2. Kapitel ~ Existenz-Minimums

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x.x.x Liam's Sicht x.x.x

Am Nächten Morgen wurde ich unsanft vom Klingeln meines Weckers geweckt. Ich stöhnte laut auf und schlug genervt mit der Hand nach dem dummen Ding. Ich traf es volle Kanne, es piepte noch einmal kurz, bevor endlich angenehme Stille zurück kehrte. Ich drehte mich um und öffnete laaangsam meine Augen um nicht zu viel Licht gleichzeitig ins Auge kommen zu lasen. Ich öffnete schließlich beide Augen ganz und setzte mich im Bett auf. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und schaute auf den Wecker. Es war 6:23. Ich stand gerne früh auf um zu duschen und mich vorher im Spiegel zu betrachten, meinen ermatteten und schwachen Körper. Ich war so hässlich und es machte mir Spaß mich jeden Morgen hinzustellen und mich selbst zu beleidigen. Ich war eh ein 'nichts'. Ein kleines dummes, hässliches 'nichts'. Es war nicht hell in meinem Zimmer, aber schon so hell das ich langsam davon wacher wurde. Ich streckte meinen Körper und rieb mir über die Augen. Ich gähnte und bewegte mich schwerfälligen aus dem noch angenehm warmen Bett. Ich streckte meine schlafen Glieder und stellte mich vor den großen Spiegel in meinen Zimmer. Ich zog mit einer Bewegungen meinen Pullover aus und betrachtet meinen Körper. Ich war ganz dünn geworden und hatte eine blasse Haut. Wenn man meinen Körper so betrachtet, konnte man deutlich sehen, das die Knochen und Krippen sich gut sichtbar auf der Haut abzeichnen. Dazu hatte ich tiefe Augenringe unter meinen matten braunen Augen. Ich hatte auch viele Narben an meinen Armen und an dem einen Arm seit dieser Nacht eine Verband. Ich betrachtete meinen Verband etwas genauer und sah, das man durch den vorher weißen Stoff etwas Blut hervor schimmern sehen konnte. Es kribbelte immer noch genau so stark wie gestern. Ich war etwas selber von mir enttäuscht. Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen es nicht mehr zu tun. Aber ich hatte es wieder getan. Meine Eltern wussten nichts davon. Und meine beiden großen Schwestern, welche schon seit einiger Zeit ausgezogen waren, auch nicht. Ich vermisste sie beide sehr und der Tot von Sophia machte es mir auch nicht leichter. Nein ehr im Gegenteil. Seitdem sie tot war, hatte ich mich sehr zurück gezogen, hatte mir schreckliche Vorwürfe gemacht und mich geritzt. Es gab eine Zeit in der ich mich damit abgefunden hatte und aufgehört hatte mich selbst zu verletzten, aber dies war leider nur eine sehr sehr kurze Zeit gewesen und jetzt war es wieder schlimmer geworden. Ich machte mir immer noch fürchterliche Vorwürfe und ich wünschte ich wäre damals an ihrer Stelle gestorben. Sie war so wunderschön und ihr Leben war viel wichtiger als meins. Sie war nett und einfach ein perfekter Mensch, im Gegensatz zu mir. Manchmal wünschte ich, sie könnte mich jetzt sehen und hören was ich sage. Das sie wissen könnte was ich denke und fühlen kann, wie es mir geht. Und das sie wieder bei mir ist. Das ich mein Engel wieder in den Arm nehmen kann, das ich sie wieder küssen kann, und das sie mir wieder zeigt wie wichtig das Leben ist und wie wichtig ich für sie bin. So wie früher. So wie damals als noch so einfach war. Als sie noch nicht tot war. Mein Blick, der irgendwo in der Unendlichkeit oder Vergangenheit war, klärte sich auf und ich schaute mein Spiegelbild an. Ich war erbärmlich geworden. Ich hatte meine Lust am Leben verloren, und meine Freunde. Doch das wichtigste was ich verloren hatte, war meine Freundin, meine große Liebe. Erst jetzt merkte ich, wie mir viele kleine Tränen das Gesicht runter liefen. Ich wischte sie schnell weg und riss mich von meinen negativen Gedanken los. Ich öffnete den Kleiderschrank und holte mir einen grauen Pullover raus, eine Jeans, eine Boxershohrts und ein paar weiße Socken. Ich ging ins Bad und zog mir nun auch meine Unterhose aus und stellte mich unter die Dusche. Ich machte das Wasser an und duschte kalt. Es tat mir gut die kalten Tropfen auf meiner erhitzten Haut zu spüren. Es entspannte mich ein bisschen, und die Anspannung und Trauer fiel so ein bisschen von mir ab, hatte ich das Gefühl. Ich stellte das Wasser wieder aus und massierte mir Shampoo in die Harre und Duschgel auf die Haut. An den Wunden brannte es sehr und am Verband, den ich vorher ab gemacht hatte, schrie ich fast auf. Statt zu schreien, wimmerte ich aber nur leise vor mich hin. Es schmerzte sehr aber ich wollte einmal nicht weinen. Wer war ich den, wenn ich schon unter der Dusche wegen ein bisschen Shampoo weinte?! Wie sollte ich den erstmal die Mobbing Attacken von Louis stand halten?! Dan müsste ich ja schon nach der ersten Beleidigung heulend am Boden liegen. Nein, dass wollte ich nicht. Ich stellte das Wasser wieder an und wusch den Schaum weg. Es tat zwar weh aber ich schaffte es, keine Tränen zu vergießen. Als ich fertig war, machte ich den Hahn aus und trocknete mich ab, und rubelte meine Harre trocken. Schnell putzte ich mir noch meine Zähne, zog meine Sachen an, wickelte einen neuen Verband um meine zahlreichen Schnitte von gestern, und verlies mein Badezimmer. Schnell sprühte ich mir noch Deo & Aftershave auf, bevor ich in mein Zimmer ging, das ans Bad grenzte, meine Tasche packte, mein Handy und Kopfhörer nahm und runter ging. Ich hatte keine Lust was zu Essen, also nahm ich mir nur einen Apfel für die Schule mit. Ich rief noch ein kurzes "Bye" durchs Haus, zog mir meine schwarzen Nikes an, eine dunkle Jacke noch dazu und ich war aus der Haustür. Kaum war ich aus dem Haus, tat ich mir meine Kopfhörer rein, und machte die Musik an. Die Schule war nur ein paar Minuten von hier entfernt also ging ich wie jeden anderen Morgen auch. Es war Herbst. Der Morgen war kalt und grau. Es hatte über die Nacht geregnet und die Blätter die die Bäume verloren hatten, lagen nass und rutschig am Boden. Die Gegend in der ich mit meinen Eltern wohnte war, leer. Hier wohnte fast niemand. Und wir waren für unsere 'Nachbarn' ein niemand. Hier gab es nicht so was wie "Gemeinschaft" oder so. Nein, hier machte jeder das was er wollte und es kümmerte auch niemanden. Also alles in einem, war das ein Ort wo man eigentlich nicht wirklich wohnen geschweige den leben wollte. Als ich nach 10 Minuten an dem großen Gebäude angekommen war, nahm ich mir meine Kopfhörer raus. Ich schaute kurz aufs Display: 7:36. Also hatte ich noch genug Zeit um in die Klasse zugehen und meine Sachen davor noch aus dem Spinnt zu holen. Ich hoffte, dass ich, wenn ich früher an der Schule war, dann Louis entkommen könnte. Aber ich wusste, dass dies nicht klappen würde. Ich versuchte es jeden Morgen immer wieder aufs Neue, aber ich war nicht so schlau und lernte aus meinen Fehlern, nein. Ich lernte nicht, ich war so dumm und versuchte es immer wieder. Immer wieder versuchte ich ihnen zu entkommen und jeden Morgen klappte es nicht. Ich steckte mein Handy zurück in die Tasche und schlich so unbemerkt wie nur möglich über den großen, grauen Schulhof und versuchte mich sehr von der Raucher- und Bad-Boy Ecke fern zu halten. Denn da saßen sie immer: Louis, Harry, Niall & natürlich Zayn. Sie waren an der Schule sehr gefürchtet. Und dies auch zu Recht! Sie waren die Typischen 'Bösen Jungs'. Sie schlugen Leute, kifften, betrunken sich und schmissen die wildesten und auch wahrscheinlich illegalsten Partys. Dazu kamm leider auch noch ihr wahrscheinlich liebstes Hobby: andere Menschen mobben. Es machte ihnen anscheinend wirklich Spaß den sie hatten eigentlich immer ein 'Opfer' im Visier. Und in letzter Zeit, war ich leider ihr Ziel, dass sie nach Lust & Laune, schlagen, treten, und beschimpfen konnten. Und das schlimme war, das die die nicht zusammen geschlagen wurden, nichts dagegen unternahmen. Warum die 'Opfer' ebenfalls nichts dagegen unternahmen?- Sie waren selber so im Existenz-Minimums, dass sie sich lieber immer mehr verschlossen und immer mehr negative Gedanken hatten. So wie ich. Ich war schon fast über den ganzen Hof, als sich mir plötzlich eine Person in den Weg stellte. Oder waren es zwei?! Ich hatte die ganze Zeit meinen Kopf gesenkt gehalten um so wenig wie möglich aufzufallen. Doch nun hob ich meinen Kopf leicht an. Ich konnte mir schon denken wer es war. Trotzdem hob ich meine Kopf und blickte in ein paar leuchtend grüne Augen und ein Paar unbeschreiblich wunderschöne blau-grau-grüne Augen. Diese Augen sind nicht schön!, nervte meine innere Stimme mal wieder rum. Ich fand zwar schon, aber egal. Es waren Harry und Louis. Fuuucc**!
„Na Liam. Erfreut uns wieder zu sehen?", fragte Harry und ich begann leicht zu zittern. Sie grinsten mich böse an, also sagte ich lieber nichts. Sie standen nur wenige Meter vor mich und kamen plötzlich immer näher auf mich zu. Sie rochen nach Alkohol und Zigaretten. Es war widerlich! „HALLO LIAM! WIE HABEN MIT DIR GEREDET!!!",schrie mich auf einmal Louis an und gab mir eine laut schallende Klatsche. An der Stelle an der Louis mich geschlagen hatte, pochte es unangenehm und ich zog meine Kopf wieder ein und wich etwas vor ihnen zurück. „Wie haben mit dir geredet.",flüsterte nun auch Harry bedrohlich leise an mein Ohr und ich musste unwillkürlich noch mehr zittern.
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»11.November 2014«

You're mine forever (Lilo Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt