Kapitel 3

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Dreieinhalb Stunden später erreichte letztlich auch Stuart den vereinbarten Ort. Unterwegs gab es viele Schwierigkeiten.
Stuart war davon ausgegangen, dass seine Bekannten ihn abholen würden, doch sie waren anscheinend an seinem Haus vorbeigefahren. Kurz darauf verpasste Stuart den letzten Bus seiner Linie und scheiterte daraufhin kläglich daran, ein Taxi zum Anhalten zu bringen. Kein Fahrer hielt für Stuart an, denn er hatte sich einen Namen gemacht.
Nach einer Saufeskapade, die auf seinen Nervenzusammenbruch zurückzuführen ist, hatte er das einzige Taxi vollgekotzt, was für ihn anhielt. Der Fahrer hatte viel daraus gelernt und ließ den betrunkenen Pinguin wahllos durch die Gegend irren. Schließlich musste Stuart einen dreieinhalbstündigen Fußmarsch absolvieren, bei dem er fast überfahren wurde.
In der Ferne sah er seine Bekannten und als er näher kam erblickte er schon die hanfanpflanzenden Seelöwen.
Stuart schluckte. Sie waren tatsächlich so groß wie die Legende besagte. Wenn nicht sogar größer. Er tippelte näher.
"Ey yo, was bist'n du für'n Vogel Alla?!" Die Seelöwen schienen nicht sonderlich erfreut über seine Ankunft.
"Ich, ähm.. bin Stuart Stuartos. Ich wollte mich hier mit Zachary treffen."
"Zachary der alte Flamingo?! Mit dem haben wir noch ein Hühnchen zu rupfen, blyat!"
Jetzt erinnerte sich Stuart, die Seelöwen waren aus Russland eingewanderte Wesen, die ihr Drogenbusiness in Alaska erweitern wollten.
Stuart, nun schon sichtlich angespannt, legte in bester französischer Manier den Rückewärtsgang ein und versuchte sich möglichst gestohlen davonzustehlen.
"Ey, wo willst du denn jetzt hin, cyka?! Komm her, nahui!"
Die Seelöwen robbten mit einer gekonnten Bewegung und absoluter Präzision auf Stuart zu, sodass er sich, ehe er sich versah, in den Fängen der Seelöwen befand. Das letzte was der Pinguin sah, war ein beißendes rot in dem schneeweißen Schnee der schneeigen Schneegegend und fühlte einen stechenden Schmerz über seiner überdimensional großen Augenbraue.

Als er wieder erwachte, waren die Seelöwen schon wieder über alle Berge. Er war allein, so wie er es schon immer war.
Irgendetwas, er wusste selbst nicht was, war zerbrochen. Nicht da, als hätte es nie existiert. Dieses etwas, tief in seinem kleinen warmen Herzen, hinterließ eine Leere. Gedankenlos watschelte er in den kalten weißen Schnee hinaus. Leere.

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