Schon in der Nacht, als Hermine sich in den Schlafsaal schlich, erkannte ich an ihrem Blick, dass mir etwas bevorstand.
Tatsächlich wurde ich von einem grünen, einem braunen und blauen Augenpaar beim Frühstück beobachtet. Wenn ich in ihre Richtung sah, blickten sie schnell auf ihre Teller, wenn sie sich in Sicherheit vor meinen Blicken glaubten, flüsterten sie über den gestrigen Vorfall.
Es war nicht zum Aushalten, weswegen ich mir auch nur ein Brot vom Tisch schnappte und dann flott aus der Halle lief. Vielleicht war die Norrissache doch nicht ganz dafür geeignet, Freundschaft mit Harry zu schließen ... Fred und George mussten da wirklich nachhelfen! Aber ob ich ihnen überhaupt etwas zutrauen konnte, war eine andere Frage.
Es war punkt 17:00 Uhr, die kleine verzauberte Stoffeule auf Parvatis Nachtkästchen schuhute fünfmal. Zeitgleich wieherte ein Einhorn auf Lavenders Polster.
Mit prickelnder Haut stand ich vom Bett auf, legte das Buch zur Seite und stapfte hinunter in den Gemeinschaftsraum. Mein Herz pochte unter meiner Brust, irgendwie war ich plötzlich ziemlich aufgeregt.
Im Gemeinschaftsraum angekommen setzte ich mich in den Sessel vom Vorabend und überschlug die Beine. Natürlich waren die Zwillinge noch nicht da.
Zehn Minuten voller Unterlippe kauen und Füße trippeln später, grinsten mich zwei rothaarige Gryffindors an. Im Schlepptau hatten sie einen hübschen dunkelhäutigen Jungen mit Rastalocken.
Vom Sehen her, hatte ich ihn als recht nervig in Erinnerung. Trotzdem schenkte ich dem Gryffindor ein kleines Lächeln, nachdem er mir freundlich zugewinkt hatte. Der Junge nahm zwischen seinen besten Freunden lässig auf einem weinroten Sofa platz und legte die Arme um die Zwillinge.
„Hi, wie geht's Alecto?" Der Dunkelhaarige zeigte mir seine strahlend weißen Zähne.
„Denke gut?!" War es normal, dass er so aufdringlich war? Na ja, ich konnte nicht wirklich behaupten, viel mit irgendwelchen anderen Jugendlich zu tun zu haben, also warum nicht?
Außerdem war er schließlich der beste Freund der komischsten Zwillinge in ganz Hogwarts ...
An diesem Abend dauerte es lange, bis wir irgendetwas auf die Reihe bekamen. Am Vormittag hatte ich mir schon überlegt, wem wir einen Streich spielen sollten - das war definitiv Dumbledore - und sonst begannen die Jungs schon Pläne zu schmieden, wie wir ihn verärgern könnten.
Zu einem Entschluss kamen wir in den ersten drei Stunden jedoch nicht mehr. Die Jungs machten dazwischen zu viele blöde Bemerkungen, was sie zum lachen brachte und mich nervte; also sehr kontraproduktiv war.
Nach ungefähr drei Stunden Arbeitszeit nahm ich mir vor, ab jetzt zu versuchen, entspannter an die Sache heran zu gehen. Vielleicht würde das ja besser klappen.
Ich stellte meine Beine also locker nebeneinander hin, lehnte mich gemütlich zurück, sagte mir, ich solle mir keine Gedanken mehr über die Sprüche der Jungs machen und atmete tief durch. Irgendwie tat all das gleich sehr gut.
Tatsächlich ging jetzt die ganze Sache etwas besser voran.
„Hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen werden würde, aber der Streich darf nicht zu arg sein", meinte George irgendwann, als der Mond schon längst hoch am Himmel stand und die Sterne über uns funkelten.
Ich unterschied den Zwilling an seinen grauen Socken.
„Ich gebe Georg recht", sagte Lee, „Dumbledore versteht zwar Spaß, aber wir mögen ihn, also-"
„-ich mag Dumbledore nicht."Den Jungs entgleisten die Gesichter. Vielleicht aus purer Übertreibung, gegebenenfalls aber auch reflexartig - man konnte nie wissen - schlugen sich die Zwillinge zugleich zutiefst entsetzt die Hände vor die Münder. Mit großen Augen scannten sie mich einmal von oben bis unten, so, als wäre ich eine neue Spezies, die sie erforschen wollten.
DU LIEST GERADE
Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...