...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)

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ANNA

Ich konnte einfach nicht fassen, dass Ria mich hierher gebracht hatte. Ich zitterte am ganzen Körper und hatte Angst, Samu wiederzusehen und ihm gegenüberzutreten. Ich wusste nicht, wie ich reagieren würde. Konnte ich stark bleiben, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Würden wir uns streiten oder würde er mir Vorwürfe machen? Wie schlecht ging es ihm wirklich und was war in der Zwischenzeit, seit ich ihn im Krankenhaus weg geschickt hatte, passiert? 1000 Fragen gingen mir durch den Kopf und ich hoffte, bald Antworten darauf zu erhalten. Die Vorband betrat die Bühne und ich ließ mich ca. eine halbe Stunde von meinen düsteren Gedanken ablenken. Tim Kamrad verabschiedete sich mit den Worten: "Vielen Dank Leute, ihr seid super. Und jetzt viel Spaß mit Sunrise Avenue." Er wurde von lautem Beifall und Jubelrufen begleitet. Die Menge war so richtig aufgeheizt und es war ziemlich warm in der Halle. Ich atmete ein paarmal tief durch.

Eine weitere halbe Stunde später wurde es wieder dunkel in der Halle. Die Menge schrie auf und die ersten Takte von "Prisoner in Paradise" erklangen. Ich fühlte mich zurückversetzt an den Abend als ich Samu kennenlernte und er mich auf dem Boden hockend fand. Damals hatte das alles mit uns angefangen. Dann leuchtete ein Scheinwerfer auf die Mitte der Bühne und er stand da. Ich bekam weiche Knie, alles in mir vibrierte, mein Herzschlag und meine Atmung beschleunigten sich und ich sackte kurz weg. Geistesgegenwärtig stütze Ria mich. "Hey Anna, mach keinen Scheiß." "Es geht schon", beruhigte ich sie und versuchte, wieder stabiler auf den Beinen zu stehen. Ich hörte seine tiefe, dunkle Stimme. Sie klang wundervoll aber, wenn ich ehrlich war, nicht ganz so kraftvoll wie sonst. Als er etwas aus dem direkten Scheinwerferlicht trat und in sein Gesicht sehen konnte, sah ich, wie müde und mitgenommen er wirklich war. Er hatte ganz kleine Augen und schien kaum ins Licht schauen zu können. Man sah ihm die Anstrengung, die er bei jeder Textzeile aufbringen musste, förmlich an. Ich sah zu Riku und bemerkte seinen sorgenvollen Blick in Richtung Samu. Wahrscheinlich zitterte er innerlich, das Samu den Text nicht vergaß oder auf der Bühne geschwächt zusammenbrach. Riku ließ seinen Blick über das Publikum schweifen und entdeckte uns schließlich. Er lächelte uns zu und schien sich wirklich zu freuen, dass wir da waren.

Samu hatte mich zum Glück noch nicht entdeckt. Ich versuchte, mich etwas hinter meinem Vordermann zu verstecken und hatte Angst,was passieren würde, sobald er mich sah. Mir wurde bewusst, wie sehr ich ihn wirklich vermisst hatte und dass ich ihn zurückhaben wollte. Ich liebte diesen wundervollen Mann und wollte ihn nicht länger meinetwegen leiden sehen und nahm mir fest vor, nach der Show mit ihm das Gespräch zu suchen. Ria sah mich prüfend an, ob es mir auch wirklich gut ging und ich noch durchhielt. Ich konnte ihr nichts vormachen, sie wusste ganz genau, wie schwach ich von den letzten Wochen war. Die ersten Takte von "Hollywood Hills" erklangen und beim Refrain passierte es. Samu blickte in unsere Richtung und sein Blick blieb genau an mir hängen. Beinah fassungslos starrte er mich an und vergaß weiterzusingen. Sein Glück, dass das Publikum jede Textzeile kannte und fleißig mitsang, so fiel es fast nicht auf und wirkte beabsichtigt. Was er nicht beabsichtigte war, dass die Melodie auch etwas dünner klang also sonst, weil er auch vergaß, Gitarre weiter zu spielen. Ich sah, wie er wankte, leicht ins stolpern geriet und fast gegen Riku fiel. Im letzten Moment fing Samu sich aber wieder, Riku brüllte ihm etwas zu und er spielte weiter. Während dieser paar Sekunden hatte ich reflexartig die Luft angehalten, bis mir schwindelig wurde. Als er sich gefangen hatte, atmete ich aus und wieder ein. Puuuh, das war knapp gewesen. Ausser uns hatte es aber scheinbar niemand bemerkt, was hier beinah passiert war. Zum Glück. Samu kündigte bereits den nächsten Song an und ich sah, wie er sich am Mikrofon Ständer festkrallte, damit er nicht wackelte.

"The next song is about bad times. When you're down you have to keep the flag up." Ich hatte den Eindruck, er würde sogar ein bisschen lallen. Ging er etwa alkoholisiert auf die Bühne? Ich konnte es mir fast nicht vorstellen. Samu war ein Profi durch und durch. Aber das würde natürlich auch erklären, warum er so fertig war. Ria beugte sich zu mir und schrie mir ins Ohr. "Samu hat getrunken Anna, und das war nicht das erste Mal in letzter Zeit. Es geht im schlecht. Du musst dringend mit ihm reden." Entgeistert sah ich sie an. Wollte sie mir sagen, dass Samu meinetwegen etwa zum Alkoholiker geworden war? Jetzt fühlte ich mich noch schlechter.

SAMU

Samu ging es dreckig. Seit Wochen litt er unter der Situation und fühlte sich körperlich schlecht. Er wusste, dass das an seinem übermäßigen Alkohol- und Zigarettenkonsum lag. Obendrauf kamen noch die Schlaftabletten, die fast jeden Abend nahm, um endlich zur Ruhe zu kommen. Und jetzt stand genau dieser Grund für seinen Zustand im Publikum. Warum war sie hergekommen? Er war so verletzt. Sie hatte ihn weggeschickt, als er für sie da sein wollte. Er wollte seinen und ihren Schmerz über den Verlust des Babies mit ihr teilen, aber sie hatte dichtgemacht. Er vermisste sie auf der einen Seite und auf der anderen Seite war er wütend und enttäuscht. Samu konnte nicht einordnen, welches Gefühl stärker war. Er wusste nur, dass er Schmerzen hatte, seelisch und körperlich. Vor dem nächsten Song sprach Samu kurz mit seinen Bandkollegen, ein kleines Raunen ging durch das Publikum. Was hatten die Jungs vor? Dann trat er ans Mikrofon. "Hei alle zusammen, heute möchten wir mal wieder einen etwas älteren Song spielen. Das letzte Mal habe ich diesen Song für eine Person gesungen, die mir einmal sehr viel bedeutet hat. Aber manchmal muss man auch loslassen können, damit man selbst nicht untergeht. That's all."

C'mon now, this is all we have, and we need to make it's right.
We just need to stay this brave, I know, we can make it.
C'mon now, this is all we want, I know its deep inside.
I can feel my heart just beating for you and for me.
And it's all gonna make us crazy, I know it!
And it's all gonna be a bit strange.

I will eat you alive, kiss you to clouds,
Tell you "I love you!" till you say "stop".
You're gonna get the stars and the moon,
That's all.
I will hold you forever, send you away,
miss you like hell, untill you come back,
will be the happy ones till the end.
That's all.

C'mon now, I can see your scare,
I have seen that look before.
I have seen the same kind of lost look deep in my own eyes.
C'mon now, this is all there is,
this is all there ever can be.
That's more than we can ask for. Let's try to ride it.
And it's all gonna be a bit strange, I can feel it.
And it's all pretty upside down.

I will eat you alive, kiss you to clouds,
Tell you "I love you!" till you say "stop".
You're gonna get the stars and the moon,
That's all.
I will hold you forever, send you away,
miss you like hell, untill you come back,
will be the happy ones till the end.
That's all.

(lyrics by Sunrise Avenue)