September 2012

448 13 0
                                    

Heute ist mein erster Tag an der neuen Schule. Mein Vater fährt mich mit seinem Jaguar vor und ich steige aus, aufgeregt was mich hier so erwartet.

Ich schaue nochmal in die Mail, die ich bekommen habe, ob ich auch wirklich den richtigen Raum im Kopf habe und rufe mir den Plan auf um zu sehen wo dieser Raum sich befindet. Mit dem Handy in der Hand laufe ich durch das Schulgebäude und sehe viele andere Schüler, die das Gleiche tun.

Endlich stehe ich vor dem Raum und sehe schon ein paar andere Schüler davor stehen, da er wohl noch nicht offen ist. Viele der Schüler unterhalten sich miteinander und es ist ziemlich laut auf dem Flur. Ich kann nicht sagen, ob die Personen sich schon kennen, oder ob die einfach alle so selbstbewusst sind und drauflos quatschen. Zweiteres könnte ich auf jeden Fall nicht und mir kommen schon Zweifel auf, ob es so eine gute Idee war auf eine Schule für aufstrebende Künstler zu gehen.

Ich schaue mich um und entdecke einen braunhaarigen Jungen direkt an der Tür stehen, der so wie ich alleine dasteht und die anderen beobachtet. Ich versuche gerade meinen ganzen Mut zusammen zunehmen, als eine Lehrerin kommt und den Raum aufschließt. Er huscht direkt in den Raum und ich dränge mich mit der Menge nach.

Unschlüssig stehe ich im Raum und überlege wo ich mich hinsetzen soll. Es bilden sich schon mehrere Grüppchen, aber ich habe keine Lust mich einfach so zu denen zu setzen. Also entscheide ich mich für einen Platz in der letzten Reihe, wo auch der braunhaarige Junge sitzt, allerdings lasse ich einen Platz zwischen uns frei und setze mich weiter an die Seite.

Die ganze Klasse ist noch laut und ich krame einen Block und mein Mäppchen aus meiner Tasche heraus. Als die Schulglocke klingelt geht die Lehrerin zur Tür um sie zu schließen und im letzten Moment schlüpft noch ein großer, blonder Junge hinein. Er lächelt schüchtern und geht dann an vielen freien Tischen vorbei um sich in die letzte Reihe zu setzen, zwei Plätze neben den anderen Jungen. Dann fängt die Stunde an und alle sind leise.

„Willkommen an der BRIT School, der Schule für aufstrebende Künstler, in London! Ihr seid in der Klasse B und ich bin eure Klassen- und Englischlehrerin Ms. Adams. Die normalen Schulfächer wie Englisch, Mathe und so weiter, werdet ihr alle im Klassenverbund haben. Zusätzlich dazu habt ihr noch euren Schwerpunkt gewählt und habt 3 Wahlfächer im jeweiligen Bereich. In den Fluren gibt es Spinde und jeder von euch bekommt einen. Ich teile euch gleich eure Spind-Nummer und den dazugehörige Code aus, sowie euren Stundenplan. Im Spind sind alle eure Bücher, die ihr braucht. Noch Fragen?" sagt Ms. Adams und ich überlege, aber mir fällt nichts ein.

Ein Junge, der mir eben schon aufgefallen ist, weil er extrem laut und viel geredet hat, meldet sich. Ms. Adams nimmt ihn dran und er fragt: „Sehen die Lehrerinnen an dieser Schule alle so heiß aus?" Er lacht und klatscht sich mit zwei Kumpels die neben ihm sitzen ab.

Die meisten anderen aus der Klasse verdrehen nur die Augen und geben ein leises Stöhnen von sich. Was für ein Idiot. Ich meine, es erfordert schon Mut so etwas zu fragen, aber es ist auch einfach nur bescheuert.

Ms. Adams stellt sich direkt vor ihn und fragt ihn lächelnd nach seinem Namen. Er antwortet mit „Jack" und Ms. Adams schaut in ihre Liste. „Jackson Farewell?" fragt sie genauer nach und er nickt grinsend. Das Lächeln auf ihrem Gesicht verschwindet und sie beugt sich über den Tisch zu ihm rüber. „So, Jackson Farewell. Noch ein so ein Kommentar und ich melde es dem Direktor. Und der hat keine Toleranz gegenüber sexistischen Menschen, sodass es wohl oder übel zu einem Verweis kommen würde. Möchtest du das?" fragt sie und setzt wieder ein zuckersüßes Lächeln auf. Er schaut sie entsetzt an und schüttelt den Kopf. „Gut. Dann setzt dich ordentlich hin und streng dich an, ab heute behalte ich dich im Auge", erwidert sie und wendet sich nun wieder dem Rest der Klasse zu.

„Ich rufe nun jeden Einzeln auf und Ihr bekommt eure Unterlagen von mir. Wenn ihr dran wart dürft ihr gehen und eure Spinde suchen. Wir treffen uns zur zweiten Stunde wieder hier und fangen dann direkt mit dem Englischunterricht an."

Sie ruft einen nach dem anderen auf und ich höre aufmerksam zu um mir schon mal die Namen und Gesichter zu merken. Der braunhaarige Junge heißt Tom und der blonde Harrison. Ich bin die letzte und als Ms. Adams „Rosemary Welsh" sagt, erwidere ich wie aus Reflex: „Nur Rosie bitte."

Ich habe eine Viertelstunde bis die zweite Stunde beginnt und suche meinen Spind. Ich gehe die Reihe entlang und den Nummern nach zu urteilen, bin ich schon nah dran. Als ich ihn dann endlich finde, steht ein Junge davor und lehnt sich daran an. Es ist Harrison.

Ich räuspere mich und schaue ihn an. Ich habe damit sein Gespräch mit Tom unterbrochen, der darüber aber wohl nicht ganz unglücklich ist. Er schaut mich an, macht aber keine Anstalten wegzugehen. „Du stehst vor meinem Spind", sage ich und zeige auf den blauen Spind mit der Nummer 315. „Oh, das ist deiner? Na dann, Guten Tag Nachbarin. Ich bin Harrison", stellt er sich vor und hält mir die Hand hin. Ich schaue sie einen Moment komisch an, bevor ich sie nehme und „Rosie" sage.

Er geht endlich von dem Spind weg und ich gebe den Code in das Schloss ein, was sofort aufspringt. „Wow, wie hast du das so schnell hingekriegt?" fragt Harrison erstaunt und ich zucke mit den Schultern. „An meiner alten Schule hatten wir die gleichen", sage ich entschuldigend und wende mich meinem Spind zu.

Viel ist nicht drin, eigentlich nur ein paar Bücher. Ich nehme meinen Stundenplan raus und schaue darauf. Ich habe an den meisten Tagen so um die 7 Stunden, ich denke das ist okay. Ich war vorher auf einem Internat und da wir ja sowieso den ganzen Tag in der Schule waren und man in seiner Freizeit in der Umgebung nichts machen konnte, hatten wir auch nachmittags Unterricht. Da ist es endlich mal eine schöne Abwechslung nachmittags frei zu haben und sich mit Freunden zu treffen, wenn ich denn welche finde.

„Du hast also auch den Schwerpunkt ‚Schaupiel'", stellt Harrison fest, als er mir über die Schulter auf meinen Stundenplan guckt. „Schon Mal was von Privatsphäre gehört?!" rufe ich verärgert und halte mir den Stundenplan vor die Brust. Zum einen, damit er nicht mehr draufschauen kann und zum anderen um meinen relativ großen Ausschnitt zu verdecken, auf den er wahrscheinlich gerade eine hervorragende Sicht hatte.

Ich drehe mich zu ihm um und er steht näher an mir, als ich gedacht hätte. Nervös und wahrscheinlich knallrot im Gesicht mache ich einen Schritt rückwärts und spüre den Spind in meinem Rücken. „Und was heißt hier eigentlich auch?" frage ich entrüstet, als ich endlich ein wenig Selbstbewusstsein wiedergefunden habe. Harrison grinst amüsiert und antwortet: „Tom und ich haben kurz bevor du kamst herausgefunden, dass wir beide den Schwerpunkt Schauspiel haben. Und du bist wohl jetzt auch mit in unserem Club." „Auf diesen Club kann ich gerne verzichten", murmele ich und drehe mich zu meinem Spind um. Schnell suche ich das Englischbuch raus und pünktlich zum Klingeln knalle ich den Spind zu und rausche in Richtung unseres Englischraumes davon. Ich spüre die Blicke von Tom und Harrison, doch ich drehe mich nicht um, da ich schon wieder hochrot im Gesicht bin.

Im Raum angekommen setze ich mich zurück auf den Platz von eben und warte bis es anfängt. Kurze Zeit später kommen Tom und Harrison in den Raum. Tom setzt sich ebenfalls auf seinen Platz von eben doch Harrison nimmt sich den freien Stuhl zwischen uns. Ich verdrehe nur die Augen und schaue genervt nach vorne. Harrison ignoriert mich geflissentlich, nur Tom schaut mich ab und zu an Harrison vorbei an.

Dann beginnt endlich die Stunde. Bevor wir richtig mit dem Unterrichtsstoff beginnen, machen wir erstmal eine Vorstellungsrunde. Wir sagen alle unsere Namen, Alter, warum wir hier sind und welchen Schwerpunkt wir haben. Dabei kommt heraus, dass neben Tom, Harrison und mir nur 3 weitere Personen aus unserer Klasse den Schwerpunkt „Schauspiel" haben und das sind die 3 größten Idioten der Klasse, Jack und seine zwei Bodyguards Ian und Greg. Ich hoffe, dass noch ein paar nette Mädchen aus den anderen Klassen dabei sind, sonst werden das die schlimmsten Stunden und dabei hatte ich mich so darauf gefreut.

Als wir damit fertig sind fangen wir dann endlich mit dem Unterricht an. Wir werden ein Buch lesen und müssen in 3er-Gruppen zu einem bestimmten Thema aus dem Buch einen Vortrag halten. Wie es der Zufall will, lande ich natürlich mit Tom und Harrison in einer Gruppe. „Na das kann ja was werden", denke ich mir und setze mich widerwillig mit den zwei Jungs zusammen.


[1486 Wörter]

The holy trinityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt