Pauls Sicht
„Danke. Und bis Montag.", Richard setzte ein kleines Lächeln auf und vergrub seine Hände in der dunkelblauen Bomberjacke. Noch war die Sonne nicht aufgegangen. Der andere Junge gähnte lediglich geräuschvoll dem Anderen am Treppenende entgegen und rieb sich die Augen. In Gedanken verloren lehnte Paul bei der Tür und blinzelte Richard, der hellwach schien, einfach für ein paar Sekunden kommentarlos und müde an. Da ihm aber langsam ziemlich kalt im Rahmen des Ausgangs wurde, hob er die Hand zur kleinen Winkgeste, was auch nur sehr langsam erfolgte. Gott, hätte man ihn nicht ein bisschen länger schlafen lassen können?
„Ciao.", er schloss die Tür und stand im Flur. Richard hatte gelächelt. Sich bedankt. Hm.
Was auch immer das hier für ein Spielchen war, Paul fand es ziemlich witzig. Solange es jetzt in Zukunft Flake und Olli mal ein Tyrannei-freies Leben beschenkte, war ja alles super. Nach dem ausgiebigen Frühstück alleine, nur zusammen mit The Police, verschlief Paul anschließend fast den gesamten Tag, was nicht weiter tragisch war. An einem Punkt musste er an Olli zurückdenken... was er wohl von Paul dachte?
Ein spontanes Telefonat sollte Klarheit schaffen. Zu Pauls Glück glaubte Olli ihm, dass er keinen blassen Dunst gehabt hatte, dass Richard auftauchen würde. Natürlich ließ Paul seinen Hammer-Deal in seinen Erzählungen nicht außen vor. In seinem Ton konnte man Olivers Unsicherheit und Unglaube heraushören, doch Paul versicherte ihm, dass sich ab jetzt alles zum Positiven wandeln würde und er bat ihm nebenbei, es Flake zu berichten.Montag
„Wie war die Party?", Flake sah von seiner Uhr auf in Pauls Gesicht, auf dem ein fettes Grinsen lag.
„Wieder zehn Minuten... wie geht sowas eigentlich, dass du jeden Tag genau zehn Minuten zu spät kommst?", hakte Flake nach und es klang, als raufte er sich über diese Frage gelegentlich im Stillen die Haare.
„Du unterschätzt mich und meine Fähigkeiten.", Pauls Tasche donnerte auf die Tischplatte und er kramte nach seinen Büchern. Na wenigstens war er relativ gesehen heute früher als die Lehrkraft.
„Party war gut! Ich muss Mark bei der nächsten Gelegenheit fragen, ob er mir seinen Mix auf eine CD brennen kann, die Musik hat super Laune gemacht. Ihr habt jedenfalls was verpasst. Und vom Highlight wisst ihr ja schon Bescheid.", dieses schadenfrohe Grinsen wucherte wieder langsam an seinen Lippen.'Schadenfreude?', fragten sich Olli und Flake mittlerweile.
„Und du bist dir sicher? Also- ich weiß ja nicht. Wie ist das überhaupt passiert? Und bitte sag nicht, du hast mein Taschenmesser benutzt, das will ich übrigens immer noch wieder haben-"
„Eyey, ganz ruhig.", unterbrach er Flakes Redeschwall und machte die passenden Handbewegungen, die ihm in einem Esoterikkurs bestimmt viel Ansehen hätten eingebracht.
„Was denkst du, wer ich bin?? Alles gewaltfrei. Ich schwöre es hoch und heilig. Jaja, das schweizer Taschenmesser aus den Alpen kriegst du wieder, du Wanderknabe."
Flakes giftiger Blick sagte Paul im gehässigen Subtext etwa so viel wie 'Ich will es hoffen, es war teuer.'
„Um es jedenfalls kurz zu fassen; Der kleine Richard hätte Tadel von Mami und Papi bekommen, wenn sie erfahren hätten, dass er auf der Party war. Der Kompromiss: Ich sag keinem was und er lässt euch in Ruhe. Einleuchtend?"
Neben der Tatsache, dass sich beide seiner Freunde erstmal an das eiskalte Bad des neuen Wissens gewöhnen mussten, schien es doch ziemlich einleuchtend...
Stellvertretend für sie beide bedankte sich Oliver bei Paul, was er mit bestärkenden Klopfern auf deren Schulter beantwortete.Unauffällig und verschmitzt schielte Paul zu Richard und Co. herüber als der Lehrer gerade eintrat und Ruhe über die Schülermeute einherbrachte.
Kein einziger feindseliger Blick in die Richtung von Pauls Sitznachbarn!
Diese schauten ganz verwirrt wie zwei Kaninchen aus dem Bau in dieselbe Richtung. Ach, sie mussten einfach mal auf andere Gedanken kommen.
„Flake, kann ich Erdkunde bei dir abschreiben? Echt nur noch heute. Versprochen."
Der schlacksige Teenager brummte etwas Unverständliches als er in unter dem Tisch in seiner Tasche kramte und Paul kurz darauf sein Heft vor die Nase warf.
Der Blonde lehnte sich zufrieden laut seufzend im Stuhl zurück. Das ließe sich noch ganz gemütlich und in aller Ruh in der Mittagspause erledigen.
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The Bad Goods
FanficEin alternatives Universum, in dem die 6 Jungs zusammen auf eine Schule gehen und natürlich gehen wie im echten Leben die Parteien hier auseinender und sie bleiben nicht von den Tyranneien des Lebens verschont. Doch werden sich die Wogen je glätten...