Kapitel 15

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Eingesperrt. So kam sie sich momentan vor. Sie wollte als Teenager immer unbedingt von Zuhause weg, weil sie das Gefühl hatte, dass ihre Mutter sie in einen goldenen Käfig stecken wollte. In einen Käfig den Astoria nie bewohnen wollte. Und jetzt? Jetzt war sie wieder in einem Käfig gefangen. Sicher sie verdiente selbst ihr Gold. Sie hatte ein selbstbestimmtes Leben. Aber ihre Aktivitäten wurden beschränkt durch den Mist den momentan die Presse veranstaltet. Es war anstrengend und nervenaufreibend. Sie hasste es mittlerweile das Haus zu verlassen, aus Angst am nächsten Morgen wieder neue Fotos von ihr in irgendwelchen Zeitungen zu finden. Die warme Abendsonne strahlte in den Wagen und sie seufzte leicht bei dem Anblick. Ein wunderbares Wetter um im Park zu sein. Zu spazieren zu gehen oder einfach auf einer Parkbank zu sitzen. Sie zog ihren Stab heraus und umwickelte damit leicht eine ihrer blonden Strähnen. Es dauerte wenigen Sekunden bis die blonde Farbe verschwand und sie ihre ursprüngliche Farbe wieder hatte.

„Alles in Ordnung?" fragte Lucius fürsorglich und sie sah ihn kurz an, während sie ihren Stab einsteckte. „Ja." War es nicht. Aber sie würde Lucius nicht auch noch damit auf den Wecker gehen. „Danke für deine Hilfe heute." fügte sie hinzu und er lächelte leicht „Ich habe das gerne gemacht." Sie zog zweiflerisch ihre Brauen nach oben und er lachte leise. „Wirklich. Es war interessant zu sehen wie so dein Arbeitsalltag aussieht und ich bin beeindruckt. Du kannst stolz auf dich sein." „Danke." sagte sie knapp und blickte dann wieder nach draußen. „Es ist nur so nicht auf Dauer eine Lösung." murmelte sie leise. Sie konnte sich nicht ständig verkleiden, um der Presse zu entgehen. Sie würde verrückt werden. „Es wird wieder aufhören, Astoria. Ich bin mir sicher." Sie lachte bitter auf „Nein wird es nicht." Sie spürte Lucius Blick regelrecht auf ihr, doch sie sah weiterhin stur aus dem Waagen. Sie schwieg eine ganze Weile, bevor sie schwer sagte „Phillip hat heute Morgen angerufen." Er war euphorisch und voller Eifer gewesen. „Er hat den Vertrag. Er wird zu den Fitchburg Finches wechseln."

„Oh." machte Lucius tonlos und Astoria fuhr sich an die schmerzende Stirn. Es würde nicht aufhören. Nicht solange er ein junger erfolgreicher Spieler war. Im Gegenteil er würde noch mehr im Rampenlicht stehen. International. Jeder Fan würde wissen wollen, was er die ganze Zeit trieb. Wie sein Leben aussah. „Es wird noch schlimmer werden." Viel größer als jemals zuvor und davor hatte sie jetzt schon Angst. Neben den unterschiedlichen Arbeitsstellen würde der Druck der Öffentlichkeit noch dazu kommen. Sie hatte es schon in England gehasst. Aber das hier war einfach nur noch ein Spießrutenlauf. „Habt ihr darüber schon mal geredet?" wollte Lucius vorsichtig wissen. „Also wie es aussehen wird, wenn er für ein amerikanisches Team spielt?" Sie schüttelte stumm den Kopf. Warum auch? Es hatte sich so einfach angehört. Er spielt für das Team und sie war hier und ging ihrer Arbeit nach. Warum sollte das ein Problem sein? Doch jetzt kamen diese ständigen Paparazzi auch noch dazu.

Sie lächelte traurig und fixierte den gefärbten Himmel. „Es ist sein Traum für diese Mannschaft zu spielen. Schon immer. Sollte ich diesen Traum verhindern, nur weil die Medien verrücktspielen?" Lucius schien darüber nachzudenken und meinte dann zögerlich „Aber wirst du glücklich werden, wenn du deine Unabhängigkeit verlierst? Deiner Arbeit nicht mehr ungehindert nachgehen kannst?" Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Genau das war der Punkt. Nein. Nein würde sie nicht. Sie hatte schon für Draco nicht ihre Ziele aufgeben und sie würde es immer noch nicht tun. Für keinen Mann auf dieser Welt. Nun außer vielleicht für ihren Vater. Sie wischte aufkommende Tränen weg. „Wenn diese Presse nicht wäre. Die machen mich wirklich irre. Ich kann nicht einmal mehr in ein Café gehen, ohne dass sie mich belagern." Jedes Rausgehen war ein reiner Kampf. Es war schwer. Viel zu schwer. Es zerrte an ihrer Geduld und an ihren Kräften.

Sie sah auf, als Dracos Vater ihr ein Taschentuch entgegenhielt und sie nahm es zögerlich, bevor sie sich damit die Tränen trocknete. „Hast du mit Phillip darüber schon einmal gesprochen?" Sie schüttelte den Kopf und legte ihre Hände auf ihren Schoss, während sie das Taschentuch umklammerte. „Nein. Wir wollen reden, wenn er morgen Abend zurück ist." Und sie fürchtete dieses Gespräch. Weil sie genau wusste wie es ausgehen würde. „Ich bin nicht die Richtige." warf sie bitter ein und lächelte gequält, bevor sie wieder nach draußen sah. „Er braucht eine Frau die hinter ihm steht und Zuhause auf ihn warten kann." Sie war nicht diese Art von Frau. Sie stand hinter ihm, voll und ganz. Immer. Aber sie war nicht die Art von Frau die brav zuhause sitzen konnte, um auf ihren Mann zu warten. Sie atmete schwer aus. „Die Presse wird sich wieder das Maul darüber zerreißen."

„Unsinn." versuchte es Lucius, doch sie fuhr ruhig fort. „Doch ich weiß es. Wieder Trennung. Wieder nicht gepasst. Wieder endlose Analysen warum es mit allen nicht geklappt hat." Sie blickte Lucius an, der sie besorgt musterte „Ich weiß was die englische Presse alles geschrieben hat, als ich von London Hals über Kopf getürmt bin. Ich bin nicht dumm, Lucius." Seine Stimme war besonnen „Es sind doch nur Lügen und Gerüchte." Ja, dass wusste er und das wussten ihre Freunde und ihre Familie. „Trotzdem tut es weh, so etwas zu lesen." erklärte sie. Zu Lesen das es ihre Schuld war. Dass sie der Grund war. Das eiskalte berechnende Miststück. Sie hatte einiger dieser netten Artikel in den Händen gehabt, als sie sich von Draco getrennt hatte und es hatte sie noch mehr in dieses dunkle Loch geworfen, dass sie jetzt wieder fürchtet. Es würde leichter werden. Leichter als mit Draco. Es war nicht das gleiche. Nicht die gleiche Geschichte. Außerdem hatte sie sich nicht mehr auf Phillip so fest eingelassen wie bei Draco. Das hatte sie sich damals geschworen, als diese Tiefphase vorbei war. Sich nie wieder auf jemanden so stark einlassen, wie auf Draco Malfoy. Nie wieder so verletzt zu werden.



Sie will nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt