Kapitel 101: Regenzeit

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Sie lief langsam zu ihm, strich ihm vorsichtig über die Schulter, er grummelte leicht, sie schmunzelte, „Professor Snape", strich ihm die Haare aus dem Gesicht hinter das Ohr, „aufwachen."
Er drehte sich langsam zu ihr, lag auf dem Rücken, ganz wach war er immer noch nicht, Hermine schüttelte den Kopf, strich sanft über seine Brust.
„Das Frühstück wartet... und die Haie auch", sie lachte leicht, seine Hand hielt ihre fest, strich über ihren Unterarm, Hermine wurde von einer Gänsehaut überrollt, langsam öffnete er die Augen, streckte sich.
„Kommen Sie schon Sie Schlafmütze", versuchte ihn so noch weiter aus dem Schlaf zu holen.
„Schlafmütze? Wer ist denn gestern zuerst eingeschlafen?", brummte er, setzte sich auf und strich sich den Schlaf aus den Augen.
„Der Boden war einfach zu bequem", sie gab ihm einen vielsagenden Blick.
Er seufzte, „ich hab Sie ins Bett gelegt... ich konnte Sie doch nicht auf der Erde liegen lassen... aber ich habe Sie gestern gefragt, ob Sie ein Problem damit haben, wenn ich mich ebenfalls ins Bett lege...", sagte er verteidigend.

Hermine dachte nach, ja, er hatte sie wirklich gefragt, aber,... er hat Hermine gesagt und mich geduzt..., sie zog skeptisch die Augenbrauen zusammen, grinste ihn dann an.
„Was ist?", fragte er unsicher.
„Sie haben mich geduzt", sagte sie grinsend.
„Auf ‚Miss Granger' haben Sie nicht gehört", er zuckte mit den Schultern.
„Wie oft haben Sie es probiert? Einmal?", fragte sie lachend.
„Zweimal...", gab er zerknautscht zu.
Sie musterte ihn mit einem freudigen Lächeln, „Sie dürfen mich gerne Hermine nennen, wenn es Ihnen gefällt."
„Wenn es mir gefällt", wiederholte er grummelnd, was ihm nicht gefiel war, dass sie sich so genau daran erinnerte und sie ihn vorführte.
„Es hat Ihnen gefallen", sagte sie leise, legte den Kopf schief.
„Warum sollte es mir gefallen haben Sie zu duzen?", fragte er beleidigt.
Sie sah ihn wissend an und lächelte, beugte sich zu ihm, nah an sein Ohr, sie spürte den verschnellerten Puls, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell, er war aufgeregt, das spürte sie und sie musste sich ein dickes Grinsen verkneifen.
„Sei ehrlich Severus", flüsterte sie.
„Ich bin immer ehrlich", sagte er leise, seine dunkle Stimme zitterte leicht.
Hermine zog den Kopf ein wenig zurück, suchte seinen Blick, musterte sein Gesicht, drang in seine Augen ein. Sie war nur wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt, biss sich auf ihre eigene und widerstand dem Drang ihn zu küssen.
„Das Frühstück ist fertig", wiederholte sie leise, richtete sich dann wieder auf und ging in den Wohnbereich, setzte sich an den Tisch und wartete, dass er dazu kommen würde.

Er hatte sie nicht angebrüllt, obwohl sie ihn geduzt hatte, was vermutlich ein wirklich gutes Zeichen war, vielleicht würde er sich langsam daran gewöhnen, dass sie sich näher stehen würden in Zukunft, aber sie durfte den Bogen auch nicht vorzeitig überspannen, sonst würde sie ihn womöglich noch verschrecken.
„Sir?", langsam machte sich ihr Magen bemerkbar, sie hatte wirklich Hunger, wollte aber auch nicht ohne ihn anfangen.
„Ich komme Miss Granger", rief er mit einer undefinierbaren Tonlage, er war nicht genervt, aber leicht angespannt.
Sie schüttete gerade den Tee ein, als er sich dazu setzte, er lächelte sie flüchtig an, trank dann einen Schluck Tee und begann sein Brot mit Marmelade zu bestreichen.
„Ich wollte keine Grenze überschreiten... es war ein harmloser Spaß", sagte sie leise, musterte ihn weiter, es tat ihr leid, dass ihr harmloses Flirten ihn so ins Straucheln brachte.
„Sind die Grenzen nicht schon lange überschritten?", fragte er mit einem schiefen Lächeln.
„Aber es stört Sie trotzdem... oder?"
„Stören ist das falsche Wort. Es ist immer noch sehr... ungewohnt und neu für mich.", sagte er ruhig, blickte weiter stur auf sein Brot.
„Gibt es etwas, was ich machen kann?"
„Ich denke nicht. Sie machen schon genug... vor allem sich Sorgen. Das braucht einfach nur Zeit.", er sah nachdenklich auf, lächelte leicht.
Sie nickte vorsichtig, begann dann ebenfalls zu essen.
Das Frühstück an diesem Tag verlief ohne weitere Gespräche, niemand sagte etwas, obwohl beiden so viel auf der Seele brannte, so viele Fragen, so viele Antworten, aber keiner verlor auch nur ein Wort.
Sie gingen, als alles beendet und gesäubert war, wieder zum Strand, die Handtücher lagen etwas weiter auseinander als gestern, Hermine cremte sich ein, auch die hinteren Oberschenkel, trug wieder den Hut, Severus ging seinerseits ins Wasser. Er musste den Kopf frei kriegen, wollte einige Runden schwimmen und das überaus kühle Nass genießen.

Die Wellen waren rauer als gestern, nicht nur er schien aufgewühlt zu sein, auch das Meer, es schlug ihm die Wellen hart ins Gesicht, die Gischt zischte wie ein Topf voller Schlangen, die Strömung war teilweise recht mitreißend.
Nach einer guten dreiviertel Stunde kämpfte er sich wieder an den Strand, kam abgeschlagen an seinem Handtuch an und atmete einige Male tief durch.
„Sie sollten heute nicht allein ins Wasser..", sagte er kopfschüttelnd, als er sich die Haare trocknete, „stürmisch und rau... unberechenbar", er sah nochmal zu dem Ozean, die Wellen, die an den Strand spülten, wurden immer höher.
„Also kämpfen Sie nicht nur gegen Haie, sondern auch gegen die Natur?", sie kicherte leise.
„Gegen alles, was sich mir in den Weg stellt", sagte er verschwörerisch, „oder Ihnen...", war nun wieder sehr viel sanfter.
„Wir lassen besser die Haikämpfe sein..", meinte sie skeptisch, „dann bleiben wir heute halt am Strand... die Sonne scheint ja trotzdem.", sagte sie lächelnd, hielt das Gesicht in die Strahlen und schloss die Augen.

Kaum kamen die Worte aus ihrem Mund zog sich der Himmel wie durch Geisterhand zu, dicke trübe Wolken schoben sich vor die Sonne, verhinderten ein Durchdringen des Lichts.
„Das ist ein Scherz", stöhnte sie genervt, sah in den Himmel, dann zu Severus, der sich ein dickes Grinsen verkniff.
„Ist das etwa witzig?"
„So wie Sie sich aufregen schon... als würden Sie es persönlich nehmen", er lachte leicht.
Sie verdrehte die Augen, zog sich den Hut vom Kopf und sah wieder auf, als sie einen kalten Tropfen auf dem Kopf spürte.
„Bitte nicht auch noch Regen...", seufzte sie, zuckte zusammen als gleich vier Tropfen in ihr Gesicht fielen.
Sie stand genervt auf, packte die Sachen zusammen und wollte wieder zu ihrem Bungalow.
„Wo wollen Sie hin?", fragte Severus perplex.
„Es regnet...?", sagte sie schon fast angriffslustig.
„Die paar Tropfen...", Severus schüttelte den Kopf, ein plötzlicher Sturzregen machte Severus kleinen Protest zu nichte.
Der Regen war so heftig, dass sie kaum die Hand vor Augen sahen. Severus musste sich eingestehen, dass es mehr als ein ‚paar Tropfen' waren, sammelte seine Sachen ebenfalls zusammen und lief mit ihr zusammen zurück.
Selbst im Dschungel waren sie nicht vor dem Regel geschützt, er prasselte erbarmungslos durch das grüne Dickicht.

„Miss Granger... kann es sein, dass wir genau zur Regenzeit hierhergekommen sind?", fragte er lauter als üblich, der Regen verschluckte beinahe alle Geräusche.
„Nur weil es einmal regnet?", rief sie über die Schulter.
Auf dem Weg zu ihre Bungalows trafen sie auf Pan, er lief fröhlich über die Pfade, stellte überall kleine Schüsseln auf.
„Endlich Regenzeit!", sagte er gut gelaunt, „Unsere Wasservorräte sind beinahe aufgebraucht.", lief dann weiter.
Severus sah sie mit einem undefinierbaren Blick an, zog eine Augenbraue nach oben, Hermine lächelte ihn entschuldigend an, „woher sollte ich das denn wissen?"
Er ging kopfschüttelnd an ihr vorbei, ging zu ihrem Bungalow und trat ein. Beide waren klitschnass, durch den Regen und die fehlende Sonne war es sehr viel kühler, was Hermine mit einer Gänsehaut beantwortete.
Sie schüttelte sich leicht, das Handtuch war klitschnass, bot wenig Möglichkeit noch mehr Feuchtigkeit aufzunehmen, sie lief schnell ins Bad, nahm sich ein neues und legte es sich um die Schultern, kam wieder zurück, er sah sie musternd an.
„Es tut mir leid... ich hatte die Regenzeit nicht bedacht.", entschuldigte sie sich genervt.
„Hermine Granger hat etwas nicht bedacht... dass ich das noch erlebe...", sagte er süffisant.
Sie gab ihm einen verächtlichen Blick, war von sich selbst sehr genervt.

Die nächsten Tage verliefen alle gleich, es regnete, in einer Tour und nach dem Regen folgte weiterer Regen.
Pan kam einige Male vorbei und bedankte sich jedes Mal bei Severus für die Hilfe mit dem Abfluss, spätestens jetzt wäre ein kaputter Abfluss mehr als schlecht gewesen.
Yai kochte jeden Abend für ihre Gäste, ein Essen war besser als das andere.
Hermine und Severus aßen zwar zusammen, gingen dann aber getrennte Wege und schliefen jeweils in ihren Bungalows.
Hermine verlängerte die erste Woche, die vergangen war und hoffte die kommende würde wenigstens ein paar schöne Tage für sie bereithalten.
Severus Stimmung wurde durch den Regen immer weiter getrübt, Regen hatte er auch genug in Hogwarts, dafür brauchte er nicht in ein fremdes Land reisen.

„Okay... es reicht mir jetzt", sagte Hermine an einem Morgen.
Severus sah skeptisch zu ihr.

Der Duft von Lavendel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt