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"Jetzt steigen wir ins Auto", beantwortete ich Anna ihre Frage. Wir schnappten uns die Jacken, den Wohnungsschlüssel und zogen die Tür zu. Draußen war es immernoch sehr kalt, aber wenigstens regnete es heute nicht. "Und wo geht es jetzt hin?", wollte Anna wissen. "Das wird nicht verraten", antwortete ich ihr mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen und startete den Motor. Sie schaltete das Radio an und lehnte sich gemütlich in den Sitz zurück. Unsere Fahrt führte uns nach Hannover und ich hoffte inständig, dass sie unterwegs nicht eines der Plakate entdeckte, auf den die Info zu finden war, wer hier heute Abend ein Konzert spielte, aber ich hatte Glück und sie merkte nichts. Ich hielt vor dem Hotel, das ich für uns reserviert hatte und fand auch einen Parkplatz. An der Rezeption nannte ich unsere Namen und wir erhielten unseren Zimmerschlüssel. "Ria, das ist wirklich ein bisschen viel. Das Hotel ist doch viel zu teuer", mäkelte Anna. "Heute ist dein Geburtstag und wir lassen es uns gut gehen, ok? Jetzt machen wir uns erstmal frisch und dann gehen wir zusammen los." Ich verschwand im Bad und schrieb Riku eine Nachricht: "Wir sind im Hotel angekommen. Bisher hat alles geklappt und sie hat nichts gemerkt." Kurz darauf schrieb er zurück: "Prima, ich freue mich schon auf Euch. Wir sind schon an der Konzerthalle für den Soundcheck, ihr könnt euch also frei im Hotel bewegen. Keiner von uns wird euch über den Weg laufen. Unsere Zimmer liegen auf demselben Flur wie Eure. Die Karten habe ich euch an der Abendkasse hinterlegen lassen. Bis nachher, Riku." "Perfekt, kiitos." schrieb ich schnell zurück, drückte einmal die Klospülung ging ins Zimmer zurück.

"Du bist dran", forderte ich Anna auf und sie taperte ins Badezimmer. In meine Reisetasche hatte ich eine Flasche Wein eingepackt, die ich jetzt öffnete. Gläser befanden sich zum Glück auf dem Zimmer. Eigentlich waren sie zwar für den Inhalt der Minibar vorgesehen, aber das war mir egal. Ich schenkte uns beiden ein und wartete, bis Anna fertig war. Sie sah wirklich hübsch aus. "So, und jetzt stoßen wir erstmal an." Ich hielt ihr das Glas hin, sie nahm es, schaute mich kurz an und stieß mit mir an. Als sie einen Schluck getrunken hatte, wollte sie wissen: "Verrätst du mir denn nun endlich, was wir hier machen? Ich habe immernoch keine Ahnung. Gehen wir vielleicht shoppen oder in irgendein Musical?" "Jetzt gehen wir runter zur Rezeption und rufen uns ein Taxi", sagte ich freudestrahlend. Ich schob sie zur Tür, schnappte unsere beiden Jacken und schloß die Zimmertür. Unten bestellte ich uns wie versprochen ein Taxi, das auch schon kurze Zeit später vor dem Eingang hielt. Wir stiegen ein und ich reichte dem Fahrer einen Zettel mit dem Ziel. Ich hatte an alles gedacht und war stolz auf mich, dass bisher alles so gut geklappt hatte. "Und jetzt", kündigte ich an, "muss ich dir leider noch die Augen verbinden, bis wir am Ziel angekommen sind." Ich zauberte eines meiner Halstücher aus der Handtasche und band es Anna vorsichtig und unter lautem Protest um, sodass sie nichts mehr sah. Ein wenig mürrisch und schmollend saß sie nun neben mir. Die Fahrt dauerte ca. eine Viertelstunde. Ich bezahlte den Taxifahrer und half Anna auszusteigen.

"Jetzt kannst du das Tuch abnehmen." Vorsichtig zog sie sich das Tuch von den Augen und blinzelte. Sie schaute sich nach allen Seiten um. Wir standen vor einer großen Halle und um uns herum strömten bereits jetzt eine Menge Leute in Richtung Eingang. In einiger Entfernung waren Sicherheitsbarrieren aufgebaut und die Security war bereits eifrig dabei, Taschen, Rucksäcke und Jackentaschen abzutasten. Dann wanderte Annas Blick über die Fläche am Haupteingang, wo eine große Leinwand prangte. Sie kniff die Augen zusammen und nach einigen Sekunden wurde ihr alles klar. Auf der Leinwand waren Riku, Sami, Raul, Osmo und Samu zu sehen. Darunter war groß ihr Bandlogo zu lesen. Anna's Augen funkelten und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. "Warum tust du mir das an, Ria?" Tränen traten ihr in die Augen und sie fing an zu schluchzen. Ich ging auf sie zu und legte meine Arme um sie. "Weil Riku und ich uns nicht mehr länger mit ansehen werden, wie ihr euch kaputt macht. Dir geht es schlecht. Samu geht es schlecht. Ihr vermisst euch und ihr liebt euch. Ihr müsst dringend miteinander reden und Eure Probleme aus der Welt schaffen, Anna. So geht es jedenfalls NICHT weiter." Ich redete so bestimmt, dass Anna sich nicht traute, etwas dagegen zu sagen. "Und jetzt gehen wir da rein. Riku hat an der Abendkasse Karten für uns hinterlegt. Wir werden uns die Jungs ansehen und danach gehen wir backstage, damit ihr euch endlich aussprechen könnt, verstanden?" Anna nickte nur noch und sagte nichts mehr. Ich schob sie in Richtung Eingang, wir passierten den Sicherheitscheck und standen schließlich in der Halle. Wir bahnten uns einen Weg im Innenraum bis ins vordere Drittel und hatten von dort aus einen recht gut Blick auf die Bühne. Es konnte nicht mehr lang dauern, bis die Vorband auf die Bühne kam. 

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt