~ Kapitel 44: Familienbande ~

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~ Ophelia ~

„Das kann nicht dein Ernst sein!"

Verschlafen blickt mich meine Mutter an.

„Wann hattest du denn vor, mir davon zu erzählen, hm? Morgen? Nach der Schlacht? Nie?!"

Sie reibt sich den Schlaf aus den Augen und erhebt sich aus ihrem Bett. Als sie Fevros im Gang sieht, wird ihr klar, was los ist.

„Verdammt, als du gegangen bist, hätte ich nicht gedacht, dass du mir das vorenthalten hast! Er... dieser... Kerl soll also mein Vater sein, ja?"

Ich deute auf Fevros, der sich mit verschränkten Armen an die Wand im Gang lehnt. Ob er meine Mutter auch so angeschrien hat, als er es erfahren hat? Vorhin konnte ich ihm erst nicht Glauben schenken, doch eigentlich sind die Beweise eindeutig: Gleiche Haar- und Augenfarbe, gleiche Hitzköpfigkeit. Beide Stur wie ein Esel. Die Vorliebe zum Kämpfen und der leicht aufbrausende Charakter.

„Wieso habt Ihr mich dann immerzu beleidigt?", wollte ich wissen und sofort beteuerte er, dass er es erst kurz vor meiner Ankunft erfahren hat. Wahrscheinlich sah sich meine Mutter gezwungen, nachdem er womöglich immerzu gegen mich gewettert hat. Nicht, dass es das jetzt entschuldigt...

„Wieso hast du es ihr gesagt?", wendet sich Mutter Fevros sofort zu, der nur mit den Schultern zuckt.

„Sie hat die Wahrheit verdient, ganz einfach."

„Wieso hast du es überhaupt verheimlicht? Welchen Nutzen hat es dir nur gebracht?"

Sie seufzt.

„Das wollt ihr wirklich wissen, ja? Ganz einfach: Damit ihr euch gegenseitig nicht mit Samthandschuhen anfasst. Ich wollte, dass er dich beim Exerzieren hart rannimmt. Und ich kenne ihn. Leute, die ihm nahestehen, kann er nicht mehr anschreien. Kann ihnen kein guter Lehrer mehr sein. Und du hättest ihn niemals ernst genommen. Hättest immer gedacht, dass er dich schon nicht verletzen würde, weil er ja schließlich dein Vater ist. Nur deshalb. Nur, um den Krieg gewinnen zu können."

Das macht mich sprachlos. Sie geht wegen dieses Krieges wirklich so weit? Verrät ihre eigene Familie, um zu siegen? Jedem anderen hätte ich deswegen wohl einen gewissen Respekt gezollt, doch selbst davon betroffen zu sein... es schmerzt. Noch dazu, weil sie damit auch noch recht hatte. Ihre Annahme stimmt in jedem Punkt überein.

„Deshalb kann dir Elaines Blut nichts anhaben. Du bist eine Edle. Dir obliegt eine immense Macht, die wohl im Laufe der Zeit noch zum Vorschein kommen wird. Wohl eher würde sie von deinem Blut verrückt werden."

Ich muss mich setzen. Das ist einfach zu viel. Müde blicke ich zu Fevros herüber, der bisher zum Glück keine weiteren Anstalten gemacht hat, sich mir gegenüber irgendwie väterlich zu verhalten. Ich hatte einen Vater. Einen, der für mich da war. Doch dieser ist leider tot.

„Und trotzdem... wieso nur Fevros? Ausgerechnet er?", frage ich sie halblaut, doch mit Sicherheit hat auch er es gehört. Zumindest seufzt er und blickt nach rechts in den Gang.

„Du wirst es kaum glauben, doch damals, als ich zu den Menschen gegangen bin, waren wir beinahe an dem Punkt, dass wir geheiratet hätten. Ich bat ihn, hier zu bleiben und auf dieses Reich Acht zu geben."

„Oh, das bedeutet ja auch noch Betrug! Du hast Vater mit dem da betrogen! Ich bin ja der beste Beweis!"

Sie legt eine Hand auf meine linke Schulter, doch ich schüttle sie wieder ab.

„Ja, auf gewisse Art und Weise habe ich ihn betrogen, doch das, was Fevros und mich verbindet ..."

„...scheint ja ziemlich vorüber zu sein. Zumindest habe ich euch noch nie allein miteinander gesehen."

Drachenblut - Der erste TropfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt