Kapitel 20 - Verschollen

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Ich blieb ruhig. >Atmen, XXX< dachte ich. Vorsichtig stellte ich das Glas auf einen der Schränke, die gerade so recht standen und hockte mich neben ihn und nahm ihn in den Arm. Seine Schultern waren kalt und sein Erscheinungsbild trüb und kühl. „M? Bleibst du heute Nacht bitte hier?" flüsterte ich ihm ins Ohr. Doch keine Reaktion. Also holte ich eine Wolldecke und das Glas Wasser. Die Decke breitete ich über seinen Schultern und das Glas stellte ich neben ihn auf den Boden. Gegenüber von ihm setzte ICH mich hin.
„M! Rede mit mir! Was ist los?" Er hob seinen Kopf und schaute mich an. „Mein ganzes Leben besteht aus Enttäuschungen und Niederschlägen. Als wäre ich ein Magnet für negative Ereignisse. Ich lebe in einem fucking Trailer mit einer Alkoholiker Mutter, die den ganzen Tag nichts anderes zutun hat als Bingo zu spielen. Zudem wohne ich auf der Seite der 8 Mile, auf der man als Weißer komisch angemacht wird. Alles was mir bleibt sind die Rapbattles im Shelter. Und du.." Stille überkam uns. Sein Blick wandte sich ab. Er schaute ins Leere, seine Augen immer kühler. „Und ich will dir nicht wehtun."
„Das wirst du nicht!"
„DAS WEISsT DU NICHT!" Seine Stimme wurde lauter, energischer und sie machte mir ziemlich Angst. ER machte mir Angst. Augenblicklich stand er auf und drehte sich zur Tür mit einem letzten Blick nach hinten. Dann ging er.

POV Marshall:
Ich hatte nicht vor das zu tun, doch es blieb mir keine andere Wahl. Sie verstand einfach nicht, was in mir vorging, was SIE mit mir machte, was ICH durchmachte. Ich musste runterkommen, setzte mich in meinen Wagen und fuhr. Ins Shelter. Ich musste raus aus dem Alltag, aus dem ganzen Stress und dieser Beziehung.

POV XXX:
Am nächsten Morgen stand ich auf, in der Hoffnung, dass das einfach nur ein schlechter Traum war. Hektisch rannte ich die Treppe hinunter, warf mir eine Jacke über, schnappte mir ein Pancake und ging zur Schule, diesmal ohne meine Brüder. Die dreckigen Türen aufgeschlagen ging ich in Richtung meines Spindes und wartete ab. Jeder einzelne Schüler, der auf diese Schule ging, jeder einzelne Schüler, den ich kannte, kam an diesem Morgen zur Schule, sogar meine Brüder. Allerdings kam Marshall dieses Mal nicht. Er kam nicht mit diesem charmanten Lächeln auf mich zu und küsste mich. Er war einfach nicht da. Dienstagmorgen. Normalerweise hätten wir jetzt zusammen Geschichte. Wir sitzen immer ganz hinten und machen Listen, über die ganzen Schüler, die entweder kamen oder nicht, und lästerten dann über sie ab. Doch solange ich auch wartete, er kam einfach nicht. Er war wie verschollen, einfach spurlos weg, ohne auch nur EIN Wort zu sagen und ich wusste einfach nicht weiter. Ich trottete ins Sekretariat. „Darf ich mal ein Telefonat führen?"

Once I met a Boy named Marshall ..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt