Sie schüttelte den Kopf, ihre Locken wirbelten leicht umher, plötzlich spürte sie eine warme Hand, die sie sanft, aber bestimmt zu den Kissen drückte. Sie versuchte seiner Hand zu entweichen, spürte dann eine zweite an der anderen Schulter. Sie hatte keine andere Wahl und gab ihm nach, legte sich hin, schob das Kissen unter ihren Kopf, er zog die Decke über sie, verpackte sie in der Vielzahl der wärmenden Decken und hoffte sie würde einschlafen.
Hermine verdeckte ihr Gesicht mit einem Teil der Decke, seine Fürsorge war eine wunderbare Abwechslung und genau das brachte sie wieder dazu, mehr zu wollen.
Sie hätte sich am liebsten an ihn gekuschelt, sie wollte seine Arme um sich spüren, aber sie konnte nicht. Sie stand vor genau derselben Situation wie damals in der Zukunft, es fühlte sich so intensiv und vertraut an, was ihn vermutlich genauso verwirrte, wie sie damals.
Sie hätte ihm so gerne alles erzählt, aber es war noch zu früh, viel zu früh. Sie benötigten zu aller erst eine Basis von Vertrauen, damit sich die Beziehung zwischen ihnen weiter entwickeln konnte und es fiel Hermine mehr als schwer sich so sehr zurück zu halten.
So sehr Hermine sich auch bemühte ihrer Trauer leise Raum zu geben, Severus nahm es trotzdem wahr.Er wusste nicht genau, warum sie so traurig war. War er zu weit gegangen?
Hatte er sie überrumpelt und verschüchtert?
Hermine drehte sich langsam zu ihm, lugte unter der Decke vorsichtig zu ihm, nahm seinen nachdenklichen Blick wahr.
„Sind Sie nicht müde?", fragte sie vorsichtig, ihre Stimme wurde von der Decke ein wenig gedämpft.
„Doch... sehr sogar", er nickte, musterte sie.
„Warum legen Sie sich nicht hin?", wollte sie leise wissen.
„Ich war mir nicht sicher, ob das nicht zu weit gehen würde.", gab er ehrlich zu, er wollte nicht mehr lügen oder böse sein.
Er versuchte offen und ehrlich zu sein, sie konnte sowieso durch seine Fassade blicken. Wozu also die Mühe machen und sich verstellen?
Hermine kämpfte ihren Arm über die Decken, zog die oberste von sich und drückte sie ihm auf die Beine, dann schob sie eines ihrer Kissen zu ihm, lächelte vorsichtig.
„Es tut mir leid, dass ich Sie geschubst habe... es war eine... impulsive Übersprunghandlung, das macht die Sache nicht besser... aber es war einfach zu viel in diesem Moment für mich... vielleicht können Sie mir eher verzeihen, wenn Sie es überhaupt können.", sagte er schuldbewusst, musterte die Decke in seinem Schoß, sah dann vorsichtig zu ihr.
„Wir sind, wie Sie schon festgestellt haben, quitt", sie lächelte schief.
„Miss Granger ich meine es ernst."
„Ich habe Ihnen schon verziehen...", versicherte sie ihm, legte ihre Hand sanft auf seine, die die Beschaffenheit der Decke untersuchte.
Er atmete tief ein und aus, drehte langsam seine Hand unter ihrer und drückte sie leicht.Sie lösten gleichzeitig die Hände voneinander, Severus legte sich hin, zog die Decke über sich, schloss kurz die Augen.
Obwohl es draußen stürmte war es zwischen ihnen ruhig, eine Ruhe, die sich wie Balsam auf die Seele legte.
Er drehte den Kopf in ihrer Richtung, sah ihr direkt in die Augen, denn Hermine ihrerseits sah ihn die ganze Zeit über an.
„Ist alles in Ordnung?", wollte er leise wissen.
„Es könnte besser sein", gab sie matt zurück.
„Kann ich Ihren Zustand verbessern?", er musterte sie aufmerksam.
Sie seufzte, sah auf seine Robe, da gibt es so viel, was du tun könntest Severus..., dachte sie, aber leider wirst du das nicht machen..., sie dachte an seine Berührungen und Küsse, schüttelte sich leicht.
Severus verstand ihr Schütteln falsch, „Entschuldigen Sie, ich wollte auf nichts intimes anspielen...", sein Blick war leidend.
Na toll Hermine... jetzt denkt er, du findest ihn so abstoßend, dass du dich vor Ekel schüttelst, wenn du daran denkst etwas mit ihm zu haben..., sie hielt sich die Hand vor ihr Gesicht, was er erneut falsch aufnahm.
„Vielleicht sollte ich besser gehen...", sagte er dunkel, verfluchte sich selbst.
„Nein... nein, es ist nicht so, wie Sie denken. Im Gegenteil...", versuchte sie die Situation zu retten, „Ich möchte nicht, dass Sie gehen... ich...", sie sah ihn an, versuchte so etwas wie Zustimmung in seinen Augen zu finden und rutschte langsam zu ihm, „Darf ich?"
Er sah sie unsicher an, wusste nicht genau, was sie meinte, nickte aber trotzdem.Ein Lächeln der Erleichterung huschte über ihre Züge, sie rutschte weiter, war ihm nun ganz nah und legte ihren Kopf an seine Schulter, fasste mit der Hand an seinen Arm, kuschelte sich nach und nach immer weiter an ihn.
Er beobachtete sie dabei, sie wirkte so entspannt und glücklich als sie so nah bei ihm lag, dass er sich wieder fragte, was alles zwischen ihnen passiert war. Er musste zugeben, dass es sich wirklich gut anfühlte ihr nah zu sein, das hatte er schon bei der Umarmung gemerkt. Er schob es allerdings auf die Anspannung zwischen ihnen und dem Ende der Streiterei und nicht auf eine tiefere Zuneigung.
Hermine schloss die Augen, sie genoss seine Nähe, fühlte sich sicher bei ihm und gab sich dem Schlaf weiter hin.
Noch bevor sie ganz eingeschlafen war spürte sie eine Bewegung an ihrer Hand, wie sich eine warme große Hand an ihre drückte und sie umschloss. Aus irgendeinem Grund wollte Severus ihre Hand halten, er hatte das Gefühl, dass es das Richtige war, woher dieses Gefühl kam, das wusste er nicht.
Eine tiefe Wärme zog sich durch beide und schob sie weiter in das Traumland und das erste Mal seit Wochen schliefen beide ohne Probleme ein und vor allem durch bis zum nächsten Morgen.Hermine wachte auf, sie blinzelte umher, das Gewitter war vorübergezogen, alles war ruhig, sie hörte Vogelgezwitscher, atmete erleichtert aus und streckte sich ein wenig.
Sie spürte ihre Hand immer noch in seiner und lächelte. Sie hatten die Nacht Händchen-haltend verbracht, er hatte seine Hand um ihre gelegt und nicht zurückgezogen.
War das ein Zeichen?
Waren sie auf einem richtigen Weg?
Sie hoffte es, sah langsam auf, er schlief noch, sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig, sein Kopf war zur anderen Seite gedreht. Hermine stützte sich langsam auf dem Unterarm ab und musterte ihn, er grummelte leicht, drehte den Kopf in ihre Richtung.
„Oh nein", sagte sie leise, weckte ihn aber trotzdem.
Er öffnete die Augen, das rechte nur wenige Millimeter und stöhnte dann.
„Ich hab Ihnen ein blaues Auge verpasst", sagte sie schuldbewusst, strich vorsichtig über die geschwollene Haut am Auge.
„Dann sind wir beide blau... Ihre Schulterblätter sind auch immer noch farbig...", sagte er, musste fast darüber lachen, dass ihr unabsichtlicher Schlag solche Auswirkungen hatte.
Kaum vorzustellen, wie jemand aussieht, den sie mit voller Absicht schlägt..., er lachte leicht.
„Woher wissen Sie wie meine Schulterblätter aussehen?", fragte sie interessiert, „Haben Sie etwa geguckt als ich gestern ins Wasser gegangen bin?"
„Ich hab nur die Schulterblätter gesehen", versprach er, versteifte sich ein wenig, löste seine Hand von ihrer.
Hermine seufzte, setzte sich auf, strich sich die Locken nach hinten. Sie stand auf und lief aus dem Zelt, Severus sah ihr perplex hinterher, war das auch wieder falsch was er gesagt hatte?
Er hörte Wasser platschen, setzte sich ebenfalls auf und lugte durch das Zelt, sie hatte sich ausgezogen und war ins Wasser gegangen, stand bis zur Hüfte in dem Wasser und streckte das Gesicht in Richtung Himmel.
Sie drehte sich leicht zu ihm, er konnte einen Hauch Brustansatz erkennen und versuchte schnell woanders hinzusehen.
„Kommen Sie doch auch ins Wasser... es ist gut für die Hämatome", sagte sie schmunzelnd, tauchte dann bis zum Hals ins Wasser und drehte sich vollständig um.
„Ich weiß nicht...", sagte er leise, wägte das Für und Wider ab.
„Oder trauen Sie sich nicht?", fragte sie lachend und schmunzelte ihn an.
DU LIEST GERADE
Der Duft von Lavendel
FanfictionSieben Monate nach Ende des Krieges: Hermine versucht ihre schlechten Erinnerungen mithilfe des Zeichnens zu verarbeiten. Sie sucht immer öfter Ruhe und Zuflucht in der Natur um sie herum. Einzig George teilt ihre tiefe Trauer, versteht, warum sie...