[1] Unheilvolle Begegnung

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„In zwei Wochen haben wir diese Mission endlich hinter uns gebracht.  Die ganze Zeit irgendwelche Änderungen des Plans nur weil wieder 500 neue Morddrohungen eingehen. Ich hatte jetzt schon so viele Klienten bei denen deutlich mehr Morddrohungen eingingen und da wurde der Plan auch nicht alle fünf Minuten geändert. Und schon gar nicht weil der Vater es so wollte. Die haben meistens am wenigsten den Durchblick, was wie wo grade läuft. Ich mein wir machen unseren Job, aber wenn wir die ganze Zeit eingeschränkt werden, wird irgendwann noch was passieren, eben weil wir nicht so flexibel wie sonst sind.", regte sich Connor über die dritte Planänderung innerhalb eines halben Tages auf.
„Wenn heute noch einmal was von wegen, 'können wir das nicht so und so machen und könnte Connor nicht noch mit Benno aufs Klo gehen, damit auch wirklich nichts passiert, aber er wird nicht angefasst.' kommt, dreh ich Mr Fernández den Hals um. Egal ob Vater des Klienten oder nicht. Oder sowas wie, 'könnte Charly nicht so tun als ob sie mit Benno zusammen ist, dann kann sich kein Mädchen, welches einer Terrororganisation angehört, meinem Benno nähern.' So paranoid is ja nicht mal die Queen! Ich mein, wir sind zusammen und ich möchte dich auch nich verlieren, aber der Vorschlag könnte doch von ihm kommen, oder täusch ich mich?", redete er sich immer weiter in Rage und drehte sich mit verzweifeltem Blick auf seinem Schreibtischstuhl zu Charly um, welche wie erschlagen auf dem Bett lag. „Nein, du täuscht dich nicht. Genau so ein Vorschlag könnte von ihm kommen. Allerdings solltest du wissen, dass ich so etwas auch nicht machen würde. Guck dir nur an was das letzte Mal passiert ist, als ich so tun musste. Zickenkrieg im Internet zwischen irgendwelchen Fans und Streit zwischen uns. Da kann ich getrost drauf verzichten. Und mach dich nich verrückt, wir schaffen das schon irgendwie. Die letzten zwei Wochen überleben wir jetzt auch noch. So kurz vorm Ziel geben wir nicht auf.", sagte Charly optimistisch als sie sich aufrichtete und sich auf das Bett, welches sie und Connor sich normalerweise teilten, setzte. „Wie kannst du nur immer so positiv denken? Das würde ich auch gerne können.", fragte Connor seine Kollegin und feste Freundin beeindruckt, während er aufstand, um sich zu Charly zu bewegen und sich auch auf das Bett zu setzen. „Ich weiß es nicht. Das gehört halt zu mir, genauso wie mein linker, zweiter Zeh von rechts.", antwortete sie.

„Arggh! Wenn du so weiter machst haben wir bald ein Problem. Und zwar ein gewaltiges. Ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht nur ich auf dich stehe sondern auch unser Klient. Und du weißt wie eifersüchtig ich sein kann." Connor sagte dies so gelassen und wechselte das Thema so spontan, als ob er Charly fragt was es denn morgen zum Abendessen gäbe. „Connor! Du kannst sowas doch nicht einfach so sagen. Und wenn, wie soll ich denn nicht weiter machen?", erwiderte das Mädchen beim ersten Satz entsetzt und beim zweiten Satz wieder hinterhältig grinsend. „Das weißt du genau. Sehr genau sogar. Aber wenn du's nochmal hören möchtest: Du sollst aufhören so süß zu sein, wenn andere bei uns bzw. in der Nähe sind." Kaum hatte Connor dies gesagt, wurde Charly so rot, dass sie einer Tomate Konkurrenz machen könnte, und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Du bist unmöglich.", sagte sie beschämt.
„Und trotzdem liebst du mich."
„Das stimmt. Aber warum ich dich liebe ist mir manchmal ein Rätsel."
„Du bist ein Schaf. Mein Lieblingsschaf.", Connor war noch genauso gelassen wie am Anfang des Themenwechsels, während Charly schier im Boden versank. „Ach komm schon. So schlimm ist es jetzt auch nicht. Wir haben uns schon über komischere Dinge unterhalten."
  „Connor!"
„Hmmm? Was is?"
„Das weißt du ganz genau."
„Ach komm scho-...", noch während er sprach, hatte Charly Connor am Kragen gepackt, zu sich aufs Bett gezogen, sodass er halb auf ihr lag und ihre Lippen auf die ihres Freundes gelegt um ihn am sprechen zu hindern. „Besser.", sagte sie zufrieden. „Das gibt Rache.", grinste Connor und stützte sich ganz über Charly auf dem Bett ab, nur um seine Lippen wiederholt auf die Lippen seines Gegenüber zu legen.
„Charly, Connor. Kommt ihr bitte runter. Wir müssen uns kurz über den weiteren Tagesverlauf unterhalten.", rief Mr Fernández in diesem Moment die Treppe hoch, unterbrach die beiden Bodyguards und wie auf Kommando verdrehten die beiden die Augen. „Wehe es ist irgendeine Planänderung.", raunte Connor Charly zu, während sie zusammen die Treppe herunterliefen.

„Also. Wie ihr inzwischen wissen solltet, ist die Siesta von Benno in einigen Minuten zu Ende und dann wird er ins Tischtennis wollen. Eure Aufgabe wird sein, Benno vor jeglichen Gefahren zu beschützen. Aber das sollte euch bewusst sein. Ist schließlich euer Job.", befahl Mr Fernández ignorant, stumpf ind arrogant zugleich. „Alles klar. Wird Benno von einem Fahrer hingefahren, muss er die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen oder soll ich ihn fahren?", fragte Connor überflüssigerweise, da alle Anwesenden die Antwort bereits wussten. Connor würde Fahrer spielen müssen. „Du wirst ihn fahren, Connor. Und du Charly wirst die beiden Herren begleiten und schauen, dass sie nicht aneinandergeraten." „Mit Vergnügen, Mr Fernández.", erwiderte Charly auf die Anweisung des Vaters ihres Klienten genervt, jedoch ließ sie sich nichts anmerken. Die Mission sollte ja nicht schiefgehen oder sogar ausarten.

„Ähhhm, darf ich euch mal was fragen?", wollte Benno zögerlich wissen, als alle Beteiligten der nächsten zweieinhalb Stunden im Auto saßen. „Ja klar. Was möchtest du wissen?", lautete die einstimmige Antwort. „Seid ihr zusammen? Also so als Pärchen? Ich mein ihr verhaltet euch so und die Blicke die ihr euch hin und her werft. Diese Zeichen sprechen dafür. Und dass ihr euch mit Blicken verständigen könnt.", rechtfertigte sich der 14-jährige für seine zuvor gestellte Frage.

Durch einen Blickwechsel verständigten sich die zwei Angesprochenen. „Nein, sind wir nich. Wir sind nur beste Freunde. Fast so wie  Geschwister."

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