Kapitel 103: Vom Regen in die Traufe

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Severus schloss die Tür hinter ihnen, trocknete sie und ihre Kleidung magisch und holte kleine Teller und Besteck, sowie Gläser.
Hermine packte die verschiedenen Gerichte aus, bekam große Augen.
„Was ist das?", fragte Severus versteinert.
„Gegrillte... Grillen?", antwortete Hermine und besah sich den Spieß, roch daran, egal was Yai zubereitete, es roch einfach fanstatisch, „Reissalat ist auch noch dabei und irgendetwas Frittiertes...", sagte sie, packte dann das Essen auf die Teller.
Severus beäugte skeptisch die Grillen während Hermine sie sich bereits in den Mund schob.
Sie gab einen begeisterten Laut von sich, „sehr knusprig und... aromatisch..", knabberte die nächste Grille vom Spieß.
Severus probierte vorsichtig die erste Grille und nach dem anfänglichen Unwohlsein musste er sich eingestehen, dass es wirklich sehr lecker war.
Der Reissalat war genauso wohlmundend, wie auch das Frittierte, was sich aufteilte in frittierte Bananen und Tintentischringe.
Pappsatt lehnte sich Hermine zurück, strich über ihren Bauch und lächelte.

„Satt und zufrieden?", fragte Severus und musterte sie schmunzelnd.
„Und wie. Ich geh dann rüber, sonst schlafe ich wieder auf dem Boden ein...", sie stand auf.
„Sie können ruhig hier bleiben... wollten Sie nicht sowieso Kerzen anzünden und etwas erzählen?", fragte er freundlich.
„Das können wir morgen auch noch machen...", schlug sie vorsichtig vor.
„Bitte... bleiben Sie noch ein wenig.", bat er sie leise, war ebenfalls aufgestanden und stand vor ihr.
„Sir... wenn ich jetzt hier bleibe, dann schlaf ich ein, womöglich noch auf Ihnen...", sie lächelte schief, drehte sich um, legte die Hand an die Klinke, wurde aber von ihm wieder aufgehalten.
Er legte seine Hand auf ihre, hielt sie davon ab den Bungalow zu verlassen.
„Wäre das so schlimm?", fragte er dunkel und nah an ihrem Ohr.
„Das müssen Sie entscheiden", gab sie leise zurück.
„Ich habe entschieden", er nahm ihre Hand, schob sie zurück, sie hielt sich die Hand vor die Stirn, sah ihn verlegen an, lachte dann aber.
„Vielleicht sollten wir gleich ins Schlafzimmer, dann müssen Sie mich nicht ins Bett tragen.", scherzte sie.
„Abgemacht", er schob sie ins Schlafzimmer, setzte sie auf das Bett und sich daneben.

Hermine sah sich im Zimmer um, sah zu ihm, zwischen sich, wieder zu ihm und fing dann laut an zu lachen, sie schob sich weiter in die Mitte des Bettes, verschränkte die Beine zum Schneidersitz und musterte seinen Rücken.
Sein Kopf war gebeugt, er sah auf seine Beine, was hatte er da nur wieder angestellt?
Warum hatte er sie nicht einfach gehen lassen? Warum lud er sie zu sich ein, auch noch in sein Bett!
Sie seufzte und atmete laut aus, krabbelte dann zu ihm, legte vorsichtig ihre Hände auf seine Schultern, er sah auf, presste die Kiefer aufeinander.
„Sein Sie unbesorgt... es passiert nichts...", flüsterte sie, fing an zu massieren, erst vorsichtig dann immer fester, „Sie sind immer so angespannt... können Sie sich ein wenig entspannen?"
„Sie haben leicht reden...", grummelte er.
„Nichts geschieht ohne Ihren Willen", sagte sie, „Sie wollten, dass ich hier bin... es war Ihre Entscheidung."
Als er nichts sagte, ließ sie von ihm ab, sie wollte ihn nicht zwingen, nicht drängen, das wäre für niemanden gut.
Perplex drehte er sich leicht um, musterte sie, strich sich dann über die Augen und legte sich auf seine Seite ins Bett.

„Wir... in Zukunft...", er atmete tief durch, Hermine sah ihn gütig an, sie verstand, dass es sehr schwer für ihn war etwas zu erahnen und sich nun die Gewissheit zu verschaffen.
„Sie müssen es jetzt noch nicht wissen... verlangen Sie nicht eine Antwort, wenn Sie sie nicht ertragen können...", bat sie ihn, nahm seine Hand.
Er sah auf ihre filigranen Finger, die sanft über seine strichen, welche Wärme sie ausbreiteten, durch ihn strömen ließen.
„Vielleicht könnte ich weniger ein ‚Nein' als ein ‚Ja' ertragen", sagte er leise, schloss fast schon schmerzerfüllt die Augen.
„Sie sollten vorsichtig sein mit dem, was Sie sich wünschen", Hermine lachte, legte sich dann ebenfalls hin, genau neben ihn zu ihm gedreht.
Sie sah ihn an, er wirkte so unentschlossen, fast schon ängstlich.
Sie schüttelte den Kopf, wie konnte man sich so viele Gedanken machen wie er?
Hermine löste ihre Hand von seiner, legte sie vorsichtig auf seinen Bauch, suchte mit ihren Blicken sein Einverständnis und schob sich langsam zu ihm, legte ihren Kopf auf seine Brust und den Arm weiter um seinen Bauch.
„Ist das schlimm?", fragte sie vorsichtig, sah zu ihm.
„Nein", gab er leise zurück, er legte eine Hand auf ihren Rücken, schloss die Augen.
„Nicht so viel denken", flüsterte sie, schloss ebenfalls die Augen und kuschelte sich weiter an ihn heran.

Eine weitere ruhige Nacht umschloss die beiden, Hermine wurde von einem Zittern am nächsten Morgen geweckt, verschlafen sah sie sich um, sie war immer noch an Severus geschmust, aber er zitterte, wie Espenlaub.
Sie setzte sich auf, musterte ihn, er war kreidebleich, kalter Schweiß perlte auf seiner Haut.
„Severus?", Hermine hockte sich schnell besorgt auf das Bett, versuchte ihn zu wecken, rüttelte an ihm, „Severus! Kannst du mich hören?"
Er wachte hustend auf, musste sich erst einmal orientieren und setzte sich auf, hielt sich sofort den Kopf und stöhnte.
„Offenbar war es keine gute Idee die ganze Zeit durch den Regen zu laufen...", stellte Hermine mit einem überaus großen schlechten Gewissen fest.
„Halb so wild", krächzte er, hustete dann wieder als hätte er eine schwere Lungenerkrankung.
„Halb so wild, das sehe ich... ich besorge was.", sie sprang über ihn, rannte aus dem Bungalow durch den nie enden-wollenden Regen zu der anderen Hütte von Pan und seiner Großmutter.
„Miss Hermine", Pan musterte sie aufgeregt, kam hinter einem Tisch hervor, versuchte sie zu beruhigen.
„Ich brauche irgendwelche Kräuter für eine vermutlich wirklich schlimme Erkältung...", sagte sie atemlos.
„Ich sagte doch man sollte im Regen vorsichtig sein!", Pan schüttelte anklagend den Kopf, Yai schimpfte auf thailändisch, verschwand dann in der Küche und kam mit allerlei Kräutern wieder.
„Ich mache Suppe", sagte die alte Frau, drückte Hermine die Kräuter in die Hand, „die in heißes Wasser und reinsetzen!"
„Ein Bad?", fragte Hermine nur um sicher zu gehen.
Pan und Yai nickten.
„Danke!", Hermine lief wieder schnell zurück, rannte in den Bungalow und fand Severus im Bad vor, er hing über der Toilette und übergab sich, es klang brutal.
„Eine richtig dicke Grippe", seufzte Hermine, ging zu ihm und strich ihm über den Rücken. Er richtete sich langsam auf, wischte sich über den Mund.
„Sie sehen wirklich furchtbar aus", sie fühlte seine Stirn, er glühte, „Wir müssen Sie ein wenig abkühlen...", sie stand auf, holte Handtücher und durchtränkte sie mit Wasser.
„Die Handtücher dürfen nur 1Grad Unterschied haben zu meiner Körpertemperatur, sonst riskieren Sie einen Kreislaufkollaps", krächzte er, wurde immer wieder von Hustenattacken unterbrochen.
„Wie heiß sollen die Handtücher dann sein? Sie glühen!", sagte sie aufgebracht.
„Mir ist kalt", hustend fing er wieder an zu zittern, Hermine tupfte ihm mit einem nicht minder heißen Handtuch durch das Gesicht, legte das andere um seine Waden.
„Yai hat mir Kräuter gegeben... Sie sollen ein Bad nehmen", meinte Hermine, „Schaffen Sie aufzustehen?"

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