Teil 97-100

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SAMU

Nach dem Konzert fühlte Samu sich glücklich und erschöpft. Das Publikum hatte wieder einmal super mitgemacht. Manchmal konnte er immer noch nicht glauben, was für ein Glück er hatte, ein solches Leben führen zu können. Alle seine Texte kamen von Herzen und er sang sie jedesmal mit Hingabe und Leidenschaft. Heute hatte er fast die ganze Zeit an Anna gedacht und bei „Afterglow" waren ihm die Tränen gekommen und fast wäre ihm darüber die Stimme weggebrochen. Riku hatte ihn schon sorgenvoll angeschaut, aber zum Glück hatte er sich wieder gefangen. Völlig verschwitzt stürmten die Jungs den Backstagebereich und griffen in den Kühlschrank mit dem kalten Bier. Raul öffnete alle Flaschen und sie stießen an. „Kippis." Samu trank einen Schluck. „Anteeksi, Jungs, ich muss mal eben versuchen zu telefonieren." Samu suchte sich eine halbwegs ruhige Ecke und drückte auf Anna's Kontakt in der Anrufliste. Es klingelte und klingelte, doch sie meldete sich nicht. Von hinten kam MIkko an und klopfte ihm auf die Schulter: „ Ey Hapa, Sehnsucht nach deiner Kleinen? Meinst du nicht, dass sie vielleicht schon schläft?" Samu überhörte ihn und ließ es weiter klingeln, Anna meldete sich nicht. Er wusste nicht, was los war und bekam ein komisches Gefühl im Bauch. Entmutigt ließ er das Handy sinken und trank einen Schluck aus seiner Flasche. „Komm Hapa, lass uns irgendwo feiern gehen, hier in der Nähe soll einen guten Club geben", meinte Riku und schaute ihn verständnisvoll an, „Du solltest dich ein bisschen ablenken." „Wahrscheinlich hast du Recht. Ich geh schnell duschen und dann können wir gleich los."

ANNA

Am nächsten Morgen wachte ich wieder mit dieser verdammten Übelkeit auf. Ich riss mir die Decke vom Körper und stürmte zum Bad. Als ich endlich fertig, mich zu übergeben, war ich schweißgebadet und mein Kreislauf sackte fast weg. Ich wusch mir das Gesicht, irgendwie und schlich in die Küche. Ria saß schon am Küchentisch und nippte an ihrem Kaffee. „Guten Morgen, Süße, wie geht es dir? Soll ich dir einen Tee machen?" Ich lächelte gequält: „Danke, das wäre lieb." „Hast du schon einen Termin beim Arzt gemacht, Anna?" Sie stellte den Wasserkocher an und schaute mich fragend und erwartungsvoll an. „Ich kümmere mich heute darum, versprochen." „Bitte, tu das, wenn du magst, leg den Termin so, dass ich dich begleiten kann, ich bin für dich da, Anna." „Danke Ria, ich weiß, es tut mir leid, wenn ich dich gestern so blöd angemacht habe. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich mit der ganzen Situation umgehen soll. Aber ich bitte dich, meine Entscheidung, Samu aus der ganzen Sache rauszuhalten, zu akzeptieren." Ria atmete tief durch und bemühte sich ruhig zu bleiben. Sie goß das Wasser auf den Teebeutel und drehte sich dann wieder zu mir um. „Ich halte zu dir, Anna, das weißt du und ich bin für dich da, aber ich muss dir sagen, dass ich es nicht in Ordnung finde. Es ist keine „Sache", Anna, es ist euer gemeinsames Baby. Aber wie gesagt, es ist deine Entscheidung. Bitte sag mir einfach, wenn ich etwas für dich tun kann." Ich stand auf und umarmte sie fest. „Du tust schon so viel für mich, allein, dass ich hier bei dir wohnen kann, ist schon eine riesengroße Hilfe. Vielleicht hab ich ja Glück und der Vermieter ruft mich heute Nachmittag an und sagt mir, dass ich die Wohnung haben kann."

SAMU

Samu räkelte sich beim Aufwachen in seinem großen Hotelbett. Er schlug die Augen auf und fasste sich an den Schädel. „Au verdammt", murmelte er. Er erinnerte sich wieder an den Abend im Club zurück. Er hatte mit seinen Jungs gefeiert und sich seinen Kummer und seine Sorgen einfach weg getrunken und hatte es ordentlich krachen lassen. Aber nun waren der Schmerz und die Sehnsucht nach Anna wieder da. Er griff nach dem Handy und wählte erneut ihre Nummer. Irgendwann musste sie ja mal erreichbar sein. Aber es ging nur ihre Mailbox ran. Verzweifelt hinterließ er ihr eine Nachricht auf Band. „Anna, ich bin's Samu. Bitte, geh an dein Telefon. Ich werde wahnsinnig vor Sehnsucht nach dir. Was ist denn los? Habe ich etwas Falsches gemacht? Hat dein Ex sich bei dir gemeldet. Bitte Anna, ich werde verrückt. Ruf mich an, ich halte das nicht länger aus. Rakastan Sinua."

Er legte auf, quälte sich aus dem Bett und ging unter die Dusche. Er stütze sich mit den Händen an der Wand ab und legte die Stirn an die Fliesen. Was sollte er nur machen? Er konnte nicht mal eben zwischendurch zu Anna fahren und nach dem Rechten schauen, dafür war der Terminkalender in den nächsten Wochen bis kurz vor Weihnachten zu voll. Ihm tat der Kopf weh, vom Alkohol und vom Nachdenken. Was konnte nur mit ihr los sein? In Helsinki waren sie doch so glücklich und sie hatten sich geschworen, dass sie das alles zusammen durchstehen würden. Warum ignorierte sie seine Telefonanrufe? Egal, wie viel er nachdachte, er kam auf keine Lösung. Er nahm sich vor, sobald wie möglich, wenn sie irgendwo auch nur die kleinste Lücke in seinem Terminkalender auftun würde, zu ihr zu fahren oder auch fliegen, wenn es nötig war.

ANNA

Nach dem Frühstück zog ich mich an und setzte mich wieder an meinen Rechner, um nach weiteren Wohnungsangeboten schauen. Auf eine vage Aussicht auf eine freie Wohnung wollte ich mich nicht verlassen. Da ich bald nun nicht mehr allein sein würde, wurde die Sache umso dringender. Ich konnte schließlich nicht zusammen mit einem Baby bei Ria wohnen. Ich schaute nach Wohnungen, die mindestens 3 Zimmer hatten. Im ersten Jahr würde das Baby sicherlich nicht unbedingt ein eigenes Zimmer brauchen, sondern sowieso bei mir schlafen. Ausserdem wollte ich noch einen Termin bei meiner Frauenärztin machen. Ich nahm mein Handy in die Hand und wählte die Nummer der Praxis. Die freundliche Stimme einer Sprechstundenhilfe meldete sich. Sie gab mir einen Termin in 2 Tagen. Zum Glück, denn dann hatte ich schon bald 100% Gewissheit, auch wenn ich mir jetzt schon sicher war, dass ich schwanger sein musste. Gerade als ich aufgelegt hatte, klingelte mein Handy. Es war der Vermieter der Wohnung und er wollte sie mir tatsächlich geben. Er hatte alle meine Unterlagen geprüft und da ich solvent, berufstätig und auch sonst seriös war, bekam ich sie. Erleichtert atmete ich auf. Unter normalen Umständen hätte ich einen Freudentanz aufgeführt, doch die Umstände waren nicht normal. Ich war schwanger von einem Mann, den ich nicht haben konnte, zumindest nicht unter diesen Bedingungen und würde bald eine alleinerziehende Mutter sein. Ich hatte Liebeskummer und ich vermisste Samu. Sobald ich zu sehr an ihn dachte, war es, als würde sich eine Eisschicht um mein Herz legen und es qualvoll ersticken lassen. Der Gedanke an ihn verursachte mir körperliche Schmerzen und Tränen schossen mir in die Augen. Ich wischte sie schnell weg und schrieb Ria eine SMS. „Hey Süße, stell dir vor, ich habe die Wohnung bekommen und bekomme schon nächste Woche den Schlüssel. Wenn du heute abend zuhause bist, stoßen wir mit einer Tasse Tee an. (bääähhhh;pp) Kuss, Anna." Ich klappte den Laptop zu. Wenigstens ein Problem, dass sich von selbst gelöst hatte. Ich beschloss, ein bisschen frische Luft zu schnappen, zog mir meine Jacke über und ging ein bisschen spazieren. 

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt