Ich bewegte ihn in mir auf und ab und merkte, dass ich bald zum Orgasmus kommen würde. Ich steckte ihn noch ein bisschen tiefer rein und hielt mich an der Armatur fest, während das warme Wasser über meinen Körper lief. Ich merkte, wie es kribbelte und meine Beine weich wurden. Mit dem Vibrator in mir kam ich dann endlich. „Samu, ich liebe dich", stöhnte ich leise. Es war erlösend, aber nicht dasselbe, als wenn Samu mit mir zusammen war. Ich duschte zu Ende und versteckte das Spielzeug wieder im Koffer. Mein Körper fühlte sich etwas besser, aber mein Herz war voller Leere. Ria hatte Essen für uns gemacht. Wir stießen mit einem Glas Wein an: „Auf dein neues Leben", sagte sie. Ich lächelte sie an: „Danke, dass du für mich da bist." 

Nach dem Essen machten wir es uns auf dem Sofa gemütlich. Wir schauten eine Liebesschnulze und heulten Rotz und Wasser. Endlich piepte mein Handy. Eine Nachricht von Samu. „Anteeksi, sydämeni, ich wollte dir eigentlich sofort zurückschreiben, doch dann rief Mikko an. Bandbesprechung im Studio für den Rest der Tour bis Weihnachten. Schön, dass du gut angekommen bist und ich weiß, dass du in guten Händen bist. Mein Herz schmerzt und ich bin nicht komplett ohne dich. Ich versuche, dich so schnell wie möglich zu besuchen. Ich will dich küssen, berühren und andere Sachen mit dir machen. Rakastan sinua, meine kleine Lady." Erleichtert atmete ich auf. Er fühlte also genauso wie ich. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Ria bemerkte es, sagte aber nichts. Als der Film zu Ende war, ging ich völlig erledigt von dem Tag und von der Reise ins Bett. Durch den Wein fühlte ich mich leicht benebelt und schlief zum Glück schnell ein. Am nächsten Morgen wachte ich mit Kopfweh auf und ich fühlte mich elend. Das letzte Glas Wein war wohl doch zu viel gewesen, dann die anstrengende Reise. Mit Grauen dachte ich an alles, was ich mir für den Tag vorgenommen hatte. Ich pellte mich aus dem Bett und schlurfte schlaftrunken ins Bad. 

Erstmal kaltes Wasser ins Gesicht und die Zähne putzen, dann würde ich mich schon besser fühlen, dachte ich zumindest. Aber so wirklich half das nicht. Ich ging in die Küche, wo mich eine gut gelaunte Ria begrüßte. „Guten Morgen, meine Süße. Alles gut mit dir?" „Hyvää huomenta", murmelte ich zurück. Mir war gar nicht bewusst, dass ich sie auf Finnisch ansprach. „Oh", lachte sie, "da ist aber jemand noch halb in Finnland geblieben." Dann musste ich auch lachen. „Ja stimmt, mit dem Herzen bin ich noch bei Samu in Helsinki", gab ich zu. „Hier trink erstmal einen Kaffee." Sie schob mir einen Becher hin, den sie schon für mich gefüllt hatte. „Willst du gleich zu Eurer Wohnung fahren, ich hab bis Mittag Zeit, dann muss ich zum Dienst in die Wohngruppe." Ria arbeitete in einer Wohngruppe mit behinderten Kindern zusammen. Sie hatte ein übergroßes Herz und schon immer eine soziale Ader. Wahrscheinlich hatte sie deshalb auch zu mir gehalten, obwohl ich sie wegen Tim so vernachlässigt hatte. „Ja, das wäre toll. Ein paar Sachen brauche ich schon und vor allen Dingen auch meinen Laptop usw." „Willst du gar nichts essen?" wollte Ria wissen. „Nein danke, irgendwie geht es mir heute Morgen nicht so gut. Ich habe keinen Hunger." Ria schaute mich nachdenklich an, sagte aber nur: „Na gut, du bist ja schon groß." „Ein Glück." Ich verzog das Gesicht und grinste. 

Nachdem ich mich auch angezogen hatte, setzten wir uns ins Auto und fuhren zu meinem alten Zuhause. Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen, dass Tim vielleicht das Schloss hatte auswechseln lassen, aber dem war zum Glück nicht so. Vorsichtig öffnete ich die Tür, aber es war niemand da. Erleichtert atmete ich auf. Ich holte aus dem Keller zwei Umzugskartons, die noch vom Umzug mit Tim hierher übrig waren und packte in aller Eile die wichtigsten Sachen ein. Es war komisch, hier zu sein, aber es fühlte sich für mich gar nicht mehr nach Zuhause an. Ria half mir, die Kartons nach unten zu tragen. Das wäre schon mal geschafft. Inzwischen fühlte ich mich etwas besser. Wir fuhren wieder zu ihr nach Hause und luden die Kartons aus. Ich ließ erstmal alles drin, bis auf meinen Laptop, den packte ich aus. Ich fuhr ihn hoch und wählte mich ins WLAN ein. Es funktionierte. Ich checkte meine E-Mails und mein Herz setzte einen Moment aus. Ich hatte eine Nachricht von Tim.

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt