„Seit wann fliegen Sie mit dem Besen?", sie war so erstaunt wie vor einigen Monaten als er sie mit dem Motorrad abgeholt hatte.
„Glauben Sie ich könnte nicht fliegen? Es ist einfach nur sehr... unbequem und das Apparieren geht viel schneller. Aber über so eine Distanz zu apparieren und dazu noch in ein unbekanntes Land ist furchtbar gefährlich und beinahe unmöglich.", sagte er warnend, sah sie eindringlich an.
„Sie wissen schon wie weit Thailand entfernt ist, oder? Nach Teneriffa mag die Option mit dem Besen ja noch offen stehen... aber Thailand... das ist quasi auf der anderen Seite der Welt.", warf Hermine ein.
„Vielleicht fällt Thailand dann ins Wasser", er sah sie entschuldigend an.
Verzweiflung legte sich in ihren Blick, „ist es für Sie so wichtig?", fragte Severus als er sie musterte.
„Es ist... wichtig", sie sah auf das Handtuch um ihren Körper.
„Dann finden wir eine Möglichkeit", er dachte nach, Albus hatte ihm mal vor Jahren den Portus-Zauber beigebracht, mit dem er eigene Gegenstände in Portschlüssel verwandeln könnte.
Eigentlich musste jeder Portschlüssel beim Ministerium gemeldet werden, damit mit eben diesen Reisemöglichkeiten kein Missbrauch begangen wurde, aber das Ministerium war zu diesem Zeitpunkt vermutlich sowieso nicht in der Lage diesen Antrag schnellstmöglich zu bearbeiten.
Wenn er einen solchen Portschlüssel erstellen würde, müsste er sichergehen, dass kein anderer ihn jemals in die Finger bekommen würde, am besten er würde ihn danach zerstören.„Jeder Zauberer kann einen Portschlüssel herstellen", sagte er nach einer Weile, er wägte das Für und Wider ab.
„Muss man das ganze nicht vom Ministerium genehmigen lassen?", fragte Hermine und sah ihn skeptisch an.
„Hat sich jemals jemand von uns an Regeln vom Ministerium gehalten?", fragte er fast schon amüsiert.
„Ich glaube Dumbledores Art hat ziemlich auf Sie abgefärbt in den letzten Jahren...", sie musterte ihn, musste sich ein lautes Loslachen verkneifen.
„Er wäre vermutlich wirklich sehr stolz auf diesen Plan...", stimmte er zu, „er fehlt mir, um ehrlich zu sein...", plötzlich war die gelöste Stimmung wieder ziemlich ernst.
Hermine setzte sich auf, sie war erstaunt darüber, dass er ihr das erzählte, in dieser Situation und gleichzeitig war sie ziemlich traurig über diese Tatsache.„Er hat viele schlimme Sachen von Ihnen gefordert.", sagte sie leise, sie erinnerte sich an das Gespräch, was sie über den alten Zauberer geführt hatten, wie loyal Severus ihm immer noch war.
„Er hat mir eine Chance gegeben, als es niemand anderes tat.", protestierte er leise, „Er stand immer hinter mir, er hat mir vertraut."
„Semper Fidelis", Hermines Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, ein trauriges Lächeln schob sich auf ihre Lippen, „Ihre Loyalität ist bemerkenswert..."
„Sie sind doch genauso loyal... Sie helfen sogar jemandem, dem Sie gar keine Loyalität hätten zu Teil werden lassen müssen...", er sah beinahe schmerzlich auf den See.
„Sie haben es verdient...", sie wirkte sehr entschlossen.
„Ich verstehe es einfach nicht... Sie geben mir so viel... Ihr Vertrauen... so viel Vertrauen, Ihre Loyalität, Ihre Aufrichtigkeit, Ihre Zeit, sogar Ihr Zelt teilen Sie mit mir...", er zuckte mit den Schultern, „Es kommt mir so vor, als wäre da sehr viel mehr zwischen uns, was gar nicht möglich sein dürfte... es fühlt sich alles so...-"
„Vertraut an?", vollendete sie den Satz, lachte leicht dabei, dieses merkwürdige Gefühl hatte sie vor Monaten ebenfalls gefühlt und es machte sie halb wahnsinnig weil sie genauso wenig wusste woher dieses Gefühl kam, so wie er jetzt.
„Ja... ist das so lachhaft?", er verstand ihr Lachen falsch, hatte das Gefühl, sie würde sich über ihn lustig machen.
„Nein! Nur... ich hatte genau dasselbe Gefühl... oder ich werde es haben in der Zukunft. Zumindest die Hermine, die sich jetzt grade im Fuchsbau aufhält...", diese unterschiedlichen Zeitformen waren ein einziges Durcheinander.
„Und wie sind Sie damit umgegangen?", fragte er neugierig, er konnte fast nicht glauben, dass sie vor demselben Rätsel stand wie er.
„Ich hab mich einfach darauf eingelassen... es war schwer, keine Frage, ich hatte das Gefühl wahnsinnig zu werden. Als wäre mir irgendein wichtiger Teil verborgen geblieben... als würde ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen... aber ich konnte es nicht sehen, nicht begreifen. Da war einfach dieses intensive Gefühl, ich wusste nicht woher es kam und ich war ziemlich oft ziemlich überfordert", gab sie ehrlich zu, sah beinahe zerknautscht zu ihm.
„Beruhigend zu wissen, dass ich nicht allein mit dieser Ansicht bin.", er schnaubte auf.
„Nein... ich weiß genau, was Sie durchmachen.", sie legte ihre Hand vorsichtig auf seine Schulter, wollte ihm einfach nur ein wenig Trost spenden, ohne tiefere Gedanken.
Offenbar spürte er, was ihre Intention war, denn er lächelte dankbar, wandte den Blick dann ab und sah auf den See.Hermine ließ sich wieder nach hinten sinken, drehte sich ein wenig auf die Seite und sah auf seinen Rücken, auch wenn er ein T-Shirt trug, so wie er auf der Decke saß konnte sie gut die Muskeln ausmachen, sie hätte so gerne über ihn gestrichen, ihre Nase an seine Haut gelegt und sie geküsst, aber so weit waren sie noch lange nicht.
„Miss Granger?", er sah über die Schulter zu ihr, sie sah müde aus, er schmunzelte leicht.
„Mhm?", fragte sie, versuchte die Augen offen zu halten.
„Warum riechen Ihre Haare so sehr nach Lavendel?", er musste es einfach wissen. Diese Frage stellte er sich bereits kurz nachdem er aufgewacht war. Er hatte so einen intensiven Lavendelduft in der Nase, immer wenn sie bei ihm war.
„Warum riechen Sie so sehr nach Kräutern?", wollte sie genuschelt mit einem Lächeln wissen.
„Stört es Sie?", fragte er unsicher.
„Nein... stört Sie der Duft von Lavendel?", sie war beinahe eingeschlafen, wartete aber noch auf seine Antwort, ehe sie in die Traumwelt schwand.
„Nein... ich mag Lavendel", flüsterte er, mit einem Lächeln schlief sie ein.Er stützte sich auf einen Ellenbogen ab und musterte sie.
Wie konnte ein Mensch beim Schlafen so friedlich aussehen wie sie?
Konnte das überhaupt möglich sein?
Diese langsam trocknenden Locken, die rosa Wangen, die Sommersprossen, die sich über ihr Gesicht verteilten, die schönen vollen Lippen, die immer noch leicht lächelnd aufeinander lagen.
Sie sah beinahe aus wie ein Engel, ein Engel mit rehbraunen Augen und vielen Geheimnissen. Warum sie ein Animagus geworden war, würde er auch noch herausfinden. Sie hatten noch genug Zeit, bevor er wieder zurück in das ‚echte Leben' musste und diese gemeinsame Zeit würde er ausnutzen.
Er musterte die schöne Haut ihres Körpers, ihre Schultern und Arme, die filigranen Finger.
Wann war sie so schön geworden?
Hatte er sie jemals richtig angesehen?
Ohne seine Vorurteile und seine Maske, die die Sicht das ein oder andere Mal mehr als nur verzerrte?
Nein... du hast nie Hermine Granger gesehen.. nur die Gryffindor, die Einser-Schülerin, die nervige Miss-Neunmalklug, dabei ist sie so viel mehr..., warf seine Stimme ein.
„Ob Albus sie geschickt hat?", fragte er sich leise, er konnte kaum glauben, dass sie völlig zufällig auf die Art für ihn da war, wie sie es nun einmal war. Albus Dumbledore war der erste und auch einzige, der ihm einfiel ihm etwas Gutes tun zu wollen. Er hat immer an seine helle Seite geglaubt, ihn bei jeder Gelegenheit ermutigt der Helligkeit nachzugehen und sich nicht von den Schatten verschlingen zu lassen.
Hermine Granger, ein Engel geschickt von Albus Dumbledore, um ihn, Severus Snape aus den Fesseln der Vergangenheit zu befreien, eine wahnwitzige Idee... eine typische Dumbledore-Idee..., er schüttelte den Kopf, legte sich ebenfalls auf die Decke und gab sich der Müdigkeit hin, die von ihr auf ihn überging.
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Der Duft von Lavendel
FanfictionSieben Monate nach Ende des Krieges: Hermine versucht ihre schlechten Erinnerungen mithilfe des Zeichnens zu verarbeiten. Sie sucht immer öfter Ruhe und Zuflucht in der Natur um sie herum. Einzig George teilt ihre tiefe Trauer, versteht, warum sie...