„Joel, das ist nicht witzig!" Ein wütend aussehendes Mädchen reißt ihre Zimmertüre auf und beschimpft ihren Zwillingsbruder der mal wieder ihren Kleiderschrank mit Kabelbindern zugebunden hat. Der Angesprochene grinst vom anderen Ende des Flurs und läuft gemütlich die Treppen herunter ins Wohnzimmer, wo Mr und Mrs McCollins auf der Couch sitzen und ihren Kaffee trinken:
„Kakao?", fragt Mrs McCollins ihren Sohn, dieser nickt. „Das Kakaopulver steht im dritten Schrank rechts oben. Und sei so lieb und mach deiner Schwester einen Cappuccino." Joel verdreht die Augen, verschwindet aber in der Küche und drückt eine Tastenkombination, worauf die Kaffeemaschine anspringt. Leise murmelnd und leicht abwesend macht er sich einen Kakao und nippt daran. Unbemerkt gesellt sich Hopea zu Joel in die Küche und nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee, der just in diesem Moment fertig geworden ist. Ruckartig dreht sie sich zu ihrem Bruder um und ihre haselnussbraunen Haare schwingen schwungvoll um sie herum: „Jo, was bist du an diesem Morgen so tiefgründig?" fragt sie und er schreckt aus seinen Gedanken auf. Er zieht eine Augenbraue hoch und murmelt etwas von wegen Prüfung und doofer Lehrer.
Hopea lacht leise und läuft in ihr Zimmer, in welchem sie ihre Schultasche schnappt, die Jacke anzieht und mit schnellen Schritten aus der Haustüre zu ihrem Fahrrad flitzt. Mit ein paar einfachen Handgriffen öffnet sie das Schloss, schwingt sich auf das Fahrrad und fährt los.
Ihr Schulweg führt zum Teil durch eine schier endlose Allee gesäumt von Ulmen, die graziöse Schatten auf die hell asphaltierte Straße werfen und deren herbstlich leuchtenden Blätter, die Bäume schmücken. Schier zu schnell, vergeht die Zeit im Naturparadies und Hopea erreicht nach wenigen Minuten die Schule, deren Bäume die gefärbten Blätter als Herbstkleider tragen. Sie schließt ihr Fahrrad an und zupft ihre Schuluniform, bestehend aus einem dunkelblauem knielangem Rock, einer weißen Bluse mit dem Schulmotto Carpe Diem in bordeauxroter Schrift rechts oben auf der Brust, schwarzen Schuhe, einer Krawatte und einer mitternachtsblauen Strickjacke, zurecht und geht mit großen Schritten auf die große Halle zu, in der sich schon eine Menge Schüler befinden.
Sich umguckend läuft Hopea geradewegs auf eine kleine Gruppe zu, die etwas weiter abseits steht. Sie tippt einem Jungen mit kurzem rotem Haar auf die Schulter, dieser dreht sich ruckartig um und schließt sie in eine feste Umarmung. Durch Hopeas plötzliches aufatmen aufgeschreckt blicken die anderen zu den beiden und grinsen. Gefühlte drei Jahre später lässt der Rotschopf sie los und sie lockert sich erstmal ihre Krawatte. „Leute," flötet sie „Nächste Woche haben wir Ferien!" zustimmendes Nicken und Gemurmel erfolgt. Karina ergreift das Wort: „Hopea, wir wissen es genau so gut wie du", setzt sie an „Joel und du, ihr geht nach den Ferien auf dieses komische Internat in Deutschland!" beendet Mia die Gedanken von Karina. Hopea schaut bedrückt zum Boden, da sie eben diese einmalige Chance verdrängt hatte. Man merkte auf fünf Kilometer Entfernung, dass eine melancholische Stimmung den Freunden einen Besuch abstattet. Bevor diese Stimmung die Überhand nimmt, klingelt die Glocke und die Menschentrauben lösen sich auf, um zu ihren verschiedenen Fächern zu kommen.
Man hört Verabschiedungen und wer wen wann vertritt. Ein einziges Stimmengewirr. Hopea und Alina, die beiden haben fast jedes Fach gemeinsam, drehen sich um und laufen einmal quer durch die große Halle zum Spanischraum. Immer mal wieder kommt es vor, dass sich jüngere Schüler verlaufen und die älteren nach dem Weg fragen müssen. Vor dem Fachraum hat sich schon eine bunte Menschentraube angesammelt. „Hopea, hast du Tom gesehen?" fragt Alina leise, denn die Wände haben Ohren und Gerüchte werden an dieser Schule in Sekundenschnelle verbereitet.Hopea schaut sich um und sieht ihn: „Tom!", ruft sie „sollen wir zu dir oder kommst du zu uns?" Es bedarf keiner Antwort denn wie aus dem nichts kommt Señora Sánchez um die Ecke und bahnt sich einen Weg durch die Schüler um den Raum zu öffnen. Tom zuckt mit den Schultern und folgt seinem Cousin der schon an seinem Platz sitzt und wartet.Kapitel 1 ist draußen. Wenn ihr Anregungen habt und/oder eine Rolle vorschlagen wollt könnt ihr es gerne tun. Ich habe keine genaue Vorstellung und lasse die Dinge einfach kommen. Wenn es nicht sofort funktioniert mit euren Wünschen, dann passt es an der Stelle nicht so gut und eure Anregungen werden später aufgegriffen.
Viel Spaß beim Lesen meiner Droge,
Lexi

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𝙳𝚒𝚎 𝚜𝚒𝚕𝚋𝚎𝚛𝚗𝚎 𝚂𝚒𝚕𝚑𝚘𝚞𝚎𝚝𝚝𝚎
ParanormalNahezu lautlos fällt die aus losen Brettern bestehende Holztüre zu. Eine unscheinbare, in einem schwarzen Pullover gekleidete, Silber schimmernde Silhouette verlässt den Schuppen und pirscht sich an das große Einfamilienhaus, das in unmittelbarer Nä...