Ich blickte auf das Buch vor mir, als wäre es Teufel und Gott in einer Person. Das in Leder gebundene Reisetagebuch meiner Mutter befand sich nicht mehr in meinen Händen. Vielmehr lag es mittlerweile auf dem Couchtisch im Wohnzimmer, während ich es wie eine Irre vom Sofa aus anstarrte. Tatsächlich konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie ich hierher gekommen war und wie viel Zeit nach meinem erstaunlichen Fund vergangen sein musste. Jedoch konnte ich immer noch nicht fassen, dass ich endlich meinem Ziel, mehr über meine Eltern zu erfahren, näher gekommen war.
Meine Hand zitterte, als ich sie ausstreckte und auf den Umschlag des Buches legte. Ich wusste nicht, ob Sekunden oder sogar Minuten verstrichen, bis ich das Buch in die Hände genommen und auf meinen Schoß befördert hatte. Ich atmete einmal tief ein und aus, bevor ich das Buch erneut aufschlug.
Die Worte, die mir gleichzeitig Freude und Schrecken entgegenbrachten, standen immer noch dort. Dieses Mal jedoch fiel mir etwas Ungewöhnliches auf. Auf der nächsten Seite lugte eine kurze, gelbe Seite hervor, die eindeutig nicht dahin gehörte. Das Papier wirkte, ebenso wie das Buch, bereits in die Jahre gekommen. Dieser Zettel musste dementsprechend ebenfalls seit Jahren in diesem Buch gelegen haben.
Ich blätterte zur nächsten Seite, nur um mit Schrecken festzustellen, dass das erste Wort auf dem beigefügten Notizzettel mein Name war. Ich spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Das Atmen fiel mir immer schwerer. Sowohl Angst als auch Neugier durchflossen meinen gesamten Körper, während ich zu lesen begann.
Cassandra,
ich weiß nicht, ob dich dieser Zettel jemals erreichen wird. Jedoch möchte ich dir vorab ein paar Worte sagen, die du dir zu Herzen nehmen solltest.
Dein Vater und ich sind der Meinung, dass die Zeit für die Wahrheit gekommen ist. Jedoch möchten wir ganz deutlich betonen, dass es immer noch deine Entscheidung ist, ob du dies wirklich möchtest.
Noch kannst du in dein altes Leben zurückkehren. Wenn es für dich jedoch kein Zurück mehr gibt, so hoffe ich, dass dir dieses Tagebuch weiterhelfen wird.
In Liebe,
Deine Mutter Sophia.
Ein humorvolles Lachen entrang meiner Kehle. Meine Gedanken schweiften ab zu meinen erst kürzlich entdeckten, mystischen Feuerkräften.
"Als ob es hiernach noch ein normales Leben für mich geben könnte!"
Dieses Mal störte es mich noch nicht einmal, dass die Nachricht wie der Brief zu meinem Geburtstag sehr kryptisch ausgefallen war. Auch ohne viel Interpretation hatte ich dieses Mal ganz genau gewusst, was sie meinte. Außerdem war ich mir sicher, dass es jetzt nicht noch schlimmer und kurioser kommen konnte, wenn ich einen Blick in das Buch werfen würde. Was konnte schließlich noch schlimmeres in diesem Buch stehen, als irgendwelche fantastischen Superkräfte, die eigentlich nicht existieren durften?
Ich nahm den gelben Zettel aus dem Buch und legte ihn auf den Couchtisch. Erst jetzt wurde mir klar, dass meine Eltern dies alles vorher geplant haben mussten.
Der Brief, die Reise nach Sizilien...
Das alles hatte ich in Kauf nehmen müssen, um zu diesem Punkt zu kommen. Tatsächlich hatte Suz damals mit ihrer Vermutung Recht gehabt und meine Eltern hatten schlicht und einfach gewusst, dass sie nicht mehr lange am Leben sein würden. Entweder sie wollten auf Nummer sicher gehen, was ich mittlerweile nicht mehr glaubte, oder sie wussten, was ihnen widerfahren würde. Bei dem Gedanken wurde mir unwohl.
Gespannt bezüglich dieses neuen, furchterregenden Gedankens schlug ich schließlich die nächste Seite auf, wo der erste Eintrag auf mich wartete.
DU LIEST GERADE
Phönixchroniken - Erwachen ✔️
ParanormalAbgeschlossen --- Band 1 der Phönixchroniken --- 🥉 3. Platz beim Sun is up Award 2020 Eigentlich kann sich Cassie nicht beklagen: Die Wahl zum Kunststudium bereut sie nicht, ihr Job als Barkeeperin bereitet ihr Freude und Familie und Freunde unters...