Ein Herz unter dem Weihnachtsbaum

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Wir haben die vierte Adventswoche und Leon wird immer unruhiger, umso näher der Heiligabend rückt. Denn wir zwei Männer haben eine Überraschung für eine liebe Person geplant.

Die Tage sind grau und kalt. Nur der Schnee fehlt noch. Leon und ich sind auf dem Dachbodenspeicher gestiegen und holen die Weihnachtsboxen und die kleinen Bäume aus ihrem Winterversteck. Leon findet den Speicher immer so faszinieren. Hier stehen noch so viele Sachen von seiner Mutter, da ich nicht die Kraft aufbringen kann, diese zu entsorgen. Mein kleiner Held geht hier jedes Mal auf Schatzsuche. Er findet immer wieder was Neues und erfindet dazu eine kleine Geschichte. Auch die Sachen von seinem Großvater ziehen ihn magisch an. Ich beobachte ihn eine Weile, bis ich es nicht mehr aushalte. Der Schmerz des Verlustes sitzt immer noch tief, doch kann ich meinen Sohn nicht die Schuld daran geben, nur weil er gerade auf die Welt kommen wollte. Meine Frau ist in den letzten zwei Monaten der Schwangerschaft schwer erkrankt und sie hat für sich beschlossen, das Leon leben soll. Mir brach es das Herz. Sie lächelte und gab den kleinen Leon, den einzigen Kuss von seiner Mama, als gleich darauf ihr Herz aufhörte zu schlagen. Das war vor fünf Jahren. Mir wurde zwar die Frau meines Lebens genommen, doch habe ich, den wundervollsten Sohn geschenkt bekommt. Leon kommt zum Größten Teil nach mir, nur seine Augen und das Lächeln hat er von seiner Mutter geerbt.

"Papa nicht traurig sein. Mama beschütze uns von da oben." Er zeigt mit seinen kleinen Händen zum Fenster hinaus, auf dem großen grau bedeckten Himmel. Ich stelle mich hinter ihm und gebe ihn ein Kuss auf sein Engelshaar. Diesen Satz hat er von seinem Opa, der mit seiner Frau in Kanada lebt. Ja meine Frau kam aus Kanada. Ich lernte sie bei einem Projekt eines Freundes kennen und verliebte mich auf Anhieb in sie. Als mich mein kleiner Engel, mich aus meinen Gedanken mit seiner Frage riss.

"Meinst du, Amy feiert Weihnachten mit uns, Papa? Ich mag Amy ziemlich sehr." Sagt er und schaut zu mir hoffnungsvoll hoch.

Ja Amy ist eine wundervolle Frau. Ich habe sie letztes Jahr am Nikolaustag kennengelernt, als Leon mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus lag. Sie kam mit dem Nikolaus zu den Kindern, um diese zu beschenken. Sie spielte mit Handpuppen eine kleine Geschichte, während der Nikolaus seine Geschenke an den Betten verteilt. Sie zog meinen Sohn und mich in ihren Banner. Amy erging es nicht anders und erkundigt sich immer mal wieder nach meinen Sohn.

Dadurch kamen wir uns immer näher und in mir flogen nach dem fünften Treffen die Schmetterlinge im Bauch.

Während wir die Wohnung schmücken und den Kranz auf dem Tisch mit neuen Kerzen schmücken, erzählt mir mein Sohn die Geschichte von dem Kind in der Krippe. Er spielt die Geschichte auf seine Art und bringt mich Lachen. Als es an der Tür klingelt.

"Amy, Amy!!" Rief und lief, so schnell er konnte zur Haustür. Doch er wurde enttäuscht. Es waren die Nachbarn, die ein Paket für uns angenommen haben, als wir Einkaufszentrum den Weihnachtsmann besuchen waren.

"Nicht traurig sein, Leon. Es ist noch nicht fünfzehn Uhr und Amy wird bestimmt bald hier sein. Es kann nicht mehr allzu lange dauern. Wollen wir dein Zimmer auch noch schmücken, damit du es Amy zeigen kannst?" Seine Augen strahlen und er lief freudestrahlend schon mal in sein Zimmer vor. Ich dagegen verstecke das Paket im Schlafzimmer und höre schon, wie er nach mir ruft.

"Papa nun komm doch! Papaaaa." Er bekam mich nicht mit, dass ich schon an seiner Tür stand. Er räumte seine Sachen in die große Schatzkiste. Als er sich umdreht, lächelt er mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an und bitte stumm, dass ich ihm helfe. Zu gerne komme ich seiner stillen Bitte nach. Wir schmücken sein Fenster und sein Bett. Wir vergessen die Zeit mit rumalbern, als es wieder an der Tür klingelt. Wir spielen Flieger und Leon öffnete die Tür und ich lasse ihn in die Arme von Amy landen. Amy lachte herzlich mit Leon und gibt mir zur Begrüßung ein Kuss auf die Wange. Ich lasse beide ins Haus und mein Kleiner konnte die Zeit nicht abwarten bis sich Amy, aus der Jacke geschält hat. Er zeigt ihr die geschmückten Räume und natürlich sein Weltbummelerzimmer. Amy schau doch mal hier erklingt es bis zur Küche. Voller Begeisterung kommen beide ins Wohnzimmer zurück, wo ich Kaffee und Stollen bereitgestellte habe. Wir machen uns es auf der Couch gemütlich. Leon berichtete ihr alles aus dem Kindergarten und das der Nikolaus auch bei ihm in Kindergarten zu Besuch gekommen war. Amy lächelte mich die ganze Zeit an. Ihre blaugrauen Augen funkeln wie zwei Sterne, die vom Himmel gefallen sind. Sie bat mich, leise Musik laufen zu lassen. Ihre bitte kam ich nach und lasse leise Weihnachtsjazz im Hintergrund spielen. Es kommt mir vor, als würde der Himmel es sollen, dass wir uns begegnet sind. Leon ist vom vielen Erzählen zwischen uns eingeschlafen. Ich lege eine Decke über ihn und nehme Amy ihre Hand und ziehe sie mit mir in die Küche. Dort bereiten wir gemeinsam das Abendessen vor. Mit ihr vergeht die Zeit wie im Flug. Auch mein ganzer Schmerz ist für diese Zeit vollkommen vergessen. Ich schmiege mich in die Hand, die mein Gesicht berührt. Ja ich habe mich für eine andere Frau geöffnet und kann mir ein Leben mit dieser wundervollen Frau vorstellen. Sie steckt mir ein Stückchen Möhrchen in Mund und lachte wegen meinem überraschen Gesichtsausdruck. Sie versucht, diesen nachzustellen. Doch gelang es ihr nicht so und wir prusten laut los. Das weckte mein kleiner Engel auf der Couch und dieser stand verschlafen in der Tür. Er rieb sich den Sand von Sandmann aus den Augen und versucht zu verstehen, was ihr gerade vorgeht. Ich schnapp mir meinen Engel und setzte ihn auf einen Stuhl zwischen uns. Er nascht doch zu gerne. Zu dritt bereiten das Essen weiterhin vor. Immer mal wieder lachen wir, da einer unsere Streiche gesessen hat.

Ein Herz unter dem WeihnachtsbaumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt