The holy trinity

Juli 2013

Heute fangen die Sommerferien an und Tom hat immer noch kein Wort mit mir gewechselt. Ich weiß nicht warum er so sauer auf mich ist und mit Harrison ganz normal umgeht. Harrison hat doch mich geküsst und nicht andersherum!

Auf jeden Fall bin ich die letzten zwei Wochen, seitdem Tom von seinem Dreh zurück ist, alleine in der Schule rumgelaufen und hab mich höchstens mal zu ein paar Mädels aus unserer Schauspielklasse gesetzt.

Ich vermisse die Zeit unserer kleinen Gruppe sehr und möchte das unbedingt klären. Heute noch, denn ansonsten sehen wir uns den Sommer über gar nicht und sind im nächsten Schuljahr wieder Fremde und das möchte ich nicht. Ich weiß, dass sie nicht kommen, wenn ich sie frage, also spreche ich mit Liv aus unserem Kurs ab, dass sie die beiden nach dem Unterricht unter einem Vorwand in das Theater locken soll.

Dort sitze ich dann also am Rand der Bühne und lasse die Beine baumeln, bis die beiden endlich kommen. Als Tom mich sieht will er sofort wieder umdrehen, aber Harrison hält ihn auf. Wenigstens ist einer auf meiner Seite. Die beiden diskutieren leise miteinander, sodass ich es nicht hören kann und ich gehe langsam auf sie zu. Ein paar Meter entfernt bleibe ich stehen und Tom schaut mich erwartungsvoll an.

„Es tut mir leid Tom. Was immer ich getan habe, es tut mir leid", sage ich und mir kommen die Tränen. „Ich vermisse euch so sehr! Sag mir was ich tun kann, damit es wieder wie früher wird", schluchze ich und die Tränen laufen an meiner Wange runter. „Ist das dein Ernst?" fragt Tom wütend. „Was immer du getan hast? Du warst es doch, die sich auf Harrison geworfen und damit ‚the holy trinity' zerstört hat!" Geschockt schaue ich erst Tom an und dann Harrison. Ich gehe auf Harrison zu und boxe ihn in den Arm und das nicht gerade sanft. „Du hast es ihm nicht erzählt?!" fahre ich Harrison an, der schützend die Hände vor seinen Körper hält. Ich schlage weiter auf ihn ein. „Er war die ganze Zeit sauer auf mich, obwohl er das eigentlich auf dich sein sollte? Ich hab mich jeden Abend in den Schlaf geweint, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre? Was bist du bitte für ein ‚bester' Freund?!" schreie ich und neben der Wut fließen mir mittlerweile die Tränen in Strömen über das Gesicht, aber ich bin noch nicht fertig. Nun wende ich mich an Tom der verdutzt neben uns steht. "Er war es! Harrison hat mich zuerst geküsst! Und selbst wenn ich den Kuss erwidert habe, was geht es dich an? Du kannst uns nichts verbieten!"

Sauer stapfe ich davon und lasse mich ein paar Meter weiter auf einen der Stühle fallen. Ich senke den Kopf in meine Hände und gebe mich den Tränen hin, während Tom und Haz hinter mir lautstark streiten. „Stimmt das Haz? Hast du sie zuerst geküsst?" stellt Tom Haz zur Rede. „Naja... also... ja. Ich hab sie zuerst geküsst. Aber es war ja nicht so, als hätte sie es nicht erwidert", sagt Haz entschuldigend. Ich höre nur ein Schnauben von Tom und dann ein paar Schritte in meine Richtung. Jemand legt mir eine Hand auf die Schulter und als ich aufschaue, sehe ich in Toms braune Augen. „Es tut mir leid. Ich hätte nicht so engstirnig sein dürfen und dich auch mal nach deiner Geschichte fragen sollen. Aber ich war einfach... ich weiß auch nicht."

Er lässt sich auf den Stuhl neben mir sinken und ich schaue ihn mit verquollenen Augen an. „Warst du etwa eifersüchtig?" frage ich überrascht und wische mir eine letzte Träne von der Wange. „Wenn ja, dann brauchst du keine Sorge haben, das zwischen Haz und mir wird nichts", sage ich und ignoriere Harrisons Blick.

Ich habe in den letzten Wochen genug Zeit gehabt, darüber nachzudenken und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich keine solchen Gefühle für Haz habe, sondern es nur Freundschaft ist. Und der Kuss, naja es war einfach ein guter Kuss. „Ich weiß, die meisten Leute sagen, dass ein Mann und eine Frau nicht miteinander befreundet sein können. Das immer mehr daraus entsteht. Aber können wir es nicht versuchen? Ihr seid meine besten Freunde und ich will euch einfach nicht verlieren!" sage ich und schaue die beiden bittend an. Tom und Haz schauen sich mit einem merkwürdigen Blick an und stimmen dann aber zu.

Haz zieht Tom und mich von den Stühlen hoch und nimmt uns fest in den Arm. Ich fühle mich geborgen in den starken Armen der Jungs und bin glücklich, dass wir endlich wieder vereint sind.

[764 Wörter]