Kapitel 13

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Klein aber hoffentlich fein ^^


Sie goss ruhig den Tee auf, bevor sie die Kanne auf ein Tablett stellte und damit durch die Küche in den großen Flur trat, vorbei an alten Gemälden und antiken Möbeln. Sie trat in das kleine Wohnzimmer und trat durch die große Terrassentür auf die breite Terrasse. Ihr Vater blickte von seinem Platz auf. Er saß auf einer breiten Liege mit einer Decke. Es war heute sehr schön und eigentlich warm. Sie stellte das Tablett auf den Tisch ab und ihr Vater fragte gelassen: „Du hast mit Phillip telefoniert." „Ja habe ich und mit meiner Arbeit." erwiderte sie und schenkte Tee in eine Tasse ein und reichte sie vorsichtig ihrem Vater. Ihm ging es besser. Besser als vor fünf Tagen, als man ihn aus dem Krankenhaus entlassen hatte. Viel besser. Die neue Medikamenteneinstellung brachte offenbar etwas. Sie schenkte sich langsam selber ein und meinte dann fast nebenbei „Ich muss in zwei Tagen nach Frankreich." „Die Arbeit?" riet er und sie nickte stumm. Sie musste zurück. Es gab wichtige Termine wahrzunehmen.

„Du kannst mich alleine lassen." sagte er ruhig. „Ich werde nicht einfach umfallen und sterben." „Hör auf das zu sagen." bat sie und ihr Vater nippte an dem Tee. „Du solltest nicht dein Leben zurückschrauben wegen dieser Sache." fügte ihr Vater hinzu und sie rollte mit den Augen. Diese Schiene fuhr er schon die ganze Zeit. „Es sind einfach noch einige Sachen zu erledigen vor der nächsten Ausgabe. Das ist das Problem." Leute kennenlernen. Designer für sich gewinnen und neue Trends aufzeigen. „Du magst doch deine Arbeit, oder?" fragte ihr Vater nach einer Weile, während sie nichts sagte. „Sicher." erwiderte sie gelassen und umklammerte auf ihrem Platz ihre Tasse etwas fester. „Es ist toll. Es ist nur immer sehr von dem geprägt was momentan die Modewelt beschäftigt." Ihr Vater sah sie verwirrt an und sie seufzte „Ich würde viel öfters andere Dinge bringen. Geht aber nicht immer." Weil es eben Dinge gab die vorgingen und wichtiger waren. „Du musst dem Trend folgen." stellte er fest und sie nickte stumm. Dem Trend der eben umging und die Mehrheit forderte. Obwohl es einige Dinge gab die bestimmt schöner oder wichtiger waren.

Sie mochte ihre Arbeit, aber wäre es ihr Magazin, würde sie einige Dinge anders machen. Persönlicher, individueller und einfach etwas anders. „Über was denkst du nach?" fragte Hyperion und sie blickte auf. „Ach ich hab nur so viele Ideen für ein eigenes Magazin. Das ist alles." Ihr Vater musterte sie einen Moment und meinte dann gelassen „Warum tust du es nicht?" Sie zog ihre Braue nach oben. „Was genau?" „Ein eigenes Magazin rausbringen." Sie blinzelte überrascht „Ist das dein ernst?" „Ja." sprach er knapp und sie lachte unsicher „Das ist verrückt." „Warum nicht?" hakte Hyperion weiter nach. „Dad, ich bin zu jung dafür eine Zeitschrift rauszubringen. Ganz mal nebenbei, dass ich nicht einmal einen Verlag habe dafür." „Du könntest einen Gründen." meinte er überzeugend und sie lachte wieder unsicher auf. „Nein." „Nein?" „Das würde nicht funktionieren." sagte sie und er runzelte die Stirn „Warum nicht?" „Ich bin noch nicht so weit." erwiderte sie zögerlich.

Ihr Vater blickte sie milde an und sie strich sich ihre offenen Haare hinters Ohr „Ich will noch ein wenig Erfahrungen sammeln und ich bin jetzt mit meiner Verantwortung ganz zufrieden." Mehr wollte sie momentan gar nicht. „Verwirf diese Idee nicht für immer." meinte ihr Vater und nippte wieder an der Tasse, bevor er weitersprach „Du hast Talent. Du hat ein Auge für Besonderheiten und Details." Sie grinste „Liest du denn die Ausgaben?" „Hin und wieder." warf er ein und sie grinste weiterhin. „Du machst einen guten Job, Astoria." Ja machte sie wirklich. Zumindest hatte sie auch dieses Gefühl. „Und wie geht es Phillip?" fragte er gelassen. „Gut. Das Spiel lief gut. Er lässt dich grüßen und entschuldigt sich, dass er nicht kommen konnte." Ihr Vater stellte die Tasse zur Seite und wank mit der Hand ab. „Ach Unsinn. Macht euch keinen Kopf." Sie griff nach dem Zucker und süßte nach.

„Hat er schon ein Angebot bekommen von den Amerikanern?" wollte Hyperion wissen und Astoria senkte den Blick und rührte in ihrem Tee umher. „Es sind Verhandlungen angesetzt. Aber es ist noch nichts offiziell." Ihr Vater wirkte begeistert „Das ist doch toll. Das war doch das was er erreichen wollte." „Mmh." machte Astoria und nippte an ihrem Tee, um nicht zu antworten. Sie freute sich für Phillip. Das tat sie wirklich. Er hatte voller Begeisterung am Telefon erzählt. Es wäre die Chance für ihn. Das was er wollte. In ein amerikanisches Team kommen. „Astoria?" sprach er besorgt und sie sah wieder auf. „Was ist los? Du wirkst nicht wirklich begeistert darüber?" Sie atmete schwer aus und stellte mit Bedacht ihre Tasse weg. „Schätzchen was ist los?" wollte ihr Vater wissen und musterte sie instinktiv. „Es ist nicht leicht." Er runzelte die Stirn. „Haben Phillip und du Probleme? Oder..." „Nein." unterbrach sie ihn und fuhr sich über die Stirn. Merlin, er sollte sich doch ausruhen und nicht schon wieder ihre Sorgen anhören. „Tori, rede mit mir." bat ihr Vater und sie blickte ihn an.

„Das mit der Presse. Die Paparazzi und diese Artikel." Sie brach ab. Sie dachte damit umgehen zu können und meistens hatte sie das wirklich gut im Griff. „Aber das bist du doch gewohnt. In England war es doch nicht anders, oder?" „Sicher. Es ist nur..." Es war nicht das gleiche. Überhaupt nicht. Sie räusperte sich leicht „Weißt du er ist jetzt schon bekannt. Aber wenn er dann wirklich in diese Mannschaft wechseln sollte, wird er noch berühmter werden." Und die Presse war jetzt schon immer ganz heiß auf das was in Phillips Leben sich abspielte. Diese Lügenstorys waren das Schlimmste. Keinen Moment mehr wirklich alleine in der Öffentlichkeit zu sein und nicht zu wissen, wo schon wieder das nächste Bild geschossen wurde. „Du darfst auf diese Schmierfinke nichts geben. Denkst du ich glaube was da drinnen steht?" Er nicht und vielleicht auch nicht ihre Freunde und die restliche Familie. Aber jeder andere. „Du magst ihn doch, oder?" Sie nickte und setzt ein Lächeln auf „Ja, ich mag ihn."

Sie mochte ihn sehr. Sie hatten ähnliche Interessen. Sie verstanden sich gut. Er war fürsorglich und immer sehr bedacht auf sie. „Ja ich mag ihn sehr, Papa." Ihr Vater lächelte und griff wieder nach seiner Tasse. Er war ihr wichtig. Sehr sogar. Sie hatte nur seit einigen Wochen das Gefühl, dass ihre Lebensziele in unterschiedliche Richtungen gingen und das hatte schon einmal eine Beziehung kaputt gemacht, bei der sie sicher war, dass sie etwas Besonderes ist. Wobei damals mit Draco noch vieles andere mitreingespielt hatte. Es war nicht nur das. „Wie wirst du nach Frankreich kommen?" fragte ihr Vater und sie schob diese grüblerischen Gedanken zur Seite „William stellt seinen Jet zur Verfügung. Er hat es auch Malfoy angeboten." Das einzige Manko an der Sache. „Aber ich komme am Wochenende wieder." ließ sie ihren Vater wissen und er schnaubte ärgerlich auf. „Auf gar keinen Fall." „Dad." seufzte sie schwer.

„Ich hab nicht ohne Grund nichts davon erzählt und ich hätte es auch Daphne nicht erzählt, wenn sie damals die Medikamente nicht gefunden hätte." begann er zu schimpfen und Astoria sagte nichts. „Ich will, dass ihr euer Leben lebt und nicht ständig hier rumschwänzelt, als würde ich morgen tot umfallen." „Aber genau das kann passieren." meinte Astoria und kämpfte wieder mit den Tränen. Sie konnte ihren Vater nicht verlieren. Die Vorstellung war viel zu schlimm für sie. „Liebling, jeder muss einmal sterben. Aber ich will nicht mit dem Gewissen sterben, dass ihr eure Zeit damit verschwendet bei mir zu hocken. Wenn ihr da seid, seid ihr da und ich bin froh darüber Zeit mit euch zu verbringen. Aber ich will nicht, dass es ständig um mein Herz und meine Krankheit geht." Sie senkte den Kopf und ihre Stimme war nicht mehr als ein Wispern. „Warum hast du nichts gesagt?" Dann hätte sie den Job sausen lassen und wäre geblieben. Hätte jede freie Minute bei ihrem Vater verbracht.

Sie blickte auf, als ihr Vater nach ihrer Hand griff und sie drückte. Seine Augen waren offen und ehrlich „Weil ich nicht wollte, dass du hier sitzt und nicht deine Träume verwirklichst, Astoria. Du bist mein kleiner Liebling. Auch wenn wir das nicht Daphne sagen." Sie lachte erstickt auf und er grinste breit. Sein Blick wurde milde „Ich wollte dass dir die Welt offen steht und du genau das tust, was du vorhattest. Ich wollte das du, nein ihr, glücklich seid und nicht euch ständig Sorgen um euren Vater machen müsst." Und das ehrte ihn vielleicht und doch hatte sie das Gefühl wertvolle Zeit mit ihm verloren zu haben. „Was soll ich nur ohne dich eines Tages machen, Papa?" fragte sie traurig und er lächelte milde „Leben, mein Kind. Leben. Glaub mir, dass bekommst du hin. Daran habe ich keinen Zweifel." Sie schon. Viel zu oft.



Sie will nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt