23. April 2013
Ich stand in der Küche und bereitete das Frühstück vor. Dabei dachte ich an gestern. Der Streit mit Ashton beschäftigte mich und ich dachte darüber nach, wie wütend er gewesen war. Auf einmal hörte ich ein Räuspern und sah zu Ashton.
„Morgen", flüsterte ich und stellte etwas auf den Tisch.
„Morgen", erwiderte den Lockenkopf und setzte sich auf seinen Platz. „Heute einfach gehalten?"
„Ja, besser für uns beide oder kannst du was Richtiges in dich hinein mampfen?", wollte ich wissen und setzte mich wieder vor ihn.
„Oh nein", schüttelte er den Kopf und musste lachen.
„Willst du mir vielleicht von deinen Visionen erzählen?", fragte ich, wie ich hoffte unauffällig. Für einen Moment herrschte Stille.
„Nein", sagte er dann harsch und ich zuckte zusammen.
„Ich habe nur gefragt", wisperte ich und nahm mir dann eine Brotscheibe.
„Ich wollte es auch nicht so sagen", seufzte er und fuhr sich durch die Haare. „Wie hast du gelernt so viel zu trinken?"
„Naja, ich mache das seit einem Jahr. Nach so einer gewissen Zeit hat man's drauf." Ashton schüttelte den Kopf und sah mich an.
„Wir müssen trotzdem weiter mit dem Fliegen trainieren", meinte er und ich nickte.
„Wie lange brauchtest du, um es zu können?"
„Ich konnte es sofort."
„Oh", murmelte ich nur und biss von meinem Brot ab.
„He, ich hab das auch gelernt als ich klein war. Für mich war alles damals einfacher. Kindliche Vorstellung."
„Wieso hat deine Mum alles verheimlicht?"
„Vielleicht hatte sie einen guten Grund dazu." Lange sahen wir einander an und ich nagte an meiner Unterlippe.
„Welchen bitte? Hast du etwas über mich gesehen?"
„Taylor, lassen wir es fallen."
„Was hast du über mich gesehen?", wollte ich wissen und sah ihn an.
„Ich habe vieles gesehen, glaub mir. Ich erzähle es dir, wenn ich mehr darüber weiß." Nervös sah ich ihn an und schluckte.
„Wie viel? Ist es schlimm?"
„Sehr viel und ich weiß es nicht. Aber ich denke, es ist mehr als schlimm", seufzte er. „Wir müssen mit dir trainieren."
*/*
„Ashton, bleib oben! Du wirst heute nicht zu gebrauchen sein", wiederholte sich Michael und saß immer noch auf dem Stuhl.
„Sie hat mehr getrunken als ich!"
„Ihr eigenes Pech. Sie muss das Fliegen lernen. Einer von uns kann es ihr beibringen. Sie braucht keinen Babysitter." Michael war das Thema schon durch, aber Ashton schien noch nicht fertig zu sein damit.
„Ich kann hier trotzdem sitzen."
„Du kannst nach oben gehen und dort nüchtern werden", schrie dann Michael und schubste ihn aus der Trainingshalle.
„War das nicht etwas grob?", fragte ich und sah Michael an.
„Kann sein, aber er hätte gestört. So kleines Küken, lass deine Flügel sehen."
„Wann hörst du mit dem kleinen Küken auf?", brummte ich und schloss die Augen.
„Sobald du keines mehr bist." Ich verdrehte die Augen und dachte an meine Flügel, an deren grau-weißen Farbe und deren Größe. Wie es war gestern mit ihnen hoch und runter zu fliegen. „Geht doch." Verwirrt öffnete ich die Augen und griff nach hinten, wo ich sie spürte.