Wütend starrte er sie an, sie provozierte ihn, ob unabsichtlich oder aus Trotz, das wusste er nicht.
Er schloss die Augen und atmete tief ein und aus, er durfte sich nicht provozieren lassen, sie hatte allen Grund sauer auf ihn zu sein, er musste ihre Laune tolerieren, genauso wie sie seine.
Da er keine Lust hatte sich wieder stundenlang an den See zu setzen, ging er weiter ins Zelt, hockte sich auf die freie Seite neben ihr, legte sich nach kurzer Zeit ebenfalls hin und starrte seinerseits auf das Dach des Zeltes.
„Seit wann sind Sie ein Animagus?", fragte er dunkel als er die dröhnende Stille nicht mehr aushielt.
„Seit zwei Tagen", sagte sie leise mit müder stimme, sie war wirklich fast eingeschlafen.
„Sie machen Scherze", er drehte den Kopf zu ihr, musterte ihren Hinterkopf.
Sie hatte wirklich schöne Locken, das musste er zugeben. Sie waren immer noch ein wenig feucht, wirkten weich und seidig.
„Oh... stimmt, ich hatte vergessen, dass Sie mir nichts glauben...", war alles was sie zurückgab, drehte sich dann noch weiter auf die Seite und zauberte sich eine Decke, zog sie um sich und legte sie halb über ihren Kopf, hoffte sie würde sein Gemecker nicht mehr hören.Das hier ist schlimmer als Unterricht..., dachte er, schlimmer als die Verachtung der Menschen, die ihnen ins Gesicht stand, wann immer sie ihn auch sahen.
Er konnte mit Verachtung umgehen, mit Hass und Wut auf ihn, mit Angst.
Aber die Ignoranz, mit der Hermine ihn strafte in Verbindung mit dem Wissen, was sie auf sich genommen hatte, das fühlte sich auf sehr viele Weisen sehr viel schlimmer an.Hermine war wieder kurz vorm Einschlafen, als ihr Magen sich meldete, er knurrte heftig und zog sich zusammen, sie versuchte es zu ignorieren obwohl sie wirklich Hunger hatte.
„Ich glaube Sie sollten etwas essen.", sagte Severus mit einer undefinierbaren Stimme.
Sie sagte nichts, zog die Decke noch näher um sich, versuchte ihr Magengrummeln zu verstecken, was allerdings nicht viel half.
„Miss Granger bitte. Wir können beide nicht schlafen, wenn ihr Magen so laut knurrt wie ein Bergtroll.", langsam schob sich die genervte Laune in seine Stimme.
„Stört mein Körper die so geliebte Ruhe des Professors?", fragte sie ebenso genervt, verdrehte die Augen.
„Wie lange haben Sie schon nichts mehr gegessen?", wollte er ruhig wissen.
„Keine Ahnung", sie zuckte mit den Schultern.
„Wie können Sie so nachlässig mit Ihrem Körper sein? Ist es so schwer dreimal am Tag zu essen?", etwas Anklagendes legte sich in seine Stimme, Hermine musste schmunzeln, offenbar fand die Sorge um die regelmäßige Nahrungsaufnahme schon hier ihren Anfang.
„Es ist schwer, wenn man versucht Menschen zu retten, es schafft und diese einem dann Sachen an den Kopf werfen... da vergeht mir der Appetit.", sie schob die Decke von sich, setzte sich auf und sah ihn offen an.
„Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass es mir leidtut. Sie hatten recht, es war sehr undankbar und unangebracht.", er musterte ihr Gesicht.
Sie atmete tief durch, vergrub ihr Gesicht in ihrer Armbeuge, er setzte sich ebenfalls auf, zog die Tasche zu sich und holte die Konserve heraus, öffnete sie mit seinem Zauberstab und hielt sie ihr hin.„Bitte essen Sie etwas."
„Ich hätte vielleicht noch Löffel oder Gabeln mitnehmen sollen mh?", fragte sie, als sie aufsah.
„Oder das gute Porzellan meiner Großmutter...", er zog eine Augenbraue nach oben, ein kleines Schmunzeln schlich sich auf seine Züge.
„Wo haben Sie das denn versteckt?", fragte Hermine skeptisch, das ominöse gute Porzellan hatte sie bei ihm nie gesehen.
Das Schmunzeln verschwand und die Skepsis schob sich weiter auf sein Gesicht, „Essen Sie", forderte er dunkel.
Sie sah ihn nochmal musternd an, dann nahm sie die Dose und fischte mit ihrem Zauberstab etwas heraus.
Auch wenn es nicht annähernd so gut schmeckte, wie das Essen was er gekocht hatte, ihr Magen dankte es ihr und sie fühlte sich gleich besser.Ein kleines schiefes Lächeln bildete sich bei Severus, er war froh, dass sie nun ein wenig besser gelaunt war.
Hermine hielt ihm ebenfalls die Dose hin, „Sie müssen genauso essen...", protestierte sie, als er ablehnte.
Er nahm die Dose, leerte die Hälfte, die sie ihm übriggelassen hatte, stellte sie dann nach draußen vor das Zelt.
„Ohne, dass Sie mich anschreien... haben Sie noch Schmerzen?", fragte sie vorsichtig, als er sich wieder zurückgesetzt hatte.
„Fast keine mehr", sagte er leise, es tat ihm leid, dass sie befürchtete, dass er wieder schreien würde.
„Sie sollten in den See...", sagte sie und sah zu dem hellblauen Wasser.
„Ich habe keine Badesachen dabei."
Hermine setzte ihren ‚ist-das-dein-Ernst-Blick' auf, „hatte ich auch nicht... ich bleibe im Zelt wenn Sie baden.", bot sie an.
Severus dachte nach, er wäre eigentlich wirklich gerne ins Wasser gegangen, aber er wollte sich nicht die Blöße geben vor ihr nackt durch das Wasser laufen.
„Versprochen... ich bleibe die ganze Zeit hier, bis Sie wieder komplett angezogen sind.", sie hielt ihre Hände nach oben.
„Wenn ich Sie erwische, wie Sie Ihr Versprechen brechen, dann verhexe ich Sie.", sagte er dunkel, gab ihr einen mahnenden Blick und ging dann aus dem Zelt, zog sich schnell aus und ging noch schneller in Wasser, um ihr so wenig Einblicke wie möglich zu gewähren.Hermine hatte sich so gedreht, dass sie von seiner überschnellen Auszieh-Aktion nichts mitbekam, sie wollte, dass er ihr vertraute und hielt sich an ihre Versprechen.
Sie zog die Decke wieder um sich, ließ sich auf die Seite sinken und schloss die Augen.
Der gefüllte Bauch und das Geräusch des Wassers zogen sie weiter in die Müdigkeit, sie gab nach, döste ein wenig vor sich hin.Severus schwamm durch den See, er war fasziniert und erstaunt wie warm das Wasser war, selbst als er in der Mitte des Sees ankam.
Er sah sich treibend um, fragte sich was das genau für ein Ort war und woher gerade Hermine Granger ihn kannte und warum sie ausgerechnet ihm diesen wunderschönen Platz zeigte.
Hätte er diesen Ort gefunden hätte er vermutlich niemandem davon erzählt, höchstens jemandem den er wirklich mochte, aber da fiel ihm, wenn er ehrlich war, nur eine Person ein und die war lange tot.
Lily hätte es hier sicher gefallen, er lächelte wehmütig, schüttelte die Gedanken von sich, Lily hätte James hier hingebracht, James Sirius und der elende Köter das Weichei von Werwolf.
Nein, dieser Ort gehörte Granger und er würde nichts dergleichen machen das Geheimnis der Schönheit zu verraten.
Warum war Granger nicht mit dem Rotschopf hier? Weasley war seit Jahren in sie verliebt, konnte oder wollte es sich aber nicht eingestehen. Hatte sich sogar auf diese schnulzige Brown eingelassen... im Vergleich zu Granger eher ein Abstieg... Stopp. Was denkst du da? Dass Weasley keinen Geschmack hat wusstest du doch immer... ob Brown oder Granger... beide unfassbar nervig, versuchte er sich selbst einzureden, um aufhören zu können über sie nachzudenken.
Er sah an sich herunter, die Bissstellen waren immer noch überdeutlich sichtbar, ihre Rötung stach schon fast schmerzhaft ins Auge auf seiner hellen Haut, er sollte vielleicht wirklich die Salbe benutzen, die sie mitgebracht hatte.
Es gefiel ihm nicht sie um einen weiteren Gefallen zu bitten, wollte aber nicht komplett nackt ins Zelt stolpern und die Salbe holen, sein Zauberstab lag am Seeufer bei seiner Robe.
„Granger?", rief er laut über den See, korrigierte sich dann selbst, „Miss Granger?"Hermine zuckte zusammen, wurde schon wieder von ihm geweckt und setzte sich verschlafen auf, krabbelte langsam zum Zelteingang und hielt sich eine Hand vor die Augen, „ja?"
Severus lachte leise als sie mit wuscheligen Haaren und der Hand vor den Augen aus dem Zelt lugte, sie hielt sich auf jeden Fall daran, was sie versprochen hatte, „wären Sie so freundlich und würden mir den Tiegel mit der Salbe bringen?"
Hermine seufzte, „haben Sie doch Schmerzen?", kramte in der Tasche und ging mit der Salbe in der Hand zum Seeufer, heftete den Blick auf den Weg vor ihr, damit sie ihn nicht ansehen würde.
„Diese Bissstellen verblassen einfach nicht...", sagte er skeptisch und sah an sich herunter, watete langsam zum Seeufer, aber nur soweit, dass sein Unterkörper noch im Wasser war.
Sie stand mit der Salbe in der Hand am Kiesbett und wartete.
„Worauf warten Sie?", fragte er nervös.
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Der Duft von Lavendel
FanfictionSieben Monate nach Ende des Krieges: Hermine versucht ihre schlechten Erinnerungen mithilfe des Zeichnens zu verarbeiten. Sie sucht immer öfter Ruhe und Zuflucht in der Natur um sie herum. Einzig George teilt ihre tiefe Trauer, versteht, warum sie...