Idiot.

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Es war hart, verdammt hart.

Ich hatte es nicht gesehen. Warum guckte ich auch nie nach Vorne?

Du bist so verdammt tollpatschig, Kylie! , sagte meine innere Stimme zu mir.

Dazu konnte ich nur entgegnen: Du hast sowasvon Recht!

Gleich werde ich in den Sand plumpsen, mich wieder mal sehr, sehr peinlich machen und ausgelacht werden, weil ich gegen einen Pfahl gelaufen war.

Doch, nein! Ich fiehl nicht. Ich wurde festgehalten.

Seit wann hatten Pfähle denn Hände?

Immer noch nicht spürte ich den heißen Sand zwischen meinen Fingern. Ich war tatsächlich nicht hingeflogen. Dann musste der Pfahl wirklich Hände haben.

Vorsichtig schielte ich nach Oben.

Das war kein Pfahl! Ich lehnte völlig benommen an einer männlichen, nackten Brust. Wie kann eine Brust so hart sein? Ich hatte sie tatsächlich mit einem Pfahl verwechselt. OH GOTT!

Nackte Männerbrust! Und ich hing mit meinem Gesicht dagegen gepresst. Das ist peinlicher, als wenn ich gegen einen Pfahl gerannt wäre. Die Brust vibrierte. Lachte der Besitzer dieses Prachtstückes etwa?

-Na klar, Kylie. Du bist halt peinlich!, wollte mir meine innere Stimme einreden.

Etwas zu dramatisch löste ich mich von der Stahlbrust. Nun kam das, worauf ich die ganze Zeit gewartet hatte. Ich landete im Sand.

Nun lachte er noch heftiger und sein Lachen war wirklich schön, wenn man mal davon absah, dass er mich hier gerade auslachte. Ich hatte ihn noch nicht angesehen.

Ich stellte mir vor, wie ich in die Augen eines ekeligen Bodybuilders blickte, oder in die, eines älteren Mannes.

Können ältere Männer überhaupt so eine Brust haben?

-Komm schon Kylie! Du musst jetzt nach Oben schauen und dich entschuldigen!

Und das tat ich dann. Allerdings ohne die Entschuldigung.

Vor mir stand ein Junge, vielleicht siebzehn. Und -Oh Gott- ja, wie kann man nur so verdammt gut aussehen?

Er war wohl gerade im Wasser, denn seine dunklen Haare klebten nass und verstrubbelt an seiner Stirn. Er hatte ein markantes Kinn und geformte Lippen. Sein Six-Pack muss ich wohl gar nicht mehr erwähnen. Und da hatte ich vor einigen Sekunden gelegen?

Die Entschuldigung blieb mir in der Kehle stecken und ,sehr zu meinem Leidwesen und um den Peinlichkeitsfaktor noch höher zu stellen, klappte mein Unterkiefer nach unten.

Ich starrte ihn mit offenem Mund und geweiteten Augen an. Lange. Zu lange.

Er lachte wie verrückt. Über mich.

Aber mein Mund wollte sich nicht schließen. Verdammt, war das peinlich!

Er hatte sich wohl langsam von seinem Lachanfall erholt, denn nun schaute auch er mich eindringlich an.

"Willst du dich nicht entschuldigen oder bedanken? Am besten gleich beides, schlage ich vor. Und mach mal lieber wieder deinen Mund zu, sieht nicht besonders schön aus!", sagte er schließlich.

Idiot.

Aber ich tat es.

"Sorry" ,presste ich hervor.

"Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, oder besser aus dem Mund! Du hast das Danke vergessen", meinte er belustigt.

Leider fand ich diese Situation so gar nicht lustig, er wohl schon.

Nochmals sagte mir meine innere Stimme: Kylie, du bist so peinlich!

Ja verdammt, das weiß ich selber!

"Dankeschön" sagte ich schließlich.

"Geht doch. Sag mal, läufst du öfters gegen scharfe Kerle? Sieht nämlich nicht so aus. Du tust echt, wie blöd"

IDIOT.

"Zufälligerweise nein. Ich bevorzuge Pfähle. Straßenlaternen sind auch noch akzeptabel.", ich war überrascht über mich selber. Ich dachte nicht, dass ich so mutig sein konnte.

"Bist wohl 'ne ganz Lustige. Ich dachte erst, ich könnte dich mal anflirten, aber ich glaube, das lasse ich dann doch lieber", meinte er.

"Tut mir Leid, dass ich dich enttäuschen muss", antwortete ich sarkastisch und stützte mich auf meine Hände, um endlich aufstehen zu können.

Er bat mir nicht einmal seine Hand an. Der war wohl kein Engländer.

"Wusste gar nicht, dass es in Kalifornien Albinos gibt", sagte der Idiot schroff.

Bei dem hackt's wohl! Ja, ich gebe zu, dass meine Haare wirklich nicht normal waren. Die weißblonde Farbe hatte ich von meiner Mom geerbt und ich war sehr stolz auf meine Haare.

Anders, als bei so manchen Leuten, war meine Farbe natur. Aber ich war doch kein Albino!

Meine wasserblauen Kulleraugen harmonieren perfekt mit meinen hellen Haaren. Darauf war sogar Ellie neidisch gewesen, obwohl sie ihre schokobraunen, dicken Locken liebte.

Warum sollte ich mich weiter mit diesem Idioten abgeben?

Gesagt, getan.

Ich drehte mich extra schwungvoll um, sodass meine tollen (!) Haare wehten und maschierte davon.

Ob er mir wohl hinterherschaute?

Schluss jetzt, Kylie! Das kann dir sowasvon egal sein. Er war ein Idiot, auch wenn er verdammt heiß ist.

Ich steuerte gezielt auf das Wasser zu. Aber wo war Ellie? Sie war doch wohl nicht abgehauen sein?

Panisch schaute ich von Links nach Rechts, nach Hinten und nach Vorne.

Ahh, Ellie war wohl hinter einer Welle verschwunden, denn jetzt sah ich sie, während sie auf die Nächste zupaddelte. Sie setzte zum Aufstehen an, aber ließ sich fallen.

Was tat sie da?

Dann sah ich es. Eine Rückenflosse.

Ein Hai, da war ein Hai.

Und Ellie paddelte um ihr Leben.

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Hallo, ihr Lieben.

Ich sagte ja, dass ich es spannender machen will.

Geschafft?

Liebe Grüße, birded♡

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