Kapitel 94: Aberglaube?

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„Das ist kein Problem... Yai ist genauso, sie redet allgemein nicht viel, sie beobachtetet mehr...", der Mann lachte.
„Yai ist..."
„Meine Großmutter... sie hatte die Idee mit diesen Bungalows... leider werfen sie nicht viel ab und wir haben einige Probleme mit den Abflüssen... aber das soll nicht Ihre Sorge sein."
„Wenn wir Ihnen irgendwie helfen können, dann melden Sie sich... mein... Professor ist recht begabt was Problemlösungen angeht.", sagte Hermine.
„Professor? Damit hätte ich am wenigsten gerechnet... und wie ein Klempner sieht er auch nicht aus", er lachte leicht, „Entschuldigung, ich wollte mich nicht lustig machen."
„Schon in Ordnung, so sieht er wirklich nicht aus... aber das Angebot steht trotzdem.", sie lächelte, der Mann verbeugte sich tief, Hermine lächelte unschlüssig, dann ging er zurück in den Dschungel und Hermine in ihr Bungalow.

Sie war genauso erstaunt wie Severus als sie die Hütte betrat, lief rechts lang ins Badezimmer und erkannte eine große Badewanne, dankte still und heimlich dem großen Godric, stellte ihre Tasche auf den Holzboden, ließ sich eine schöne heiße Wanne ein, gab einige Badesalze hinzu, zog sich aus und stieg hinein.
Seit Wochen das erste Mal in einer Badewanne, heißes Wasser, Badezusätze, andere Gerüche, Shampoo für ihre Haare.
Es war wie im Himmel.
Sie badete ausgiebig und lange, bis das Wasser bereits wieder kalt war.
Der Mittag ging in den Nachmittag über, Hermine stieg aus dem Wasser, trocknete sich mit einem weichen Handtuch ab, wickelte es sich um den Körper und trocknete ihre Haare mit einem anderen Handtuch.
Als die größte Nässe aus ihren Haaren gezogen war ließ sie sie lufttrocknen, begutachtete neugierig die ganzen kleinen Aufmerksamkeiten, die sich auf einem kleinen Regal an der Wand befanden. Allerlei Düfte und Creme-Proben, verschiedene Salze und Körperpeelings, Hermine schüttelte ungläubig lächelnd den Kopf. Für Heute würde sie allerdings nichts dergleichen benutzen, sie hob ihre Tasche auf, ging zurück in den offenen Wohnbereich und nahm die linke Tür, fand sich in einem Schlafzimmer wieder.
Ein richtiges Bett, eine richtige Matratze, sie lächelte, ließ die Tasche erneut auf den Boden fallen und setzte sich auf die Matratze.
Sie war weich, so unendlich bequem, sie legte sich hin, fühlte nach kurzer Zeit jeden angespannten Muskel in ihrem Körper. Das wochenlange Schlafen auf dem Boden in dem Zelt zeigte seine Auswirkungen, die Müdigkeit überrumpelte Hermine unsanft und zog sie in einen stundenlangen Schlaf, sie wurde erst durch eine dunkle Stimme in dem Wohnbereich aufgeweckt.

„Miss Granger?", Severus war nach seinem vergleichsweise kurzen Schlaf aufgewacht und hatte die Umgebung erkundet, er sah mehr und mehr Schönes und war wirklich froh, dass sie so darauf bestanden hatte diesen Ort aufzusuchen.
„Mh?", sie hob verschlafen den Kopf, sah sich um, Severus lugte vorsichtig in das Schlafzimmer, drehte sich dann wieder zurück.
„Ziehen Sie sich an, wir machen einen Spaziergang", sagte er freundlich.
„Aber ich bin so müde", nuschelte Hermine, sie wollte am liebsten bis morgen früh schlafen.
„Kommen Sie schon... ich warte im Wohnzimmer..", verkündete er, dann hörte sie Schritte, die sich von der Tür entfernten.
Hermine schmollte noch eine Weile, „Ich warte", wiederholte er lauter und dunkler, sie stand genervt auf, riss sich das Handtuch vom Körper, zog sich ihre Anziehsachen wieder an und ging müde ins Wohnzimmer.
„Na geht doch", er lächelte, stand auf, musterte sie und schmunzelte, „Sie sehen wirklich sehr müde aus"
Hermine gab ihm einen bösen Blick, dann verließen sie den Bungalow, Severus schlug einen Weg durch den Dschungel, Hermine folgte.
„Wo gehen wir hin?", fragte sie nach einer Weile, ihr Körper schmerzte immer mehr, ihre Füße waren schwer wie Blei, sie hatte Hunger.
„Ich habe mich ein wenig umgesehen, als Sie Ihren Schönheitsschlaf gemacht haben... es gibt hier so viele schöne Ecken", er wirkte ganz aufgeregt, so hatte Hermine ihn noch nie gesehen.
„Warum müssen wir denn alles an einem Tag erkunden?", fragte sie anklagend.
„Sie sind wirklich nervig, wenn Sie müde sind...", er schüttelte den Kopf.
„Können wir uns nicht einfach an den Strand setzen und den Sonnenuntergang bestaunen?", jammerte sie, überging die Beleidigung.
„Nein", sagte er streng.
„Dann müssen Sie mich gleich zurücktragen!", sie war sauer, warum mussten sie das machen, was er wollte?

Er stoppte ruckartig, drehte sich zu ihr und grinste, „Und wenn ich es nicht mache? Dann schlafen Sie hier? Das ist Ihre Entscheidung..", er zuckte mit den Schultern.
Hermine stöhnte genervt, „darauf habe ich keine Lust...", sie drehte sich um und wollte gerade zurücklaufen, sie könnte morgen noch genauso eine Wanderung machen, da ergriff er ihr Handgelenk, hinderte sie daran weiter zu laufen.
„Ist ja gut... Sie müssen nicht gleich weglaufen...", er drehte sich um, bückte sich ein wenig und hielt die Arme rechts und links von seinem Körper entfernt.
„Ich soll... Huckepack?", fragte sie perplex.
„Bevor Sie mir den ganzen Urlaub über Vorwürfe machen, dass ich Sie hier zurückgelassen habe...", er schüttelte den Kopf, Hermine musste sich ein Grinsen verkneifen, sie nahm ein wenig Anlauf und sprang auf seinen Rücken, hielt sich an seinen Schultern fest, er hakt seine Arme unter ihre Oberschenkel und lief los.
„So kann jede Wanderung sein", sagte sie besser gelaunt, verstärkte ihren Griff um seine Schultern und ließ ihren Kopf auf ihren Arm sinken.
„Das hätten Sie wohl gerne", schnaubte er, ging aber weiter.
Nach einigen Minuten war er angekommen, ließ sie langsam an sich heruntergleiten.
Beide bestaunten das, was vor ihnen lag.
„Was ist das?", fragte sie leise.
„Ich glaube es ist ein alter Tempel", seine Stimme war dunkel, beinahe schon ehrfürchtig.

Die Steine, die den Tempel bildeten, waren von der Natur beinahe komplett wieder eingenommen, grüne Ranken und Wurzeln festigten die Mauern mehr und mehr, die goldene Buddha-Statue auf dem Podest war ebenfalls von der Natur eingenommen.
Es wirkte als wären sie hier in einem anderen Jahrhundert, als wäre viele viele Jahrzehnte niemand mehr hier gewesen. Sie sahen noch einige Räucherstäbchen in kleinen Sandhaufen stecken, aber schon lange war niemand mehr hier gewesen, um zu beten, zumindest sah es nicht danach aus.
„Ich glaube wir sollten nicht hineingehen... ich möchte nichts stören...", sagte Hermine und ging einige Schritte nach hinten, brachte Abstand zwischen sich um dem schönen Tempel.
„Wen sollen wir stören? Hier ist doch niemand", sagte Severus leise.
„Nur weil wir Sachen nicht sehen, bedeutet es nicht, dass sie nicht da sind...", Hermine setzte sich auf einen Stein, „kommen Sie bitte zurück...", Severus folgte der unnachvollziehbaren Bitte und stellte sich neben sie.
„Ich wusste nicht, dass Sie so abergläubisch sind", sagte er ruhig und musterte sie.
„Es steht jedem Menschen frei an gewisse Sachen zu glauben... das sollten wir alle respektieren."
„Glauben Sie denn an Gott? Oder eine höhere Macht?", fragte er interessiert, hockte sich auf die Erde, um auf Augenhöhe zu sein.
„Es muss etwas in diesem Universum geben", sie lächelte leicht.
„Warum? Damit Sie das Schlechte was passiert jemandem auf das Auge drücken können?", er schnaubte leicht, „Wären Sie nicht lieber frei selbstständig Entscheidungen zu treffen ohne eine höhere Macht?"

Der Duft von Lavendel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt