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Sein Betteln stieß auf taube Ohren.

[..]

Als Yoongi wieder aufwachte, schmerzte sein gesamter Körper.

Er wusste zum Glück nicht alles, was gestern passiert war, da er bei der Hälfte bewusstlos geworden war, konnte sich aber an genug erinnern, um sofort in Tränen auszubrechen.

Draußen war es bereits dunkel. Ob Seokjin oder Taehyung nach ihm suchten?

Wenn ja, wie sollten sie herausfinden, wo Yoongi war?

Der kleine, dünne Junge schluchzte. Wahrscheinlich würde er hier bei dem über zehn Jahre älteren Mann verrotten.

Er konnte sich ja gerade so aufsetzen, mit seinem schmerzenden Gesäß.

Als er sein Shirt hochzog, konnte er noch mehrere rote Striemen verteilt auf seinem Oberkörper sehen.

Der Muskelprotz stand wohl darauf, wenn die andere Person unerträgliche Schmerzen hatte.

Yoongi konnte es einfach nicht fassen. Wie unmenschlich war es bitte, ihn gegen seinen Willen zu entführen und zu misshandeln?

Sowas hörte man in den Nachrichten oder in der Zeitung, aber es widerfuhr einem doch nie selber...

Humpelnd nahm er sich den Teller vom Boden, der ein kümmerliches Abendessen enthielt.

Trotzdem aß Yoongi alles, da er tierischen Hunger hatte.

Er hatte aufgehört zu weinen und durchdachte seine Möglichkeiten, musste allerdings schnell feststellen, dass es keinen wirklichen Weg gab, hier rauszukommen.

Er würde schlimmstenfalls sterben, wenn er aus dem Fenster sprang und so weit war er nun wirklich nicht, dass er sein Leben beenden wollte.

[..]

Es dauerte einige Zeit, bis der Mann wieder zu Yoongi ins Zimmer kam.

Yoongi huschte sofort in die hinterste Ecke des Raumes, krümmte sich dort zusammen und fing schon wieder an zu weinen, aus Angst vor dem Bevorstehenden.

"Hör auf zu heulen!" Knurrte der Muskelprotz und riss ihn an den Haaren hoch.

Yoongi biss sich fest auf die Innenseite seiner Wangen und unterdrückte die weiteren Tränen, die sich ihren Weg aus seinen Augenwinkeln bahnen wollten.

Leider wurde er das Gefühl nicht los, dass das alles seine Schuld war. Hatte er es vielleicht sogar verdient?

Er hatte schließlich diesen verdammten Job gemacht und dem Mann verraten, wo er wohnte. Jetzt musste er mit den Folgen zurechtkommen.

"Ist ja nicht so, als hätte ich vor, dich umzubringen. Memme." sagte der Typ verachtet und begann, Yoongi auszuziehen.

"NEIN! LASS DAS!" schrie Yoongi und trat um sich, aber wie immer machte ihm seine Größe und sein Gewicht einen Strich durch die Rechnung.

[..]

Als Yoongi wieder zu sich kam, lag er alleine auf dem Bett. Es war dunkel und er splitternackt, nicht einmal zugedeckt.

Er hatte wieder nichts unterdrücken und nicht abschalten können. Der Grund dafür war wahrscheinlich, dass er dachte, dass er es nie wieder brauchen würde, nachdem er mit Taehyung zusammengekommen war. Jetzt wünschte er es sich aber mehr als alles andere.

Naja, nicht ganz. Am liebsten wünschte er sich, dass alles wieder beim alten war. Oder er zumindest wieder bei Seokjin leben könnte. Alles wäre besser als hier bei dem Muskelprotz.

Mit einem schmerzerfüllten Ächzen richtete er sich auf, um seine Sachen, welche auf dem Boden waren, wieder anzuziehen.

Plötzlich hörte er gedämpft etwas rumpeln, woraufhin lautes Geschrei folgte.

Was war in der Wohnung los? Hatte der Mann etwa Stress mit anderen Leuten? Prügelten sie sich? Hoffentlich brachten die Leute den Typen um. Ein weiteres mal mit ihm alleine in einem Raum würde Yoongi nicht aushalten.

Als die Tür allerdings aufgestoßen wurde, stockte ihm der Atem.

Im Türrahmen stand Taehyung. SEIN Taehyung.

Völlig außer Atem, mit einigen schweißnassen Tränen, die an seiner Stirn klebten.

Ungläubig sahen die beiden sich an.

Yoongi fragte sich, wie der Jüngere ihn gefunden hatte, während dieser gar nicht fassen konnte, Yoongi endlich gefunden zu haben.

"Oh, Yoongi.." flüsterte er, kam zu ihm und zog ihn in seine Arme.

Yoongi krallte sich sofort an Taehyung fest, dass es eigentlich schon schmerzhaft war, aber es interessierte beide nicht.

"W-wie b-bist du.. wie h-hast du mich gefunden?" Fragte Yoongi, während ihm still die Tränen übers Gesicht liefen und er sich an Taehyungs schützende Brust schmiegte.

"Die Polizisten wollten mich nicht mitnehmen, also bin ich einfach gerannt.." erklärte er keuchend und presste Yoongi an sich.

"Oh man... Ich habe mir so Sorgen gemacht!" Vorsichtig löste er sich von dem Kleineren und drückte ihn etwas von sich weg, um ihn von Kopf bis Fuß zu mustern.

"Ist alles gut? Hast du Schmerzen?"

Eigentlich wollte Yoongi nicht, dass Taehyung sich noch mehr Sorgen machte, legte aber seine Hände an den Saum seines Shirts und legte die darunterliegenden Striemen frei.

"Scheiße.. ich bringe den Typen um!" Taehyung sprang auf und rauschte zur Tür, aber Yoongi folgte ihm leicht humpelnd und hielt ihn am Handgelenk zurück.

Eigentlich hätte Taehyung einfach weitergehen können, blieb aber Yoongi zuliebe stehen.

"Bitte.. Ich will nicht, dass er dir weh tut." Flüsterte Yoongi und klammerte sich wieder an Taehyung.

Er konnte gar nicht beschreiben, wie sehr er dessen Nähe vermisst hatte.

Taehyung war sein Fels in der Brandung, seine Rettung.

Wie hatte er nur so egoistisch sein können, ihn einfach von ihm zu stoßen, obwohl er ihm helfen wollte?

"Es tut mir so Leid, Taehyung..." sagte er und seine Stimme brach.

Taehyung legte nur seine große Hand an Yoongis Hinterkopf und strich sanft durch dessen Haar.

"Alles ist gut. Ich hätte das nicht tun sollen.." murmelte er, drückte Yoongi wieder leicht von sich weg und legte die Hände an dessen Wangen, um ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken.

"Es ist alles mein Fehler.." sagte Yoongi mit glasigen Augen.

"Wir haben beide Scheiße gemacht, okay?" Einigte Taehyung sich mit ihm.

"Die Polizisten müssten ihn jetzt verhaftet haben. Wollen wir rausgehen?" Fragte er dann.

[..]

"Wie habt ihr mich überhaupt gefunden?" Fragte Yoongi, während sie im Polizeiauto zu Yoongis Haus fuhren.

"Ich habe dein Handy auf dem Boden an der Schule gefunden. Damit bin ich dann zur Polizei gegangen, die ziemlich schnell den Standort von der Nummer des Mannes orten konnten. Da wohnte er aber nicht mehr und es dauerte ein wenig Zeit, um seinen jetzigen Aufenthaltsort zu finden. Man, ich bin so froh, dass wir dich endlich gefunden haben."

ßΛSҠƐŦßΛĿĿ | ŦΛƐƓĪWo Geschichten leben. Entdecke jetzt