2 - Kasyth

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Ich fasste es nicht...
Wie? Was? Wo? Warum?

"Nun, du fragst dich bestimmt wer ich bi-"

Ohne auch nur einem seiner Worte zuzuhören, schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu.
Ich starrte ein Moment lang auf diese Haustür, ohne überhaupt zu verstehen, was hier passiert. Bin ich jetzt völlig durchgedreht? Der gruselige Kerl stand da! Vor meiner gottverdammten Haustür! Es ist doch unmöglich dass ich das alles nur geträumt habe!
Ich öffnete nochmal sicherheitshalber nur ein kleines bisschen die Tür, um nachzuschauen ob er noch da war.

"Uh-"

Wieder ließ ich aus Reflex schnell die Tür knallen. Er stand noch da.
Was will er? Dachte ich. Wer ist das überhau-
"Darf ich jetzt reden?"

Der gleiche Schauer wie an Silverster lief mir den Rücken hoch. Die Stimme kam von hinter mir...
Langsam drehte ich mich um, und sah ihn Kerzengerade hinter mir stehen. Sein Blick war einfach teuflisch.

Ich schluckte. Ich konnte mich nicht bewegen und bekam kein einziges Wort heraus... Ich war wie gelähmt.
Sein Blick wanderte von mir bis ins Wohnzimmer. Er lächelte.

"Hübsche kleine Bude hast du hier!" rief er ganz entspannt.

"Wer..." gab ich endlich von mir, "Wer bist du...? Woher kennst du meinen Namen? Und wie bist du überhaupt hier reingekommen...?"

"Alpträume dringen überall ein, wo sie nur wollen, meine Liebe", sagte er als er den Kopf zu mir drehte, leicht zur Seite neigte und mir ein boshaftes Lächeln schenkte.

Was zum Teufel meint er? Der ist wohl verrückt?
Ich rannte bis zum Kleiderständer, wo ich meine Tasche rangehängt hatte, um ein Taschenmesser und mein Handy rauszuholen. Der Typ hatte sich um kein Zentimeter bewegt, und sah mich mit einem hochmütigen Blick an.

"Raus mit dir bevor ich die Polizei rufe!" schrie ich.

"Hehehe..." lachte er vor sich hin, "Dies wird dir nichts nützen."

Auf diesen Worten hob er schnell ein wenig sein Arm, und mir vielen das Messer und das Handy aus den Händen. Mit einer kleinen Bewegung seines Fingers nach links ließ er die beiden Objekte bis zum anderen Ende des Raumes fliegen, bis sie schließlich auf die Wand krachten.

Ich wurde plötzlich ganz blaß.
Was
War
Das!?
Ich machte ein Paar Schritte nach hinten, stoß mich an die Wand und fiel auf die Knie. Der Typ lief langsam zu mir, bis er sich bückte und sein Gesicht direkt über meines stellte. Er hatte Augen die einem in die Seele eindringen konnten.

"I-ich... tu mir nicht weh!"
Das klang nicht besonders mutig... Aber... er kam mir einfach vor wie ein Dämon.

"Oh, Kindchen, hätte ich dir Schaden zufügen wollen, wäre es schon längst erledigt."

Ich zitterte wie Espenlaub. In seinen Augen sah ich purer Horror. Ein Chaos, was unmöglich beschrieben werden konnte. Wer war dieser Mann?
Als er sich aufrichtete nahm er jdeoch einen freundlicheren Ausdruck an.

"Ich bin nicht hier um dir wehzutun." sagte er. Natürlich glaubte ich ihm kein Wort, aber ich konnte mich nicht bewegen. Die Angst hatte meinen Körper paralysiert.

Er sprach weiter, und nahm dabei die Intonation eines Radiokommentators der zwanziger Jahre. "Ich beobachte dich jetzt schon eine kleine Weile. Du scheinst wohl ein sehr nettes und friedliches Leben durchzuführen. Was eine Blamage für die, die ursprünglich mit den mächtigsten Wesen der Hölle rivalisieren können sollte!"

Seine Stimme klang gruselig und amüsant zugleich. Echt bizarr. Aber... Was labert der denn da??

"Aber, aber... Ich habe mich nicht ein mal vorgestellt, ich Dummerschen! Mein Name ist Kasyth, es ist mir ein Vergnügen, meine Liebe, was eine Freude!"

Bei den Worten drückte er mir fest die rechte Hand und schüttelte sie kräftig.

Ich versteh nur Bahnhof... Was für ein komischer Retro-Grusel-Clown-Heini ist das denn?? Sollte ich nun vor ihm Angst haben oder nicht?

Er drehte sich um und rief:
"Du hast bestimmt noch eine Menge Fragen, hab ich recht?"

"Warte, genug gelabert!" Erwiederte ich endlich. "Wer in aller Welt bist du? Und was soll das alles hier?"

"Ich bin Kasyth, habe ich dir doch schon gesagt!" pfiff er.

"Du hältst mich wohl zur Närrin?", schimpfte ich.

"Vielleicht!" erwiderte Kasyth nach einer kurzen Pause.

"Sag mal ist das ein Witz?" rief ich wütend.

"Nein, ich denke nicht!" sagte er ganz gelassen.

Eine Unverschämtheit!
Er war irgendwie ganz anders als vor ein paar Minuten. Seltsam... ich stand langsam auf, und er folgte meinen Bewegungen mit seinen hellen Augen. Ich steckte langsam die Angst zur Seite und fragte:

"Hör mal, was willst du?"

"Oh, wie soll ich sagen... Dich wieder da hinbringen, wo dein rechtmäßiger Platz ist", sagte er mit einer tieferen Stimme.

Er senkte wieder seinen Kopf zur Seite, und lächelte mich mit seinem Dämonengrinsen an.

"Ich weiß, fuhr er fort, dass du dich jetzt verloren fühlst und rein gar nichts verstehst, aber ich werde dir alles erklären. Vertraue mir, Liebes."

Er hielt den Kopf immer noch schräg, was mich ein wenig verstörte. Ist so eine Gestallt, mit so einer seltsamen Ausstrahlung, überhaupt menschlich??

Ich wusste gar nicht was ich denken sollte. Kann ich ihm denn glauben?

"Du, ich habe tatsächlich eine Menge Fragen", fing ich an. "Erstmal, wie kann es sein dass ich dich bis heute nie im Hörsal der Uni gesehen habe? Wo kommst du eigentlich plötzlich her? Und wieso hast du mich ständig an Silvester angestarrt? Ich kenne dich gar nicht!"

"Hahaha, nicht so viel auf ein Mal! Wie schon gesagt, ich werde dich nicht verletzen. Ursprünglich bin ich hergekommen weil ich kein Bock hatte, in der jährlichen Massenvernichtung mitzumachen. Solche leichte Spielchen interessieren mich nicht mehr. Ich bin da um eine neue Form von Unterhaltung zu finden!"

Massenvernichtung...? Neue Form von Unterhaltung...? Hä!?

"Aber als ich auf die Erde ankam habe ich deine Aura gespürt. Und ab dem Moment wo ich dich erblickte, Chara, wusste ich, du warst jemand ganz besonderes. Eine Entität mit Fähigkeiten, stärker als je zuvor im Jenseits gesehen wurde. Die Macht, jeden zu vernichten, den man will."

Entität? Jenseits? Macht?? Vernichten??
Der it wohl nicht ganz dicht? Meint er das alles wirklich ernst?
Ich begann zu lachen. Halb nervös, halb spöttisch.

"Was laberst du denn da für ein Scheiß?" Fragte ich.

"Ich erwartete schon eine solche Reaktion. Aber, Liebes, was ich dir sage ist kein Unsinn."

"Ja klar. Das kauf ich dir nie im Leben ab."

Er antwortete nicht, und grinste nur.
Er ist doch geistesgestört.

"Ob du mir es nun glaubst oder nicht, meine liebe Chara, du wurdest in den Tiefen der Hölle geboren."

Bei diesen Worten begann der Erdboden zu beben, und löste sich plötzlich unter unseren Füßen auf. Ein unglaublich starker Lärm war zu hören und ich sah wie der Boden einstürzte. Der Abgrund erschien dunkelrot und sah aus wie ein Ort aus meinen schlimmsten Albträumen. Bevor ich noch irgendwas realisieren konnte packten mich dunkle Schatten-Arme, und drangen mich hinunter. Bevor ich in den Abgrund fiel, sah ich Kasyth über mir schweben, und er grinste höllisch bis zu seinen Ohren. Es ging alles so schnell, aber der Fall schien mir unendlich lang, bis ich plötzlich auf den Boden krachte. Ab da, war alles schwarz.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem Straßenrand, vor einem seltsam aussehenden Turm. An dessen Höhepunkt war eine Glocke mit einem Pentagramm darauf gezeichnet. Ich laß 21:18 Uhr.
Ich schaute um mich herum. Es schien mir wie eine normale Straße zu sein, mit Geschäften und anderen Gebäuden aller Art. Bloß, die Farben waren alle finster, und der Himmel rotgefärbt. Ich war fassungslos.
Hinter mir spürte ich wie jemand mich anstarrte. Das war ohne Zweifel Kasyth.

"Wo sind wir?" Fragte ich noch ein wenig betäubt.

"Willkommen im Jenseits, Liebes!"

Innuendo!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt